Kurzweiliger Vormittag in der Stiftsruine

Großer Hersfeldpreis geht an Henry Arnold und Helena Charlotte Sigal

Die glücklichen Gewinner der Hersfeldpreise zeigten sich am Sonntagvormittag stolz.
Fotos: Kevin Kunze

29.07.2024 / BAD HERSFELD - Es war ein kurzweiliger Sonntagvormittag in der Bad Hersfelder Stiftsruine. Traditionell wurden der viel beachtete Große Hersfeldpreis (seit 1962), sowie der Hersfeldpreis (seit 1969) vergeben. Dabei gab es die ein oder andere Überraschung. Und auch neben der Preisverleihung war den Gästen einiges geboten. Besonders die GBO-Oldtimer-Bigband und Sängerin Olivia Grassner wussten mit ihrem Programm zu überzeugen.



Bei bestem Wetter und Sonnenschein wurde pünktlich die Veranstaltung um 11 Uhr von Moderator Hermann Diel vom Hessischen Rundfunk eröffnet. Auch Bürgermeisterin Anke Hofmann war vor Ort und erklärte in ihrer kurzen Festrede: "Wir sind alle sehr gespannt auf die diesjährigen Preisträger. Bislang war es eine sehr gelungene Festspiel-Saison. Die heutige Preisverleihung ist ein weiterer Höhepunkt." Und auch der Vorsitzende der Freunde der Stiftsruine freute sich und hob dabei besonders die Personen, die hinter der Bühne stehen hervor:

Personen hinter der Bühne hervorgehoben

"Nicht nur die Schauspieler leisten einen hervorragenden Job, auch die Personen, die hinter der Bühne in den vielfältigen Tätigkeiten arbeiten, machen eine tolle Arbeit. An einem solchen Tag war es mir besonders wichtig, das zu sagen." Dabei ergänzte er die vielfältigen Tätigkeiten, um die sich die Freunde der Stiftsruine kümmern, auch über die Bad Hersfelder Festspiele hinaus.

Mit Christoph Degen war auch ein Vertreter der Hessischen Landesregierung vor Ort. Der Staatssekretär unterstrich die Tradition der Festspiele: "Sowohl die Festspiele, als auch der Hersfeldpreis haben eine große Tradition. Persönlich bin ich seit langer Zeit schon ein Fan. Umso glücklicher bin ich, heute erstmals der Preisverleihung beiwohnen zu können." Die gespannten Zuschauer wurden etwas auf die Folter gespannt, doch mit der herausragenden Performance der GBO-Oldtimer-Bigband und Sängerin Olivia Grassner wurden die Zuschauer mit hoher musikalischer Qualität entlohnt.

Als Pit Rampelt vom ZDF stellvertretend für die Jury ans Mikrofon trat, wurden endlich die Preisträger bekannt gegeben. Dabei bilanzierte er, dass die Entscheidung am Samstag in einer dreistündigen Sitzung gefallen sei und es den Mitgliedern unheimlich schwergefallen sei, eine Entscheidung zu treffen.

Emotionale Reaktion der Preisträgerin

Dann war es endlich so weit und der Hersfeldpreis 2024 wurde verliehen an Gioia Osthoff als "Polly" in Michael Schachermaiers Inszenierung der "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Die Jury begründet ihre Wahl so: "Gioia Osthoff entwickelt sich zum Star des Abends. Sie bewegt mit ihrer umwerfend verführerischen, leicht angeschrägten Sprech- und Gesangsstimme nicht nur Mackie, sondern auch das Publikum. Vom naiven Mädchen im Faltenrock mausert sie sich zur Kokainkönigin, die auch Mackies Gangsterbande in Schach hält." Osthoff konnte leider nicht persönlich vor Ort sein, deshalb nahm Festspiel-Intendant Joern Hinkel den Preis stellvertretend entgegen. Per Videobotschaft erklärte sie aus dem südamerikanischen Ecuador: "Ich bin unheimlich stolz und glücklich, es ist ein Highlight meiner bisherigen Karriere. Ich widme diesen Preis meinem Vater, der am vergangenen Donnerstag gestorben ist - gerade in dieser schwierigen Zeit freut mich diese Auszeichnung enorm."

Zur Überraschung gab es noch einen weiteren Hersfeldpreis. "Der Hersfeldpreis 2024 wird verliehen an den Chor in Joern Hinkels Inszenierung 'Wie im Himmel'. Helgo Hahn hat die 44 Sängerinnen und Sänger aus Hersfelder Chören zusammengestellt und zu einem harmonischen Ensemble zusammengeführt. Der Chor berührt und überzeugt nicht nur musikalisch, sondern auch durch seine choreografische und stimmungsvolle Darstellung der Einwohner des schwedischen Dorfes. Durch seine herausragende Leistung werden Grenzen zwischen Amateuren und Profi-Darstellern aufgehoben. Der Chor wird zur tragenden Säule des Abends", begründete die Jury ihre Entscheidung.

Zu guter Letzt wurde dann auch der Große Hersfeldpreis verliehen. Die glücklichen Gewinner waren Henry Arnold als Dirigent Daniel Dareus und Helena Charlotte Sigal als Lena in Joern Hinkels Inszenierung "Wie im Himmel". Die Jury erklärte zu ihrer Entscheidung: "Als Paar prägen Henry Arnold und Helena Charlotte Sigal die gelungene Theateradaption der schwedischen Filmvorlage. Die psychologische Entwicklung der beiden Figuren wird gerade in den Paarszenen deutlich, die durch ihre emotionale Tiefe glaubwürdig wirken. Beide Darsteller überzeugen sowohl in den dramatischen als auch den heiteren Liebesszenen. In den musikalischen Auftritten erweisen sie sich als ebenbürtige Partner. Helena Charlotte Sigal begeistert mit großer Natürlichkeit, Bühnenpräsenz und ihrem Gesang. Henry Arnold beweist als Dirigent, Chorleiter und Pianist seine souveräne Vielseitigkeit."

Arbeit des gesamten Ensembles

Auch die beiden Darsteller waren komplett überrascht von ihrer Auszeichnung. Helena Charlotte Sigal erklärte überwältigt: "Wir haben viele Höhen und Tiefen bereits gehabt, bislang hat es unheimlich viel Spaß gemacht und ich freue mich auf die restliche Zeit mit einem tollen Team." Schauspielkollege Henry Arnold ergänzte: "Ich bin total überwältigt von der Auszeichnung. Dieser Preis ist das Ergebnis einer tollen Arbeit des gesamten Ensembles."

Abschließend erklärte Intendant Joern Hinkel: "Bislang war es wirklich eine tolle Spielzeit, wir haben großartige Stücke, die die Zuschauer in der Stiftsruine oder dem Schloss Eichhof genießen konnten. Ich bin wirklich sehr glücklich."

Hintergrund: Die undotierten Hersfeldpreise werden seit 1962 von der Stadt Bad Hersfeld und der Gesellschaft der Freunde der Stiftsruine e.V. alljährlich vergeben. Eine unabhängige Jury entscheidet über die Vergabe der Preise. Die Hersfeldpreis-Jury: Bettina Fraschke (HNA), Marion Schwarzmann (freie Autorin), Thomas Kobbe (WLZ), Hermann Diel (HR) und Pit Rampelt (ZDF/ Jury-Sprecher). (Kevin Kunze)+++

Bad Hersfelder Festspiele 2024 - weitere Artikel

↓↓ alle 68 Artikel anzeigen ↓↓

X