Profis bei der Arbeit (116)

Frisörmeisterin Katrin Kersch: "Mein Azubi ist ein Flüchtling"

Azad Ahmad will Frisör werden, das fachliche Wissen und die Praxis wird ihm Frisörmeisterin Katrin Kersch vermitteln
Fotos: Gerhard Manns

21.06.2018 / BAD HERSFELD - In ihrem Frisörsalon „Hair&Beauty“ am Markt 20 in Bad Hersfeld beschäftigt Frisörmeisterin Katrin Kersch zurzeit fünf Frisörinnen als „Profis im Frisörhandwerk“. Stefanie Deisenroth wird in Kürze ihre Lehre beenden und dann als vollwertige Fachkraft im Salon zur Verfügung stehen. Katrins Mutter Britta kümmert sich im Geschäft um die Kunden erledigt Besorgungen während die angestellten Frisörinnen den weiblichen oder den männlichen Kunden ihre gewünschten Frisuren auf den Kopf zaubern. Egal ob Dauerwelle, Haare waschen, das Haar mit einer Farbe tönen oder einfach nur Haare schneiden bei den Herren, im Salon bekommt jeder seine speziellen Haarfrisuren verpasst. Dafür stehen hochqualifizierte Fachkräfte und die Chefin selbst zur Verfügung.  

Seit acht Jahren Chef im Ring



Katrin Kersch hat im Jahr 2010, als damals 28-Jährige, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und dieses Wagnis bis zum heutigen Tag nicht bereut. Zunächst hatte sie einen Salon in Ludwigsau übernommen, war dann im September 2016 in einen ehemaligen Frisörsalon nach Bad Hersfeld umgezogen. „Es läuft gut, es ist alles im grünen Bereich. Man kann als selbstständige Unternehmerin sein Wunschteam selbst aufbauen und ich habe ein super Team“, so die Chefin im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Auch fast alle Stammkunden aus der Ludwigsauer Zeit sind mit nach Bad Hersfeld gegangen und viele neue sind noch dazu gekommen.  

Flüchtling macht Ausbildung zum Frisör

Seit 22. Mai 2018 absolvierte Azad Ahmad, ein syrischer Flüchtling, im Frisörsalon von Katrin Kersch ein Praktikum, um danach eine dreijährige Ausbildung zum Frisör zu beginnen. In seiner syrischen Heimat hat er eine dreimonatige Kurzausbildung als Barber absolviert, eine Tätigkeit wo die Männer in Syrien rasiert werden. Er ist willig, macht gute Fortschritte im Erlernen der deutschen Sprache und zeigt viel Geschick bei den ersten praktischen Ausbildungseinheiten. Beim Pressetermin wurde noch bekannt, dass er am heutigen Tage seinen 35. Geburtstag feiern kann. Von der Kreishandwerkerschaft Hersfeld-Rotenburg waren zum Pressetermin Geschäftsführer Hubert Lorenz, die Projektleiterin für Flüchtlingsobjekte Rita Brand und Willkommenslotse Michael Wittich gekommen, um sich über den Fortschritt bei der Ausbildung von Azad Ahmad zu informieren. Alle sind begeistert: "Azad selbst auszubilden freut mich besonders", so Kersch. 

Hintergrund:

Bisherige Erfahrungen zeigen, dass Flüchtlinge eine gezielte Vorbereitung auf eine Ausbildung in Deutschland benötigen. Deshalb haben das Bundesministerium für Bildung und For­schung (BMBF) und die Bundesagentur für Arbeit (BA) gemein­sam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) die Initiative "Wege in Ausbildung für Flüchtlinge" gestartet. Geplant ist, bis 2018 rund 10.000 Flüchtlinge zu qualifizieren und in eine betriebliche Ausbildung im Handwerk zu führen. In dieser Initiative fördert das BMBF Maßnahmen zur vertieften Berufsorientierung. Das Angebot richtet sich an junge, nicht mehr schulpflichtige Flüchtlinge, die bereits einen Integrationskurs durchlaufen und eine erste Berufsorientierung im Handwerk erhalten haben.

Die Initiative Wege in Ausbildung für Flüchtlinge ist in Stufen aufgebaut: In der Regel absolvieren die jungen Flüchtlinge zunächst einen Integrationskurs des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Er beinhaltet Sprachförderung und eine allgemeine Orientierung und Wertevermittlung. Darauf folgt die Maßnahme der Bundesagentur für Arbeit, Perspektiven für junge Flüchtlinge im Handwerk (PerjuF-H). Dort erhalten die jungen Menschen Einblicke in die verschiedenen Berufs­felder im Handwerk. Zudem werden ihre Sprachkenntnisse berufsbezogen erweitert. Diejenigen, die aufgrund ihrer Eignung und Neigung für eine Ausbildung im Handwerk in Frage kommen, werden im BMBF-Programm Berufsorientierung für Flüchtlinge (BOF) weiter auf eine Ausbildung im Handwerk vorbereitet. BOF ist ebenfalls offen für Geflüchtete aus mit PerjuF-H vergleichbaren Maßnahmen, wie berufsvorbereitende Bildungsgänge an beruflichen Schulen. Im Anschluss sollen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die die Voraussetzungen erfüllen, in ein Ausbildungsverhältnis übernommen werden. (Gerhard Manns) +++

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