Profis bei der Arbeit (35)

Die Theke ist sein Revier: Barkeeper Matthias Stickel bringt Liebe ins Glas

Hinter der Theke ist Matthias Stickel daheim
Fotos: Carina Jirsch

20.07.2017 / GROSSENLÜDER - Bei ihm ist schon so mancher Gast an der Theke versackt: Gekonnt greift Matthias "Matze" Stickel in der Fuldaer "heimat." hinter der Theke zu den Flaschen und Gläsern. Inzwischen ist der 36-Jährige seit 20 Jahren in der Gastronomie tätig. Die Liebe zu diesem Job ist ihm auf den ersten Blick anzusehen. Er zaubert seinen Gästen als Barkeeper wahre Genussmomente ins Glas. Jede Handbewegung sitzt, wenn er die Gläser von Hand zu Hand fliegen lässt. 



Eigentlich hatte Stickel beruflich etwas ganz anderes vor: Nach der Schule startete er in Mainz ein Lehramtstudium in den Fächern Sport und Politik. "Nebenbei habe ich schon immer gekellnert und Bars geschmissen", sagt der sympathische Bimbacher. Sechs Tage die Woche stand Stickel im S-Club Fulda und Mainz sowie dem Besitos in Mainz hinter dem Tresen. "Ich war nach kurzer Eingewöhnung schnell Barchef in drei Läden und habe tatsächlich mehr gearbeitet als studiert - nicht zur Freude meiner Eltern." Ursprünglich wollte sich der 36-Jährige nur nebenbei etwas dazuverdienen. Doch schnell war klar: Barkeeper ist seine Leidenschaft. "Ich habe so viel gearbeitet, ich habe das Gefühl, ich war der reichste Student in Deutschland", sagt Stickel lachend. Denn Zeit das Geld auszugeben, hatte er nicht.

2006 hat der Bimbacher aus Liebe zur Gastronomie sein Studium hingeschmissen. "Ich hatte immer das Ziel, mich irgendwann einmal selbstständig zu machen." Die Zeit danach nutzte er für eine fundierte Ausbildung. Im Hotel "Zum Ritter" hat Stickel von 2006 bis 2008 seine Ausbildung zum Hotelfachmann gemacht, bevor es ihn zusammen mit seiner Frau in die Welt zog - acht Monate Weltreise quer durch Asien und die USA - finanziert durch das Trinkgeld der vergangenen Jahre. Nach dem Abenteuer und einer Anstellung im Bäder-Park-Hotel in Fulda wurde der 36-jährige Geschäftsführer vom Ristorante Bòn dì. In eineinhalb Jahren hat der leidenschaftliche Cocktailmixer das Café komplett umstrukturiert. Bis heute hat sich sein Konzept dort gehalten. Die kreative Cocktailkarte ist fester Bestandteil und auch seine Eigenkreation "Matzes Ladylike" gibt es noch.

"Der Laden lief, aber ich wollte mich einfach noch ein bisschen weiterentwickeln." Aus diesem Grund besuchte Stickel die Hotelfachschule Fulda und studierte Hotelmanagement und Tourismus. Wie ein roter Faden begleitet ihn seine Leidenschaft zu Cocktails. "Es ist einfach faszinierend, was man alles aus so wenigen Zutaten kreieren kann." Während seiner Studienzeit bot er Cocktailkurse an und zauberte viele leckere Drinks auf Geburtstagen und Hochzeiten. Auch nach all den Jahren hat er seine Faszination dafür nicht verloren: Inzwischen gibt es sogar 30 Eigenkreationen von ihm.

                                     DER MELON COOLER - Perfekt für den Sommer:
                                           
                                                - Eis ins Shaker-Glas
                                                - 3cl Wodka
                                                - 3cl Berentzen Wassermelonenlikör
                                                - Dash (Spritzer) Lime Juice
                                                - 3/8 frische Limette (vorher etwas ins Glas drücken)
                                                - 3/4 des restlichen Glases mit Maracujasaft auffüllen 
             
Alles gut shaken - am besten auch die Hüfte dabei. Danach in ein Ballonglas mit Eis und zwei Limettenscheiben gießen. Das Glas mit Sprite auffüllen, umrühren, Haribo-Schnuller dran und genießen!

Heute ist Stickel Assistent der Geschäftsleitung des Fuldaer Unternehmen Marotech. "Ich hatte einfach Lust auf eine Montag-bis-Freitag-Stelle. Nach 20 Jahren Gastronomie hatte ich genug. Ich habe schließlich mit 16 mein erstes Bier hinter der Theke gezapft."

Doch schnell merkte Stickel: Ganz ohne geht es doch nicht. 2015 hat sein bester Freund Paul Pawlowski gemeinsam mit Felix Wessling "die heimat." am Fuldaer Buttermarkt eröffnet. "Er hat mich gefragt, ob ich die ersten zwei bis drei Wochen aushelfe." Für den leidenschaftlichen Barkeeper eine Selbstverständlichkeit. Doch aus den zwei Wochen wurde ein fester Tag, den Stickel bis heute einhält: Jeden Samstag zaubert er den Gästen der heimat. mit seiner offenen und liebevollen Art ein Lächeln ins Gesicht: "Tja, und so wurde ich neben unserem Eddi zum dienstältesten Mitarbeiter.“

"Für mich ist es mein Hobby, dass ich dank der Zusage von meinem Chef auch weiterhin haben kann", freut sich Stickel. Doch so ein "Nebenjob" nimmt auch relativ viel Zeit in Anspruch. "Und ich habe das Glück, die coolste Frau auf der Welt zu haben." Auch der Familientag am Sonntag ist bei ihm fest eingeplant. Das Geld ist für ihn nur Nebensache: "Hinter der Theke kriege ich samstags den Kopf frei."

Der Bimbacher ist mit ganzem Herzen dabei. Auch während des Interviews mit OSTHESSEN|NEWS beobachtet er seine Gäste, spricht Empfehlungen aus und kennt die "Vorlieben" vieler ganz genau: "Das A und O eines Barkeepers ist es, seine Gäste zu kennen." Und der Blick auf die Uhr verrät ihm, dass es wieder Zeit ist, seinen Platz hinter der Theke einzunehmen. Eins ist sicher: Matthias "Matze" Stickel hat in seiner Zeit als Barkeeper schon so viel erlebt, dass man garantiert ein Buch über den geübten Cocktailmixer aus Fulda verfassen könnte. (Julissa Bär) +++

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