Profis bei der Arbeit (141)

Abschied vom "Halbgott in Weiß": Jochen Paulus ist Spezialist für Medizinrecht

Praktiziert seit 20 Jahren als Rechtsanwalt: Jochen Paulus.
Fotos: Stefanie Harth

01.10.2018 / BEBRA - An seinen ersten Fall kann sich Jochen Paulus gut erinnern: eine Kirmesprügelei. „Ich habe einen jungen Mann, der seinen Kontrahenten mit einem Baseballschläger attackierte, verteidigt“, sagt der 49-jährige Rechtsanwalt, der in Bebra eine eigene Kanzlei betreibt. 20 Jahre sind seit seiner „Feuertaufe“ im Oktober 1998 vergangen; inzwischen hat sich der Jurist auf Medizinrecht und Arzthaftungsrecht spezialisiert.



In seinem Job braucht der gebürtige Bad Hersfelder, der in Alheim aufgewachsen ist und in Marburg studiert hat, einen langen Atem. Geduld, Zielstrebigkeit, Hartnäckigkeit und Sorgfalt zeichnen den zweifachen Familienvater aus. Ins Medizinrecht ist Jochen Paulus, der sich als einen heimatverbundenen Menschen bezeichnet, im Dezember 2012 per Zufall „hineingerutscht“. „Es ging damals um einen Kassenarztsitz in Alheim-Heinebach“, berichtet er. „Das Gerangel um die Praxis-Nachbesetzung schlug hohe Wellen.“

Seitdem sei dieses Fachgebiet sein Metier. Vornehmlich berät und vertritt er Mandanten, „die der Auffassung sind, sie seien falsch behandelt worden“. Im Zug der Digitalisierung seien Patienten aufgeklärter geworden. „Sie sehen nicht mehr den ‚Halbgott in Weiß‘, sondern bewerten kritischer“, meint Paulus. Kritisch beäugt der Rechtsanwalt die Entwicklung innerhalb der Zahnmedizin. „Fakt ist, dass es unter den Zahnärzten und Kieferorthopäden schwarze Schafe gibt, die es mit den Gesetzen offenbar nicht so genau nehmen, indem sie zu viel abrechnen oder Behandlungen anbieten, die medizinisch nicht notwendig sind.“

Der 49-Jährige leistet nicht nur juristische Arbeit, sondern stützt, hilft und motiviert seine Mandanten. „Mich freut es, wenn ich einen langwierigen Prozess mit Gutachten und Gegengutachten überstanden habe und einen Erfolg für meinen Mandanten verbuchen kann – insbesondere dann, wenn es sich um ein Kind handelt.“

Konsequent abschalten tut der Familienmensch – seine Frau Tanja steht ihm als gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte in der Kanzlei zur Seite – in seiner Freizeit. „Am Wochenende wird nicht ans Büro gedacht“, bekräftigt der Vater zweier Töchter. Regelmäßige Besuche im Fitnessstudio stehen ebenso auf seinem „Feierabendplan“ wie Spaziergänge mit den beiden Familienhunden Tobi und Balou. Der 13-jährige Shih Tzu und der fünfjährige Chihuahua bringen ihr Herrchen „in Shape“.

Jochen Paulus ist Handball-Enthusiast. Er drückt den BVB Handball Damen, die in der höchsten deutschen Spielklasse, der Frauenhandball-Bundesliga, spielen, die Daumen. „In steter Folge fahre ich nach Dortmund, um mir live eine Partie anzuschauen.“ In jungen Jahren hat der Jurist selbst dem rasanten Teamsport gefrönt – er schnürte seine Schuhe für die TG Rotenburg.

Der Spezialist für Medizinrecht lenkt seinen Blick zurück auf seine Heimat und nimmt den vorherrschenden Ärztemangel ins Visier. „Junge Mediziner lassen sich kaum in kleinere Orte locken. Sie scheuen das Risiko, eine Praxis zu übernehmen“, gibt er zu bedenken. Um den Auswirkungen des demografischen Wandels Herr werden zu können, sei ein langer Atem gefragt. Mehr Infos: https://rechtsanwalt-jochen-paulus.de/. (Stefanie Harth) +++

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