Kritik von Händlern und Gastronomen
Innenstadt und LGS: Zwei "Parallelwelten", die sich nicht berühren?
Archivfotos: O|N
16.05.2023 / FULDA -
Verschiedene Einzelhändler und Gastronomen aus der Innenstadt, die sich als Sprachrohr ihrer Kunden und Gäste verstehen, haben in einem Brief an Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) Verbesserungsvorschläge bezüglich der Landesgartenschau (LGS) gemacht. Unter anderem ist da die Rede von einem "Paralleluniversum", was in der mangelhaften Anbindung begründet sei. Stellvertretend für ihre Kolleginnen und Kollegen hat Marlies Piechotka von den "Crea Time Naturtextilien" das Schreiben unterzeichnet. Inzwischen hat der OB geantwortet.
Die Initiatoren des Briefes danken Wingenfeld für die ausführlichen Erklärungen, "können alles verstehen und nachvollziehen, fühlen uns aber trotzdem nicht verstanden in unseren Belangen". Deutlich wird in den Gesprächen, die O|N mit verschiedenen Einzelhändlern geführt hat, dass sich diese weder von den politisch Verantwortlichen noch vom City-Marketing ausreichend genug vertreten und unterstützt fühlen.
Um das vordringliche Anliegen auf einen Nenner zu bringen: "Unser einfacher Wunsch und der unserer Kunden und Gäste ist, dass der Shuttle, der im 30-Minuten-Takt von der LGS kommt, auch am Touristenzentrum hält. Es ist doch kein großer Aufwand, wenn der LGS-Shuttle zum Löhertor und auch zur oberen Innenstadt fährt. Viele Gäste holen sich Rat, Broschüre und persönliche Infos im Touristenzentrum und möchten den Dom gerne sehen. Daher ist es der beste Platz. Zudem könnten die Kunden ihren Einkauf im Geschäft lassen und ihn dann am Abend wieder abholen. Das wäre ein super Service!"
"Es wurde im Vorfeld auch oft darauf hingewiesen, dass die rechtzeitige Fertigstellung des Schlossgartens für den innerstädtischen Handel hilfreich gewesen wäre. Auch hierzu hat City-Marketing geschwiegen. Auch der Start des Weihnachtsmarktes 2023 nach dem Totensonntag ist für uns kritisch." Mit Ausnahme des Samstags seien LGS und Innenstadt "Parallelwelten, die sich nicht berühren". Eine Möglichkeit wären auch Parkplätze mit fußläufiger Anbindung an die LGS und an die Innenstadt. Diese sollten ausgeschildert und entsprechend gestaltet werden.
Weiter heißt es: "Wir hätten reagieren müssen, als bekannt wurde, dass der Schlossgarten nicht fertig wird. Ich verstehe auch nicht, warum das nicht nach der LGS geplant wurde. 1994 ging die Schau im Schlossgarten los und die Besucher mussten durch die Stadt." Dies sei ein Versagen des Stadtbaurates auf ganzer Linie. Vielleicht könnte noch eine Blumen- oder Rosenschau mit verschiedenen Gärtnern oder Baumschulen in der Stadt organisiert werden, um die Leute in die Stadt zu locken. Und schließlich sei es für Behinderte besonders schwer, und Rollstuhlfahrer kämen nicht überall rein. "Wo sind unsere barrierefreien guten Ideen geblieben?"
