Tribünen-Talk (6)

Pascal Cremer, der Bobby mit viel Selbstbewusstsein in "A Chorus Line"

Pascal Cremer singt und tanzt die Rolle des Bobby in "A Chorus Line" bei den 73. Bad Hersfelder Festspielen.
Fotos: Christopher Göbel

15.07.2024 / BAD HERSFELD - Pascal Cremer spielt Bobby in "A Choris Line" bei den Bad Hersfelder Festspielen 2024. OSTHESSEN|NEWS stellt in dieser Saison wieder einige Festspiel-Darstellerinnen und -Darsteller in Kurz-Porträts mit jeweils sechs Fragen vor.

1. Haben Sie etwas mit Ihrer Rolle gemeinsam?

Bobby und ich haben tatsächlich einige Parallelen. Bobby ist, hinter seiner wirklich harten Schale, ein sehr emotionaler, sensibler, verletzlicher und sehr temperamentvoller Mensch. Er ist sehr unkonventionell und fast schon seltsam, wodurch man ihn nicht wirklich richtig greifen kann, was viele Leute verunsichert. Bobby hat in seinem Leben einfach schon sehr viel erlebt und durchgemacht, wodurch er gelernt hat seinen sensiblen Kern zu schützen und nur auserwählten Leuten sich anzuvertrauen. Genau wie Bobby hab auch ich es geliebt als Kind Aufführungen zu machen. Meine Aufführungen waren allerdings nicht in unserer Garage wie bei Bobby, sondern in den Konferenzräumen des Hotels meiner Großeltern.

Wenn Zach die Auditionteilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende der Show schließlich befragt, was sie machen würden, wenn sie nicht mehr tanzen könnten, ist Bobby einer der wenigen der einen realistischen Blick auf das Business und das Leben hat. Er knüpft sein Lebensglück und seine Zufriedenheit nicht an den Job und den damit verbundenen Lebenstraum und das kann ich sehr gut nachvollziehen.

2. Wie entspannen Sie sich, wenn Sie nicht auf der Bühne stehen?

Da mein Beruf körperlich und emotional so anspruchsvoll ist und ich von so vielen Klängen umgeben bin, brauche ich etwas, was mich entspannt und runterholt nach einer Vorstellung. Am besten kann ich das in der Badewanne, mit gutem Essen, einem Glas Rotwein, einer guten Serie oder einem guten Buch.

3. Eine Anekdote aus Ihrer Bad Hersfelder Festspielzeit?

Als ich 2022 hier in Bad Hersfeld in "Goethe" auf der Bühne stand, hatte ich bereits meinen Folgevertrag für das Musical "Moulin Rouge" in Köln unterschrieben. Da ich in der Show sichtlich älter und glaubhaft einen argentinischen Tangotänzer sowie einen französischen Herzog verkörpern musste, musste ich mir einen französischen Schnurrbart wachsen lassen. Als dann aber während der Goethe-Wiederaufnahme Corona wieder zugeschlagen hatte in unserem Ensemble, musste ich kurzerhand noch zu meiner eigentlichen Rolle die Rolle von einem Kollegen übernehmen, welche ein kleiner Junge im Alter von etwa zehn Jahren war. In dem Fall hatte der kleine Gustav dann eine Latzhose und einen Horst Lichter-ähnlichen Bart… (lacht). Das sah wirklich seltsam aus, aber hey: "the show must go on!"

4. Was ist Ihr Lieblingsessen und warum?

Es geht doch nichts über Avocado auf einem kross gebratenem rustikalen Stück Brot mit pochiertem Ei, Feta-Käse und Salat. Das war auch mein Standard-Frühstück in meinem Lieblings-Café in Köln! Und wenn‘s um was Herzhaftes geht, auf jeden Fall der Nudelauflauf meiner Mama! Es gibt einfach keinen besseren.

5. Was wäre Ihr Alptraum-Moment auf der Bühne?

Ein Blackout. In jeglicher Form. Auf der Bühne zu stehen und wirklich nicht mehr zu wissen, was als nächstes kommt, ist der absolute Horror und leider auch eine Situation, vor der sich kein Darsteller und keine Darstellerin schützen kann. Dann heißt es: irgendwie improvisieren und hoffen, dass der Szenenpartner oder die Szenenpartnerin wach ist und hilft :-).

6. Was war Ihr schönster Moment auf der Bühne?

Oh es gibt so viele, da ist es schwer sich zu entscheiden. Aber ich glaube: mein schönster Bad Hersfelder Bühnenmoment war dieses Jahr der Premierenabend. "A Chorus line" war immer schon ein Stück auf meiner bucket list. Und es gibt einfach keinen ikonischeren Moment als der Schluss vom Opening, wenn die Darsteller und Darstellerinnen das erste Mal die Linie betreten und ihre Lebensläufe vor ihr Gesicht halten. Als bei unserer Premiere das Publikum da wirklich ausgerastet ist und der Applaus einfach nicht mehr aufhören wollte, hatte ich eine nicht mehr enden wollende Gänsehaut und hab zu mir selbst gesagt "Pascal, das ist es! Du wolltest diese Show schon immer machen. Du wolltest schon immer auf der Linie sein. Genieß‘ es!" Es sind Momente wie diese oder das erste Mal die Show mit dem Orchester zu spielen, warum ich diesen Job so sehr liebe. (cdg) +++