Festspiel-Profis bei der Arbeit (119)

Hundetrainerin Gabi Ruß und "Bühnenhund" Ginger sind ein eingespieltes Team

Gabi Ruß hat ihre Leidenschaft für Hunde zum Beruf gemacht.
Fotos: Gudrun Schmidl

09.07.2018 / SCHENKLENGSFELD - Ginger ist eine Hauptdarstellerin in der Komödie „Shakespeare in Love“, die als deutsche Erstaufführung bei den Bad Hersfelder Festspielen am Freitag, 20. Juli, Premiere feiert. Nach zahlreichen Proben in der „Alten Tuchfabrik“ an der Landecker Straße steht Ginger, ein fünf Jahre alter Border Collie, vor weiteren großen Herausforderungen, denn nun muss sie sich auf der riesigen Festspielbühne an 22 Schauspieler, 30 Statisten, Hunderte von schillernden Kostümen und viel Trubel gewöhnen und dabei noch schauspielerisches Talent zur Schau stellen.


Hundetrainerin Gabi Ruß ist dabei unverzichtbar, denn mit einigen wenigen Handzeichen dirigiert sie Ginger, die völlig auf sie fixiert ist, in verschiedenen Positionen über die Bühne. Im Vorfeld der Festspiele wurde Gabi Ruß gefragt, ob sie einen stabilen Hund kenne, der auch Tricks beherrscht. „Mir fiel sofort mein eigener Hund Ginger ein“, erinnert sich die emphatische Hundetrainerin an das unerwartete Engagement.

Hauptberuflich ist Ginger seit 2015 auch Mitarbeiterin in „Gabis Hundetreff“ und wird dabei im Freilauf und zur Sozialisierung von Junghunden eingesetzt. Der fünf Jahre alte Border Collie beherrscht alle gängigen Grundkommandos, Fährtenarbeit, Apportierarbeit und Distanzarbeit. Nach dem Besuch der Welpenstunde begann im August 2013 die Grundausbildung zum Familienbegleithund, der die erfolgreiche Ausbildung zum Begleithund mit Prüfungsabschluss im Juli 2014 folgte.

Für seinen Bühnenauftritt hat Ginger die besten Voraussetzungen, denn parallel zur Gehorsamsausbildung läuft ihre Ausbildung zum Dog Dance. Zu dieser schwierigsten Sportart für Hunde gehören zahlreiche Tricks und Positionen, die in eigens erarbeiteten Choreografien zu Musik vorgeführt werden, was Ginger zusätzlich als „Bühnenhund“ empfiehlt.

Gabi Ruß ist mit vielen Tieren groß geworden. Es waren letztendlich Hunde, denen sie ihr Herz, ihre ganze Aufmerksamkeit und viel Zeit schenkte. „Schon als Kind erzog ich die Hunde aus der Nachbarschaft“, lacht sie. Lange Jahre war Gabi Ruß als Medizinisch-technische-Assistentin im Herz-Kreislauf-Zentrum in Rotenburg an der Fulda angestellt. Als eine berufliche Neuorientierung für sie unausweichlich war, entschied sie sich, ihre Leidenschaft für Hunde zum Beruf zu machen. Der Beruf Hundetrainer fällt nicht unter das Berufsbildungsgesetz und ist somit kein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf.

Gabi Ruß hat ihre Ausbildung zum Hundetrainer beim Verband Hessischer Hundeschulen und Pensionen absolviert, deren 2. Vorsitzende sie inzwischen ist. Diese Ausbildung wurde vom Veterinäramt anerkannt, so dass die Genehmigung des Paragraphen 11 des Tierschutzgesetzes greift. Damit ist sie befugt, eine Hundeschule zu führen.  Den wunderschön gelegenen und bestens geeigneten Übungsplatz in der Gemarkung Schenklengsfeld, der als früherer „Schäferhund-Platz“ brach lag, hat sie gekauft.

Hundetrainerin zu sein ist für Gabi Ruß Berufung, denn neben ihrer Leidenschaft für die treuen Weggefährten der Menschen ist sie ist mit viel Einfühlungsvermögen und Geduld Berater, Begleiter, Problemlöser und manchmal auch Seelentröster und Freund für die Hundehalter, die aus der gesamten Region zu ihr kommen und dabei auch das familiäre Zusammensein rund um die Übungsstunden schätzen. „Bei mir gibt es keinen militärischen Drill, keine Härte und schon gar kein Krallenhalsband“, bekräftigt Gabi Ruß, die Hunde individuell, liebevoll, geduldig und konsequent bis zum gewünschten Ausbildungsziel begleitet.

Dabei sind Welpen nicht nur die jüngsten, sondern auch die wichtigsten Hunde, denen ein großes Maß an Ausbildung gebührt. „Wir erarbeiten gemeinsam ein großes Vertrauen zwischen Hund und Mensch – denn nur mit einer guten Beziehung kann man erfolgreich durchs Leben gehen“, erläutert sie ihren Anspruch. Erste spielerische Übungen zu „Nein“, „Aus“, „Sitz“, „Platz“ und „Bleib“ gehören dazu. Ab einem Alter von circa einem halben Jahr wird der Welpe als Junghund eingestuft.

„Hunde unterscheiden sich durch ihre jeweiligen angeborenen und erlernten Verhaltensweisen oft stark voneinander, so dass die Erziehungsmethodik nicht immer die Gleiche sein sollte“, bekräftigt Gabi Ruß und ergänzt: „Mit jedem Hund und Hundehalter wird in meiner Hundeschule ein individuelles Training durchgeführt mit dem Ziel, zu einem gut sozialisierten, gehorsamen und ausgeglichenen Hund zu gelangen. Eine Ansage an den Hund muss deshalb manchmal sein“.

Im Vordergrund ihrer Arbeit steht ein großer Realitätsbezug, so dass sie in alltäglichen Situationen und bei Bedarf im gewohnten Umfeld des Hundes trainiert. Bei ihr werden völlig selbstverständlich Kinder entsprechend ihres Alters in die Erziehung ihres Hundes einbezogen und angeleitet.

Das Festspielengagement ist für Gabi Ruß und Ginger ein reines Privatvergnügen. Wenn "Shakespeare in Love" auf der Festspielbühne gezeigt wird, stehen die beiden im Rampenlicht. Immer dabei: Dr. Sabine Wenthe vom Veterinäramt des Landkreises Hersfeld-Rotenburg, die das Wohl von Ginger im Auge hat. Die Hundeschule läuft derweil sehr gut organisiert weiter, an sechs Tagen in der Woche. Wer in "Gabis Hundetreff" unverbindlich reinschnuppern möchte, meldet sich bitte unter den Nummern 06629/1727 oder 0173/9751473 an. Weitere Informationen zu dem Festspielprogramm unter www.bad-hersfelder-festspiele.de. Tickets unter 06621/640200. (Gudrun Schmidl) +++


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