Tribünen-Talk (11)
Inger, die mutige Pfarrersgattin in "Wie im Himmel"
Fotos: Christopher Göbel
28.07.2024 / BAD HERSFELD -
Bettina Hauenschild spielt Inger in "Wie im Himmel bei den Bad Hersfelder Festspielen 2024. OSTHESSEN|NEWS stellt in dieser Saison wieder einige Festspiel-Darstellerinnen und -Darsteller in Kurz-Porträts mit jeweils sechs Fragen vor.
Ja! Ich organisiere gern, ich sage gern die Wahrheit. Das, was diese Inger ausspricht, ihre Kritik an der Kirche, teile ich zum großen Teil. Ich schätze an der Figur, dass sie nicht verkrampft oder verklemmt ist und unkonventionelle Ansichten vertritt. Sie kämpft für ihre Liebe und ihr Leben. Und mit einem so großen Chor zu singen ist zwar neu für mich, aber ich liebe es ebenso sehr wie sie.
In meinem großen Garten, bei meinen Pflanzen und bei der Arbeit in unserer Heilpflanzengärtnerei im Schloss Hirschgarten in Borken. Ich habe das Glück, diese zwei Leben so nah beieinander führen zu können: Schauspiel und Arbeit mit den Heilpflanzen. Laut und leise, äußerlich und innerlich, scheinbare Gegensätze, die mich ausmachen.
Da gibt es inzwischen viele, denn wahrscheinlich gibt es nicht viele Personen, die das Glück hatten, so oft und in so verschiedenen Rollen auf dieser Bühne zu stehen, die inzwischen so etwas wie eine Heimat für mich geworden ist. Ein wundervoller Moment war z.B., als die Musiker aus der Produktion "Luther" nach der Vorstellung draußen für mich zum Geburtstag ein Ständchen gespielt haben.
Als ich mein Buch "Die Sprache der Pflanzen" mit einer Lesung im Rahmen der Festspiele vorgestellt habe, kam hinterher ein älterer Mann mit seiner Familie auf mich zu und sagte: "Sie müssen das sein, die Schauspielerin, die in unser Dorf ins Schloss zieht. Wir wollten Sie willkommen heißen." Darüber habe ich mich sehr gefreut. Letzten Monat ist er gestorben.
Im Stück "Notre Dame" hat Joern Hinkel mir einen Wunsch erfüllt und mir eine kleine Männerrolle gegeben - als ein Mitglied in der Gaunerbande. Als meine Kinder das Stück angeschaut haben, haben sie mich nicht erkannt und hinterher enttäuscht gefragt, ob denn mein Auftritt als Mann gestrichen wurde. Das hat mich sehr amüsiert. So vielfältig sind meine Auftritte hier, dass selbst meine Kinder, die mich nun wirklich gut kennen, nicht immer hinterherkommen.
4. Was ist Ihr Lieblingsessen und warum?
Alles, was wir selbst anbauen, esse ich am liebsten. Zur Zeit ist es Mangold, den ich in allen Varianten zubereite. Manchmal staune ich selbst, was da alles geht. Ansonsten dreht sich bei uns alles um die Kräuter und es gibt morgens, mittags und abends Kräutertees, Kräuterbutter, Kräutersalz...
Blitz, Donner, Regen und Hagel. Ich friere so leicht und habe mir schon unangenehme Erkältungen auf der Bühne geholt. Wir sind dem Wetter ausgesetzt und das macht es zwar spannend, aber dafür sind wir auch immer an der frischen Luft. Vor allem aber, und das wurde mir gerade erst wieder bei der Eröffnung der Festspiele sehr bewusst, sind wir so verletzlich ausgesetzt und da gibt es viele Alptraum-Momente, die ich mir vorstellen kann.
6. Was war Ihr schönster Moment auf der Bühne?
Auch da gibt es einige, für die ich dankbar bin. Dabei sein zu können, wenn die vielen zuschauenden Menschen mucksmäuschenstill sind, weil wir gerade etwas Bewegendes spielen, ist wundervoll. Wenn etwas, das wir uns bei den Proben ausgedacht haben, dann funktioniert, wenn es verständlich ist, wie z. B. die Lacher, die ich als Amme bei "Shakespeare in Love" bekommen habe, wenn ich gejodelt habe. Und natürlich der Applaus, der Lohn unserer Mühen. Dankbar bin ich aber auch, dass unser Inspizient bei den Vorstellungen, die wir bei großer Hitze spielen, immer eine Kühlbox mit Eiswasser und Waschlappen bereitstehen hat, damit wir uns abkühlen können. (cdg) +++
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