Bad Hersfelder Festspiele eröffnet

Ministerpräsident gibt den Startschuss: Die Fanfare schallt über die Stadt

Bürgermeisterin Anke Hofmann, Kulturminister Timon Gremmels, Ministerpräsident Boris Rhein und Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (von links)
Fotos: Hans-Hubertus Braune / Christopher Göbel

22.06.2024 / BAD HERSFELD - "Die 73. Bad Hersfelder Festspiele sind eröffnet!", rief Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) am Ende des Eröffnungs-Festaktes am Freitagabend in der Bad Hersfelder Stiftsruine. Und dann wehten die Klänge der wohlbekannten Festspielfanfare zum ersten Mal in diesem Jahr über die Stadt. 



Doch zuvor hatten Bürgermeisterin Anke Hofmann (parteilos) und Festspiel-Intendant Joern Hinkel die Gäste des Festaktes begrüßt. "Hier in der historischen Stiftsruine, die seit Jahrzehnten einen unvergleichlichen Rahmen für Theater und Musik bietet, erleben wir heute den Beginn einer neuen, aufregenden Festspielsaison. Wenn sich in drei Stunden erstmals in diesem Jahr sprichwörtlich der Vorhang hebt und die Scheinwerfer das Bühnenbild erhellen, fühlen wir die Magie und die Kraft der Kunst wie kaum an einem anderen Ort", sagte die Bürgermeisterin. 

Anke Hofmann: "Kunst ist ein Fenster zur Seele"

"Gerade heute, in einer Welt, die oft von Hektik, Oberflächlichkeit, aber auch Unsicherheiten geprägt ist, brauchen wir diese Momente der Besinnung und Inspiration. Kunst mehr als bloße Unterhaltung. Sie ist ein Fenster zur Seele und ein Spiegel unserer Zeit. Sie schenkt uns Leichtigkeit, sie regt uns zum Nachdenken an und sie vermag es, Veränderungen anzustoßen. Und Kunst lebt von der Vielfalt der Stimmen und Perspektiven, die sie zum Ausdruck bringt. Sie fordert uns heraus, über uns selbst und unsere Gesellschaft nachzudenken. Sie zeigt uns neue Wege und eröffnet uns neue Horizonte" so Hofmann.

Sie dankte auch für die "tat- und finanzkräftige Unterstützung einer Vielzahl an Unternehmen, Partnern und Förderern in Stadt und Region sowie dem Bund und dem Land für die finanzielle Unterstützung des Theaterfestivals". "Lassen Sie uns gemeinsam in eine Festspielsaison voller Emotionen, Inspiration und unvergesslicher Momente starten. Genießen Sie die Aufführungen, lassen Sie sich verzaubern und tauchen Sie ein in die Welt des Theaters", richtete sie ihre Schlussworte an das Publikum.

Brechts "Kinderhymne" als beeindruckender Chor

Intendant Joern Hinkel erwähnte, dass "in jedem von uns steckt ein bisschen Brecht, ein bisschen Weill und ein bisschen Hauptmann". "Der Brecht in uns ruft: Die Welt ist arm, der Mensch ist schlecht. Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral", Zitate aus der "Dreigroschenoper". "Die Menschen wählen Parteien, die dafür sorgen, dass sie irgendwann nicht mehr wählen dürfen", so der Intendant. "Lassen Sie uns für die Demokratie aufstehen", rief er dem Publikum zu. "Der Weill in mir ist zuversichtlicher. Das Geheimnis der Dreigroschenoper ist die Mischung von Brecht und Weill". Er sang auf die Melodie der deutschen Nationalhymne die "Kinderhymne" von Bert Brecht. "Und weil andere besser singen können als ich, rufe ich jetzt mal alle herbei, die hier auf und hinter der Bühne arbeiten". Als großer und beeindruckender Chor sang das Ensemble dann Brechts "Kinderhymne".

Astrid Wallmann: "Die kulturelle Vielfalt Hessens ist vielfältig und reich"

Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) sprach in ihrer Festrede unter anderem über die Stiftsruine und das Zeltdach von Frei Otto. "Die Stiftsruine ist eine einmalige Örtlichkeit. Hier spielen zu dürfen, ist ein Privileg", so Wallmann. Sie erwähnte auch, dass Konrad Duden einer der ersten gewesen sei, der in der Ruine Theater habe etablieren wollen - allerdings damals ohne Erfolg.

Sie dankte allen Mitwirkenden, Unterstützern und dem Publikum im Namen der Abgeordneten des Hessischen Landtages. Und sie verriet, dass ihr erster Theaterbesuch in Wiesbaden ein Erlebnis gewesen sei, an das sie sich heute noch erinnere. "Bad Hersfeld ist für einige Wochen ein Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs", so die Landtagspräsidentin. Wallmann ist seit Mai 2022 in diesem Amt. Sie gehört dem Parlament seit 2009 an und ist die erste Frau in diesem Amt in Hessen. 

Boris Rhein: "Ein Segen für die schönen Künste"

"Die Bad Hersfelder Festspiele sind ein Segen für die schönen Künste. Für die kommenden zwei Monate verwandelt sich die historische Stiftsruine in einen einmaligen Pilgerort für Kulturliebhaber. Auch in diesem Jahr erwartet die Besucherinnen und Besucher in Bad Hersfeld – dem 'Salzburg des Nordens' – wieder ein unvergleichliches Theatererlebnis mit herausragenden Künstlerinnen und Künstlern", sagte Ministerpräsident Boris Rhein im Festakt.
 
Er verwies darauf, dass eine lebendige Demokratie eine freie und vielfältige Kultur brauche. "Schauspiel soll nicht nur unterhalten, sondern gesellschaftliche Zustände und Entwicklungen auch kritisch reflektieren", sagte Rhein. Nicht umsonst sei die Kunstfreiheit eine der ersten Freiheiten, die Diktaturen zerstörten. "Ich bin froh, dass die Kunstfreiheit in Deutschland seit nunmehr 75 Jahren durch das Grundgesetz geschützt ist. Die Bad Hersfelder Festspiele zeigen seit Jahrzehnten, von welchem Wert eine freie Kunst ist."

Eintrag ins Goldene Buch der Stadt

Rhein, Wallmann und Wissenschaftsminister Timo Gremmels (SPD) trugen sich mitten im Bühnenbild der "Dreigroschenoper" ins Goldene Buch der Stadt ein. Umrahmt wurde der Festakt vom Ensemble der diesjährigen Bad Hersfelder Festspielen sowie der "Oldtimer-Bigband" unter der Leitung von Helgo Hahn. Dazu sang Olivia Grassner.

Spielzeit bis 18. August

Die 73. Bad Hersfelder Festspiele sind nun also eröffnet und dauern bis zum 18. August. Auf dem Spielplan stehen neben dem Eröffnungsstück "Die Dreigroschenoper" das Musical "A Chorus Line", "Wie im Himmel", "Das kleine Gespenst" als Wiederaufnahme und im Schloss Eichhof die Komödie "Der Vorname". Den kompletten Spielplan sowie die Möglichkeit, Tickets zu erwerben, gibt es hier. (Christopher Göbel) +++

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