Das schreibt die Stadt
OB Dr. Heiko Wingenfeld schreibt unter anderem: Die Landesgartenschau laufe nun seit gut zwei Wochen und habe "nach unserer Beobachtung" deutlich zur weiteren Belebung der Innenstadt beigetragen. "Wir gehen fest davon aus, dass dieser von vielen Geschäftsleuten, aber auch in der Hotellerie und von Anwohnern aus der Innenstadt sehr deutlich wahrgenommene Trend durch die Frequenzmessungen des City-Marketings auch quantitativ belegt wird." Gleichwohl sei der Zeitpunkt im LGS-Jahr noch früh genug, um gegebenenfalls weitere Verbesserungen, etwa in Sachen Beschilderung, umzusetzen. Der OB weiter: "Hier können wir gerne Ihre Anregungen prüfen. Grundsätzlich hat die Landesgartenschaugesellschaft sich schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt – und auch in Absprache mit dem Innenstadthandel und dem City-Marketing – viele Gedanken über Verkehrs-/Parkkonzepte, die Anbindung an die Innenstadt, die Barrierefreiheit und die notwendige Beschilderung gemacht. Aber Verbesserungsmöglichkeiten gibt es natürlich immer, und sie werden - wo immer möglich - rasch umgesetzt."Zu den wichtigen strategischen Entscheidungen rund um die LGS gehöre für die Stadt Fulda das ÖPNV-Konzept: So sei pünktlich zur Gartenschau eine neue verlängerte Buslinie in Betrieb genommen worden: Die Linie 16, die bisher am ZOB endete, wurde verlängert bis zur Haltestelle Aueweiher ganz in der Nähe des LGS-Haupteingangs. Im 30-Minuten-Takt bediene diese Linie unter anderem die Innenstadt-Haltestellen Stadtschloss, Universitätsplatz und Peterstor und sei somit bestens geeignet, LGS-Besucherinnen und -Besucher von der Innenstadt zur LGS zu bringen (oder natürlich auch umgekehrt wieder zurück in die Innenstadt).
Die Fahrt vom Aueweiher zum Peterstor dauere gerade einmal neun Minuten. Darüber hinaus sei das weitläufige LGS-Gelände auch über die Linie 5 (neue Haltestelle "Überm Engelshaus"/Tiergarten) an die Innenstadt angebunden. Unter der Woche verkehre diese Linie stündlich, am Wochenende wegen der LGS ebenfalls sogar im 30-Minuten-Takt. "Dieses engmaschige ÖPNV-Angebot sucht übrigens im Vergleich mit anderen Landesgartenschauen seinesgleichen!", betont Wingenfeld.
Zusätzlich zu diesen Angeboten des ÖPNV gebe es den Shuttle-Bus der LGS, der für LGS-Gäste kostenlos sei und im 30-Minuten-Takt auf seinem Rundkurs auch am Rande der Innenstadt (Löhertor) halte – somit bestehe auch hiermit die Gelegenheit für Gäste der LGS, einen Zwischenstopp zum Besuch der Innenstadt einzulegen. Sowohl die ÖPNV-Busse als auch die Shuttles seien übrigens auch für Menschen im Rollstuhl nutzbar. Diese und viele weitere Tipps zur Anreise fänden interessierte Gartenfreundinnen und -freunde leicht auf der Homepage der LGS Anreise – Landesgartenschau Fulda 2023: www.lgs-fulda-2023.de.
Dort gebe es auch Hinweise für Pkw-Parkmöglichkeiten wie im neuen Parkhaus am Rosenbad, das pünktlich zur Landesgertenschau fertiggestellt wurde und sich gewissermaßen auf der Mitte zwischen dem LGS-Gelände und der Innenstadt befinde und – wie gefordert – die Möglichkeit bietet, in vertretbarer Zeit fußläufig sowohl die LGS als auch die Innenstadt zu erreichen. "Andere Möglichkeiten der Anbindung – wie die von Ihnen ins Spiel gebrachten Rikschas oder die Wiederbelebung des Transcity – sind im Vorfeld erörtert worden, aber aufgrund von negativen Erfahrungswerten aus anderen Städten nicht umgesetzt worden", so der OB.
Die Fertigstellung des Schlossgartens wäre sicher wünschenswert gewesen, ließ sich aber in der ursprünglich geplanten engen Taktung der Großereignisse (Stadtjubiläum 2019, Hessentag 2021 und LGS 2023) nur schwer einpassen, zumal die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs sowie die monatelange Verzögerung wegen der umfangreichen Kampfmittelsondierung schwer vorhersehbare und kalkulierbare Faktoren für die Bauarbeiten darstellten.
