Tribünen-Talk (8)
Götz Schulte, Bettlerboss und Geschäftsmann in "Die Dreigroschenoper"
Fotos: Christopher Göbel
22.07.2024 / BAD HERSFELD -
Götz Schulte spielt Jeremiah Peachum in "Die Dreigroschenoper" bei den Bad Hersfelder Festspielen 2024. OSTHESSEN|NEWS stellt in dieser Saison wieder einige Festspiel-Darstellerinnen und -Darsteller in Kurz-Porträts mit jeweils sechs Fragen vor.
Da ich selbst Vater einer nun doch schon 30-jährigen Tochter bin und sie mir natürlich einige sogenannte "Schwiegersöhne" präsentierte, mit denen ich selbstverständlich in keiner Faser meines Vaterseins einverstanden war - also spätestens dort kann ich dem Peachum mehr als verstehen. Ansonsten halte ich ihn schon für ein ziemliches Schlitzohr, das Geld verdient, indem es andere ausnutzt. So denke ich nicht, aber natürlich macht es Spaß, so einen Ganoven zu spielen.
Seit meinem 10. Lebensjahr gab es immer Hunde im Haushalt und nun ist "Emil" (kleiner Münsterländer-Mix) ein wertvoller Begleiter und Vertrauter auf den langen Spaziergängen rund um Bad Hersfeld. Das ist für mich eine wunderbare Art zu entspannen, laufen, Natur, eine Art von Meditation. Und natürlich lesen und gute Musik. Im Moment höre ich fast ununterbrochen "Lieder ohne Worte" von Mendelssohn, gespielt von Levit. Autoren die ich bevorzuge, sind Auster, Murakami, Frenzen, Suter usw.
Da ich hier in Bad Hersfeld eine Wohnung unweit des Klinikums beziehen konnte (im Übrigen wunderbare Vermieter), bin ich schnell in der Natur. Neulich nach der Vorstellung begrüßte mich auf der Straße kurz vor der Wohnung eine Füchsin mit zwei Jungen. Auch wenn ich oft, gern und lang mit meinem Hund unterwegs bin - das war ein seltener Moment.
4. Was ist Ihr Lieblingsessen und warum?
Ein ausgesprochenes Lieblingsessen habe ich nicht und ich lasse mich gern überraschen bei jedem Gang aus der Küche. Was mir aber im Gedächtnis bleiben wird, ist ein Moment in einem Restaurant an der Loire. Wir bestellten und vorab bekamen wir einen kleinen Löffel mit einer Knospe darauf. Der Koch bat uns diese Knospe zu kauen, um unsere Geschmacksnerven zu sensibilisieren. Ein großartiger kulinarischer Moment.
Den hatte ich wirklich schon einmal. Als Student im 2. Studienjahr durften wir im "Berliner Ensemble" Schatrows "Blaue Pferde auf rotem Gras" als Gruppe junger Komsomolzen unter der Regie meines baldigen Chefs Christoph Schroth mitspielen. Es gab eine größere Rolle, die heiß begehrt war und wir alternierten zu dritt. Bei einer Vorstellung stand ich auf der Bühne und mein Kopf sagte mir unmissverständlich: heute nicht. So musste ich mir jeden Satz von der Souffleuse abholen und das war zutiefst unbefriedigend und frustrierend.
6. Was war Ihr schönster Moment auf der Bühne?
Diese sind rar gesät, aber es ist mir schon ein paarmal gelungen, einfach alles um mich herum auszublenden und die einzelnen Momente zu genießen, loszulassen, keine Kontrolle, einfach spielen. (cdg) +++
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