Bad Hersfelder Festspiele

Intendantenwechsel des Festivals: Was war, was ist und was kommen wird

Die Intendanten-Liste wird ab 2026 erweitert.
Fotos: O|N-Archiv / Christopher Göbel

25.08.2024 / KOMMENTAR - Die Saison 2024 der Bad Hersfelder Festspiele ist vorbei. Und sie ist äußerst erfolgreich über die Bühne gegangen. Mit 103.000 Zuschauerinnen und Zuschauern insgesamt war es Joern Hinkels bisher besucherstärkste Spielzeit. Die Stück-Auswahl hat gegriffen. Getragen von dem diesjährigen Erfolg blickt die Stadt voraus und präsentiert Hinkels Nachfolgerin Elke Hesse.



Joern Hinkel hatte bereits im vergangenen Jahr mitgeteilt, seinen Intendantenvertrag nicht über das Jahr 2025 hinaus verlängern zu wollen. Dass er dies so frühzeitig verkündet hat, gab der Stadt Bad Hersfeld die Möglichkeit, sich in alle Ruhe des Themas anzunehmen. Doch dazu später. Was Joern Hinkel, der 2018 für den damaligen Intendanten Dieter Wedel einsprang, geschaffen hat, ist ein Theater-Festival, das der Stadt im Großen und Ganzen nur Positives beschert hat. Wedel war nach Missbrauchsvorwürfen von seinem Amt zurückgetreten, Hinkel – sein damaliger Assistent – übernahm kurzfristig. Er zeigte, wie Erfolg auch ohne Poltern möglich ist.

Der nette Chef

Was man in allen Gesprächen mit Schauspielern und Mitarbeitern der Festspiele hört: Joern Hinkel ist ein toller Intendant. Menschlich, geduldig, kooperativ. Ein Chef, der den Chef nicht heraushängen lässt. Und auch bei den Zuschauenden kommt er gut an. Seine Ansprachen sind stets humorvoll, intelligent und auf den Punkt gebracht. Ihm ist es auch zu verdanken, dass die Bad Hersfelder Festspiele in ruhiges Fahrwasser zurückkehrten. Das große Medieninteresse, das Wedel weckte, führte Hinkel mit seinem hervorragenden Presseteam kontinuierlich weiter. Überregionale Schlagzeilen sind wichtig. Wenn sie dann auch noch überwiegend positiv sind – umso besser.

Ich finde es schade, dass Joern Hinkel geht. Dass er lieber wieder künstlerisch tätig sein möchte, ist jedoch verständlich. Als Intendant gehört neben dem Inszenieren von Theaterstücken eben auch viel Papierkram zum Job. Zwar hat er mit dem künstlerischen Betriebsbüro und den vielen anderen Bereichen, die in der Stadtverwaltung für die Festspiele arbeiten, ein erfahrenes Team um sich, doch Intendant zu sein, heißt Manager sein. Verständlich, dass er wieder mehr künstlerisch arbeiten möchte.

Die energiegeladene Nachfolgerin

Ich freue mich über die neue Intendantin ab 2026. Elke Hesse stellte sich der Presse am Mittwoch vor – und sprühte vor Energie und Tatkraft. Ihr großer Vorteil: Sie kennt die Festspiele aus ihrer Intendantinnenzeit von 2006 bis 2009. Und auch sie war damals kurzfristig eingesprungen. Hans Gratzer, der eigentlich vorgesehen und dessen Assistentin sie war, verstarb überraschend. 2026, genau 20 Jahre später, kehrt die Wienerin zurück. Management ist ihre Stärke.