Der Verwaltungschef weiter: "Und nebenbei bemerkt: Den Schlossgarten wie 1994 wieder zum Teil der LGS zu machen und damit das LGS-Geschehen näher Richtung Innenstadt zu verlagern, war schon rein formell nicht möglich, denn die Förderrichtlinien schließen aus, dass zwei Mal dasselbe Gebiet von der LGS-Förderung profitiert (einzige Ausnahme ist der Bereich rund um die Parkbühne von 1994, wo jedoch für 2023 keine bleibenden Investitionen getätigt wurden). Die Verantwortlichen haben sich bewusst dafür entschieden, mittels der LGS 2023 neue städtebauliche Akzente zu setzen und Fuldas westliche Stadtteile näher an den Fluss und an die Innenstadt heranzurücken. Davon wird langfristig auch die Innenstadt profitieren."
Das Gelände der LGS sei groß, und wer es an einem einzigen Tag komplett erkunden wolle, der habe eine gute Wegstrecke zu laufen. Doch die überaus positiven Rückmeldungen aus der Hotellerie legten den Schluss nahe, dass viele auswärtige LGS-Gäste tatsächlich einen Aufenthalt mit Übernachtung in Fulda gebucht haben – mit genügend Zeit, neben der LGS auch die Innenstadt zu erkunden.
Die Stadt Fulda habe in Zusammenarbeit mit zahlreichen Kooperationspartnern ohnehin dafür gesorgt, dass es in diesem Jahr genügend Anlässe gebe, die Stadt (mehrfach) zu besuchen oder sich auf Entdeckungsreise durch die Innenstadt zu machen: "Denken Sie nur an die Reihe ,Alles im grünen Bereich' (www.allesimgruenenbereich-fulda.de), die Domplatzkonzerte, das Landesmusikfest, die Kunstinstallation der ,Alltagsmenschen', die Reihe ,Kultur.Findet.Stadt' im Museumshof, den Musicalsommer, das Stadtfest und das Weinfest etc. Für eine enge Verzahnung von LGS und Innenstadt stehen auch Aktionen und Angebote wie das Kombi-Ticket, das den Besuch der LGS und der städtischen Museen ermöglicht. Insofern bilden Stadt und LGS keineswegs Parallelwelten, vielmehr greift hier vieles ineinander und bietet Anlässe, die gesamte Stadt als Erlebnisraum zu genießen."
Es mag sein, dass sich eine steigende Frequenz in der Innenstadt nicht mehr wie früher 1:1 in gestiegenen Umsatzahlen bei der Händlerschaft niederschlägt. Dies seien jedoch leider allgemeingesellschaftliche Entwicklungen, die sich auch im Konsumverhalten zeigten und die von der Stadt Fulda kaum beeinflussbar seien.
"Dass jedoch auch der Handel selbst mit Blick auf die LGS aktiv werden kann, zeigt das Beispiel Bahnhofstraße: Der BID hat erkannt, dass es vorteilhaft sein könnte, wenn die LGS-Gäste, die mit der Bahn anreisen, nicht schon am ZOB in den Bus Richtung Tiergarten oder Aueweiher einsteigen, sondern erst noch einen Abstecher durch die Bahnhofstraße machen, um dann vielleicht am Uniplatz oder am Peterstor den Bus zu nehmen. Hier wurden jedenfalls durch den BID einige Anstrengungen unternommen, um entsprechende Akzente und Anreize zu setzen."
Wingenfeld abschließend: "In diesem Sinne wünsche ich dem gesamten Innenstadthandel, dass die positive Energie und die nachhaltigen Impulse, die von der Landesgartenschau ausgehen, sich auch positiv für die ganze Stadt und für den Einzelhandel und die Gastronomie auswirken!" (Bertram Lenz) +++
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