Profis bei der Arbeit (10)

Konditor Bernd Lembach lebt seinen Beruf - "Vom Aussterben bedroht"

Bernd Lembach lebt und liebt seinen Beruf
Fotos: Julius Böhm

03.04.2017 / FULDA - Viel Geduld, Kreativität und Fingerspitzengefühl sind gefragt, wenn Bernd Lembach seinen Figuren aus Marzipan Leben einhaucht. Seit rund 40 Jahren ist der 54-Jährige als Konditor tätig. Er hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und bereichert seitdem die Stadt Fulda mit eigenen Kreationen an Trüffeln, Torten- und Marzipanspezialitäten.



Schon als Kind hat der Fuldaer mit Mehl und Nudelholz hantiert: "Ich habe immer bei meiner Mutter mitgeholfen. Das hat mich schon immer interessiert." Jedes Wochenende habe sie einen Kuchen gebacken. "Mir war schon mit zwölf Jahren klar, dass ich Konditor werden möchte. Mit 23 Jahren habe ich dann meinen Meister gemacht", erklärt Lembach. Immer habe er das Ziel verfolgt selbstständig zu werden und vor vielen Jahren hat er dann schließlich seine Marzipan & Trüffel Konditorei in der Karlstraße in Fulda eröffnet. Vor gut zwei Jahren wurde diese um ein Café erweitert. "Selbstständigkeit ist für mich ein Stück Freiheit", betont Lembach, der in seinem Laden nichts anbieten will, was er nicht selbst hergestellt hat.



Jeden Tag ist der 54-Jährige von allerhand Leckereien umgeben. Schon morgens beginnt er Kuchen und Torten für das Café zu backen. "Es wird nie langweilig", so Lembach, der sich immer wieder für den Beruf Konditor entscheiden würde. Auch die Trüffel-Pralinen werden täglich zubereitet. Je nach Saison werden rund 32 Sorten angeboten. Himbeer-, Pfirsich-Rosenblüten- und Champagner-Trüffel – der Konditor stellt tolle Kreationen für seine Kunden zusammen. "Eine Kundin hat einmal gesagt, das sind die besten Trüffel der Welt", berichtet Lembach stolz: "Das ist mein Steckenpferd."

Talentiert ist der Fuldaer auch im Formen seiner Marzipan-Figuren: "Ich versuche jede individuell anzufertigen. Jeder Kunde bekommt ein Einzelstück". Die Sonderbestellungen werden in der Konditorei mit viel Liebe angefertigt. "Das Modellieren ist etwas, was ein Konditor können muss", erklärt Lembach, während er einen kleinen Maulwurf aus Marzipan formt: "Man braucht Jahre, um den Figuren Leben einzuhauchen. Das sind die Feinheiten." Lebensmittel, Prinzenpaare, Berufe, Kleidungsstücke – der Konditor versucht seinen Kunden jeden Herzenswunsch zu erfüllen und hat in  40 Jahren schon allerhand Meisterwerke gefertigt. Eins steht für den 54-Jährigen jedoch fest: Plastikfiguren kommen bei ihm nicht auf die Torte.



"Konditor ist ein Beruf, in dem man viel Lob und Dankbarkeit bekommt", meint Lembach. Seine Werke würden alle Sinne ansprechen. "Ich bin froh, wenn meine Kunden es danach auch essen. Das Marzipan ist sogar für Veganer geeignet", sagt der Konditormeister. Da auch ein Butterbrot Kalorien habe, solle man die Leckereien ruhig genießen.

Besonders stolz ist er auch auf seinen Sohn Jonas Lembach, der in seine Fußstapfen treten wird. "Er war auch von klein auf mit dabei, hat in der Küche auf einem Hocker gestanden und Figuren mit viel Liebe geformt", sagt Lembach mit einem Lächeln. Das bedeutet dem 54-Jährigen viel. "Der Beruf ist vom Aussterben bedroht. Ich kann das gar nicht verstehen." Lembach hat Angst, dass es in Zukunft nur noch Kettenbetriebe gibt und die kleinen Familienbetriebe von der Bildfläche verschwinden: "Die Kunst des Süßen darf nicht verloren gehen." 

Doch daran ist erst einmal nicht zu denken: Auch in Zukunft will die Familie Lembach ihre Kunden mit tollen Kreationen begeistern. Viel Wert wird dabei vor allem auf hochwertige und frische Rohstoffe und viel Kreativität gelegt. "Lieber weniger und gut, als viel und schlecht." (Julissa Bär) +++

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