Tribünen-Talk (4)

Andres Mendez, der Ganove "Hakenfinger Jakob" in der "Dreigroschenoper"

Andres Mendez spielt "Hakenfinger Jakob" in "Die Dreigroschenoper".
Foto: O|N / Christopher Göbel

08.07.2024 / BAD HERSFELD - Andres Mendez spielt den "Hakenfinger Jakob" in "Die Dreigroschenoper" bei den Bad Hersfelder Festspielen 2024. OSTHESSEN|NEWS stellt in dieser Saison wieder einige Festspiel-Darstellerinnen und -Darsteller in Kurz-Porträts mit jeweils sechs Fragen vor.



1. Haben Sie etwas mit Ihrer Rolle gemeinsam?

Hakenfinger Jakob ist ein durchtriebener, bösartiger, hochkrimineller gefährlicher Mann, der zu seinem Boss Mackie Messer aufsieht. Als nächster in der Rangfolge hegt er eine ausgeprägte Loyalität ihm gegenüber und auch seinen Gang-Mitgliedern der "Platte". Mit einem sozialkritischen Auge blickt er auf die Gesellschaft und die damit verbundenen Vorurteile, Menschen gegenüber die "nicht in die Norm" passen.

Hätte ich all diese Charaktereigenschaften mit Jakob gemein, stünde ich wohl eher mit einem Bein im Knast als auf der Bühne (lacht). Dennoch schätze ich seine Loyalität, die auch ich Menschen in meinem engeren Umfeld schenke und die Kritik an Machtmissbrauch und Diskriminierung. Und ich teile mit ihm natürlich die Leidenschaft für Tattoos.

2. Wie entspannen Sie sich, wenn Sie nicht auf der Bühne stehen?

Abseits der Bühne verbringe ich die meiste Zeit im Synchron-Studio, was mir Abwechslung beschert und in einer gewissen Form auch eine Art von Entspannung sein kann, auch wenn es Arbeit ist. In der Regel finde ich aber Entspannung beim Kickbox - und Mixed Martial Arts-Training, beim Spazierengehen mit meinem Hund, bei Quality Time mit meiner Frau und meiner Tochter, beim Kochen oder aber auch beim Faulenzen in der prallen Sonne.

3. Eine Anekdote aus Ihrer Bad Hersfelder Festspielzeit?

Ich darf dieses Jahr bereits zum fünften Mal in dieser Stadt und dieser herrlichen, magischen Kulisse meinen Sommer verbringen. Somit gibt es sicher eine Reihe an Anekdoten die einem prägend in Erinnerung bleiben. Jedes Stück, jede Inszenierung und jedes Ensemble hat seine ganz eigene Charakteristik und trägt so zu unvergesslichen Momenten bei.

2019 bekam ich neben der Wiederaufnahme von Shakespeare in Love, das Angebot eines Bühnensolos - "NippleJesus" von Nick Hornby - dass ich mit der großartigen Regisseurin Bettina Wilts erarbeiten durfte. Für die Vorstellungen gab es keinen besseren Ort als die Kapelle im Museum im Stift. Als im folgenden Jahr 2020 dann Corona gänzlich alles lahm legte, gab es bei den Festspielen ein Ersatzprogramm: "Ein anderer Sommer". Die Stiftsruine war in diesem Jahr nahezu nackt, ohne Bühne und Zuschauertribüne, so auch die Hinterbühne. Man entschloss sich "NippleJesus" noch einmal zu spielen: in der Krypta. WOW! Inmitten dieser alten Gemäuer, in der Tiefe der Stiftsruine ein Bühnensolo spielen zu dürfen, gehört wohl zu den prägendsten Erinnerungen meiner Festspielzeit.

4. Was ist Ihr Lieblingsessen und warum?

Tatsächlich variiert das immer wieder mal. In diesem Jahr ist es aber "Buffalo Tonnata" und "Tiramisu", dass man im Vacca Stracca in Bad Hersfeld bekommt. Kann ich nur jedem empfehlen! Anbei herzliche Grüße an Zoran, der unserem Ensemble immer einen Tisch klar macht - Danke. Wir sind nämlich alle süchtig nach dieser Speisekarte.

5. Was wäre Ihr Alptraum-Moment auf der Bühne?

Theater besteht aus Verabredungen, Interaktionen und Abmachungen, die eingehalten werden müssen - vor allem auf so großen Bühnen wie hier und vor allem bei Kampf, -Fecht - oder Schwertchoreografien. Ich könnte es nicht verantworten, wenn durch mein Zutun einer meiner Kollegen oder Kolleginnen verletzt und im schlimmsten Fall bleibende Schäden oder gar Einschränkungen davontragen würde.

6. Was war Ihr schönster Moment auf der Bühne?

Der schönste und unerreichbarste Bühnenmoment bleibt der, bei dem ich meine Frau zum ersten Mal geküsst habe (lacht), damals noch in den entsprechenden Rollen als Ferdinand und Luise! Sorry, das musste ich sagen (lacht).

In diesem Jahr aber definitiv die Premiere der Dreigroschenoper, der tosende Schlussapplaus, bei dem sich das gesamte Ensemble, die Statisterie, die Regie, die Musiker und alle Beteiligten die hinter der Bühne die Fäden ziehen, auf der Bühne zusammengefunden haben und gemeinsam mit einem grandiosen Premieren - Publikum die "Moritat" gesungen haben. Hierfür kann man nur dankbar sein, mit solch großartigen und tollen Menschen eine Leidenschaft teilen zu können. (cdg) +++

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