Profis bei der Arbeit (2)

Die Bestatterin - Nina Brand-Kruth hat ihre Berufung gefunden


Fotos: Julissa Bär

06.03.2017 / NEUHOF - Sie ist jung, hübsch und arbeitet als Bestatterin: Nur durch Zufall hat die 25-jährige Nina Brand-Kruth aus Neuhof ihre Berufung gefunden. Seit dreieinhalb Jahren ist sie im Bestattungsinstitut Heres tätig. Brand-Kruth hilft den Angehörigen der Verstorbenen bei der Trauerbewältigung und Durchführung der Beerdigungen. "Ich habe erst gedacht, ich kann das nicht", sagt die 25-Jährige.



Von Deutschlands drittbester Auszubildenden als Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, zur Vermögensberaterin bis hin zur Lebensmitteltechnologie-Studentin: Brand-Kruth hat in ihrem jungen Alter schon viel ausprobiert. Eine berufliche Laufbahn als Bestatterin war nie geplant: "Ich war mit meiner Mutter am Grab von meinem Opa", denkt die 25-Jährige zurück. Dort sei sie mit ihrem jetzigen Chef Philipp Heres ins Gespräch gekommen. Da das Unternehmen, in dem sie tätig war, kurz vor der Schließung stand, war Brand-Kruth auf der Suche nach etwas Neuem. Doch mit dem Beruf Bestatter, konnte sie sich so schnell nicht anfreunden. "Ich bin dann zwei oder dreimal mitgefahren und habe festgestellt: So schlimm wie man sich das vorstellt, ist es gar nicht", sagt die Neuhoferin begeistert.

"Ich habe meine Entscheidung für diesen Beruf bis jetzt nie bereut", erklärt Brand-Kruth. Zwar hätten sie viele Dinge, wie das Herrichten eines Verstorbenen, Überwindung gekostet, doch jetzt gehört es für sie zum Arbeitsalltag dazu. "Ich kannte das Gefühl nicht, einen kalten Körper anzufassen", beschreibt die 25-Jährige. Nach nun über drei Jahren ist sie in ihren Beruf hineingewachsen und hat ihr Unwohlsein abgelegt. 

 Gemeinsam mit ihrem Chef Philipp Heres begleitet Brand-Kruth die Angehörigen. Die Bestatter führen Trauergespräche und beraten umfassend. Soll es eine Erd-, Feuer- oder Seebestattung sein? Oder wird eine Beisetzung im Friedewald gewünscht? Auch bei der Wahl des Sarges, der Gestaltung der Traueranzeige und Trauerkarten und der Planung der Bestattung stehen Heres und Brand-Kruth unterstützend zur Seite. Die 25-Jährige bereitet zudem die Bestattungsfeiern am Friedhof vor, organisiert den Ablauf der Feiern, hält mit den Pfarrern Rücksprache und kümmert sich um Organisten, Messdiener und Küster.

„Manchmal gibt es Situationen, die gehen einem nahe“, erklärt Brand-Kruth. Trotzdem versucht die junge Bestatterin ihre Tätigkeit nur als Arbeit zu sehen und Belastendes nicht mit nach Hause zu nehmen. Nach über drei Jahren Berufserfahrung hat sie schon viel erlebt und muss auch mit dem Anblick von Unfallopfern, Wasserleichen und verstorbenen Kindern klar kommen. „Das ist wie bei der Feuerwehr und dem Rettungsdienst“, erklärt Heres. Und Brand-Kruth fügt an: „Ich versuche in dem Moment immer nur meine Arbeit zu sehen.“

 Nur eins wird für die 25-Jährige vermutlich nie Alltagstrott: „An den Geruch gewöhnt man sich einfach nicht.“ Doch damit kann die Neuhoferin inzwischen gut umgehen. Jeden Tag leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Trauerbewältigung und ist für Trauernde Ansprechpartnerin und stützende Schulter.

Negatives über ihre Berufswahl musste sich Brand-Kruth zum Glück noch nie anhören: „Die meisten Leute finden es total interessant und fragen nach.“ Genau wie Heres hätte sich die 25-Jährige den Beruf niemals ausgesucht. „Ich wäre nie auf die Idee gekommen.“ Doch beide sind froh, diese Entscheidung getroffen zu haben: „Am Ende vom Tag, weiß man, dass man den Leuten geholfen hat“, sagt Heres: „Es ist eine Berufung. Wir probieren die Trauer der Angehörigen abzufangen und jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen.“ (Julissa Bär) +++

Profis bei der Arbeit - weitere Artikel

↓↓ alle 149 Artikel anzeigen ↓↓

X