Profis bei der Arbeit (14)

Instrumentenbauer Bernd Jestädt fertigt für jeden Musiker das passende Blasinstrument

Musikinstrumentenbauer Bernd Jestädt
Fotos (4): Privat

18.04.2017 / GROßENLÜDER - Seine Leidenschaft zur Musik und zum Handwerk hat Bernd Jestädt in seinem Beruf als Metallblasinstrumenten- und Schlagzeugmachermeister vereint. Seit über 30 Jahren ist er in seinem Job erfolgreich und inzwischen mit seinem "Haus der Musik" in Bimbach-Großenlüder auch auf dem internationalen Markt vertreten. Mit viel Liebe und Herzblut fertigt der 49-Jährige Blasinstrumente an. Für ihn die beste Entscheidung, die er hätte treffen können.



"Für mich gab es nur eine Berufswahl", sagt Jestädt. Schon mit elf Jahren hat der Bimbacher angefangen, Flügelhorn und Trompete zu spielen. Seine Leidenschaft wollte er mit einem Beruf verbinden, und mit 16 Jahren hat er seine Ausbildung bei einem der größten Instrumenten-Hersteller Deutschlands gestartet. Schon damals war Jestädt voller Tatendrang und hat erfolgreich seine Meisterprüfung absolviert. Nach 13 Jahren im Beruf erfüllte sich der Instrumentenmacher den Wunsch der Selbstständigkeit und gründete in Bimbach das "Haus der Musik".

In einer kleinen Werkstatt nahm er die Instrumentenreparaturen seiner Kunden entgegen. Schon nach zwei Jahren war der Andrang so groß, dass er sein kleines Unternehmen durch den Neubau von Instrumenten vergrößerte. "Wir sind einer der wenigen Hersteller in Deutschland, die von der Trompete bis zur Tuba alles bauen", erklärt Jestädt. Instrumente von der "Stange"? Nicht in Bimbach. "Wir bauen alles mit der Hand. Insgesamt 30 Instrumente in 100 verschiedenen Varianten." Da es in der Fuldaer Region keinen Metallblasinstrumentenbauer gebe, habe er sich schnell etabliert. "Wir wurden immer größer und haben inzwischen Kunden in Japan, Amerika, Deutschland und der Schweiz", so Jestädt stolz. Pro Jahr fertigt er rund 60 bis 80 Unikate. 

Die Jestädt-Eigenmarke ist inzwischen überall bekannt. Die eigenentwickelten Instrumente werden unter anderem von den berittenen Musikkorps der Königsgarde des schwedischen Königshauses und Walter Mauroner von den Kastelruther Spatzen bespielt. "Aber die anderen Hersteller schlafen nicht", meint Jestädt. Genau aus diesem Grund hat der Musikliebhaber schon viele neue Instrumente entwickelt. Jedes Jahr versucht der Bimbacher eine Eigenherstellung auf den Markt zu bringen. "Das ist ein Alleinstellungsmerkmal." Unter anderem hat er die Flüpete, das Hörnchen, den Erlkönig und das Tübchen erfunden. 

Alle Rohre werden bei der Herstellung per Hand gebogen. Im Laufe der Jahre hat der Bimbacher sogar seinen eigenen Blasinstrumentenbogen entworfen. Dieser ist nicht rund, sondern weist eine andere Bogenform auf. Das hat in der Musikbranche einen einmaligen Wiedererkennungswert. Der "Jestädt-Bogen" hat laut dem Erfinder durch seine spezielle Form weniger Luftwiderstand, wodurch die Musiker leichter spielen können.

"Man verbindet Handwerk mit Musik, hat viel Kundenkontakt und einen sehr kreativen Job", schwärmt Jestädt: "Ich kann das bauen, was mir einfällt. Genau deswegen liebe ich meinen Beruf." Er selbst kenne niemanden mehr, der eine so große Bandbreite an Instrumenten per Hand baut. "Genau das ist unser Merkmal, und es gibt viele Musiker, die das wertschätzen. Hier ist jedes Stück ein Unikat." Durch diese Herstellungsform habe Jestädt die Möglichkeit, die Blasinstrumente direkt an seinen Kunden anzupassen. Egal ob Fehlstellungen oder ein fehlender Finger - das Team nimmt sich für jeden Kunden viel Zeit und fertigt das passende Blasinstrument. "Für mich ist es immer wieder ein Glücksgefühl, wenn die ersten Töne darauf gespielt werden", sagt Jestädt.

Für den 49-Jährigen ist ein Traum wahr geworden. Nun hofft er, einen Auszubildenden zu finden und ihm sein Handwerk beizubringen. Für ihn wäre es großes Glück, sein Wissen an die nächste Generation weitergeben zu können. "In ganz Deutschland gibt es nur 15 bis 20 Auszubildende pro Jahr, die den Beruf lernen." Diese gebe es aber überwiegend in der bayrischen Region, wo die Blasmusik noch weiterverbreitet ist. Doch der Bimbacher gibt die Hoffnung nicht auf, und vielleicht ist die Region Fulda schon bald um einen Instrumentenbauer reicher. (Julissa Bär) +++

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