Man darf gespannt sein, in welche Richtung sie die Bad Hersfelder Festspiele lenken wird. Schließlich sind es die 75., die im übernächsten Jahr stattfinden werden. Was in Bad Hersfeld immer sehr wichtig ist: Die Chemie zwischen Intendanz und Stadtverwaltung müssen stimmen. Denn die Festspiele sind ein städtisches Unternehmen, das eben auch finanziell am Haushalt hängt. Beim Vorstellungstermin zeigten Bürgermeisterin Anke Hofmann (parteilos) und Elke Hesse, dass sie sich prima verstehen und gegenseitig schätzen. Eine gute Voraussetzung für die kommenden Jahre. Wer die Geschichte der Bad Hersfelder Festspiele, der Bürgermeister und Intendanten ein wenig kennt, weiß, dass das nicht immer so war. Wenn ein Festspiel-Chef dem Stadt-Chef nicht gefiel, wurden Gründe gefunden, ihn zu entlassen. Beispiele hierfür gibt es mehrere, auf die ich aber nicht näher eingehe. Das ist Geschichte.

Gehören Mikroports zum "guten Ton"?

Bei allem, was Elke Hesse plant, habe ich ein wenig Bauchschmerzen beim Thema Akustik. Ja, die Stiftsruine war in prä-technischen Zeiten für ihre Akustik berühmt. "Man hört in der letzten Reihe jedes Wort", war eine Art geflügelter Spruch in der Stadt. Doch das waren andere Zeiten, eine andere Zuschauertribüne – und da gab es vor allem auch andere Zuschauer-Gewohnheiten. Heute gibt es kaum ein Theater, in dem Mikroports nicht gang und gäbe sind. Ein Tontechniker hat mir mal erzählt, dass die Akustik der Stiftsruine gar nicht so hervorragend sein soll. Die Hör-Gewohnheiten von Theaterbesuchern sind meiner Meinung nach heute auf Lautsprecher und Mikrofone ausgelegt. Und ob die Anmietung der teuren Tontechnik sich dann vielleicht nur für ein Musical rentiert, ist eine weitere Frage, die dann der Klärung bedarf.

Klar – Elke Hesse kann es ausprobieren und dann wird man sehen, ob es funktioniert oder nicht. Ich kann mich an Festspiel-Inszenierungen erinnern, in denen gestandene TV-Darstellerinnen und -Darsteller spielten, die man ohne Mikroport im Zuschauerraum kaum verstand. Wer meist vor einer Kamera steht, muss nicht zwangsläufig bühnentechnisch artikulieren können. Da gelten andere Gesetze. Wer beides kann, wird dann gebraucht.

Hoffentlich harmonischer Übergang

Joern Hinkel und Elke Hesse haben sich bereits zum Gespräch getroffen. Einvernehmlich, wie Hesse sagte. Das freut mich, denn auch das war nicht immer so. Wenn der Übergang harmonisch und mit dem gemeinsamen Ziel, die Festspiele voranzubringen, über die Bühne geht, kann das nur gut sein.

Was innerhalb der Stadt noch der Verbesserung bedarf, ist beispielsweise das Thema Gastronomie in der Festspielsaison. Bei rund 100.000 Zuschauenden kann man sich leicht ausrechnen, dass diese nicht alle aus der Stadt selbst kommen. Und was wollen auswärtige Gäste? Richtig: Essen. Dass einige Restaurants auch während der Festspiele ihre Ruhetage strikt einhalten und an manchen Tagen Festspielbesucher eigentlich außer Burgern oder Döner abends kein adäquates Angebot vorfinden, ist ein No-Go für eine Festspielstadt. Ja, es liegt natürlich in der Hand der Gastronomen, wann und wie sie ihre Restaurants öffnen. Ich bin gespannt, ob Stadt und Intendanz es in den kommenden Jahren schaffen, die "Umwegrentabilität" der Festspiele so zu kommunizieren, dass am Ende sowohl zufriedene Theatergäste als auch zufriedene Gastronomen stehen.

Zwei "Feuerwerke" nacheinander

Nun freue mich erst einmal auf den Spielplan 2025, den Joern Hinkel im Oktober präsentieren will. Was er für seine letzten Spielzeit bereits versprochen hat: "Es wird ein Feuerwerk". Gleiches versprach auch Elke Hesse über die Jubiläums-Festspiele 2026. Wir sind gespannt! (Christopher Göbel) +++

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