"Blind-Date" mit der Dreigroschenoper

Beginn der Festspielproben mit Anna Loos, Lilo Wanders und vielen anderen

Das "Dreigroschenoper"-Ensemble beim Probenstart.
Fotos: Christopher Göbel

08.05.2024 / BAD HERSFELD - Neben den Premieren ist der Probenauftakt für die Bad Hersfelder Festspiele ein "ganz besonderer Moment". Das sagte Intendant Joern Hinkel zu Beginn des Pressetermins in der Festspiel-Probenhalle am Bad Hersfelder Kurpark. Unter großem Medieninteresse war dort am Dienstagvormittag das Ensemble von "Die Dreigroschenoper" zum allerersten Mal zusammengetroffen - darunter bekannte Namen wie Anna Loos oder Lilo Wanders.



"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne." Mit diesem Zitat von Hermann Hesse beschrieb Hinkel deutlich, was zu Beginn der Festspiel-Probenzeit in den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor, hinter und auf der Bühne vorgeht: Freude und Spannung auf das, was sich bis zur letzten Vorstellung in der Stiftsruine abspielen wird. "Es ist ein Gruppen-Blind-Date", so Hinkel scherzhaft. Denn die Schauspielerinnen und Schauspieler trafen jetzt zum ersten Mal aufeinander. "Das ist jedes Mal ein spannender Moment."

Bürozeit wird zu Bühnenzeit

Hinkel dankte auch dem gesamten Festspiel-Team, das das ganze Jahr über für den Theatersommer arbeitet. "Jetzt wird aus der Bürozeit wieder Bühnenzeit. Denn die einen sind im Dunkeln und die anderen sind im Licht. Und man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht", zitierte der Intendant passend aus der "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Er dankte auch der Politik und den Sponsoren, die jedes Jahr erfolgreiche Spielzeiten der Bad Hersfelder Festspiele ermöglichen.

"Es ist das größte Open-Air-Theater nördlich der Alpen", so Erster Stadtrat Gunther Grimm. Er freue sich auf die Festspielsaison. Bürgermeisterin Anke Hofmann, die wegen einer Dienstreise nicht selbst dabei sein konnte, übermittelte ihre Grüße per Videobotschaft: "Die kommenden Wochen werden eine aufregende Zeit voller Energie", so die Bürgermeisterin. Sie sei sicher, dass "Sie auch in diesem Jahr das Publikum begeistern werden", richtete sich Hofmann an das Ensemble. "Lassen Sie uns gemeinsam etwas Magisches schaffen."

Vor der ersten Leseprobe von "Die Dreigroschenoper" führte Intendant Hinkel kurz in die Geschichte des Werkes ein. Die Faszination für Krimis - die er im Übrigen teile - sei in den Menschen verankert. Auch die "Dreigroschenoper", die im Gangstermilieu spielt, sei ein Krimi. "Allerdings wollte Brecht vor nahezu 100 Jahren ein ganz anderes Kriminalmärchen daraus machen. Alleine das Ende, bei dem alles plötzlich gut wird, ist absurd", sagte Hinkel. 

Glamourös und düster

"Ich freue mich, dass es jetzt losgeht", sagte Regisseur Michael Schachermaier, der bereits vor 17 Jahren in Bad Hersfeld gearbeitet hatte. "Die Dreigroschenoper ist ein bekanntes Stück. Nach 'Im weißen Rössel' wahrscheinlich das meist-aufgeführte Musiktheaterstück überhaupt." Er wolle die "Dreigroschenoper" für ein großes Publikum inszenieren - sowohl für Neulinge als auch für Menschen, die schon andere Aufführungen gesehen haben. Die große Bühnenfläche gelte es zu füllen - und dennoch die intimen Momente zu gestalten. Er stellt sich die Stiftsruine als "Hinterhof einer Großstadt" vor und wolle viel mit Lichteffekten arbeiten. "Das Stück ist eine tolle Mischung aus Operette, Farce, Satire, Komödie und auch Tragödie", so der Regisseur. Glamourös und düster gleichzeitig solle es werden. "Die 'Dreigroschenoper' darf menscheln", sagte Schachermaier.

Die Besonderheit in diesem Jahr: Weil Anna Loos die letzten fünf Aufführungen wegen Terminüberschneidungen nicht spielen kann, wird dann Lilo Wanders die Rolle der Jenny ausfüllen. Die beiden Schauspielerinnen kennen sich schon seit 30 Jahren, wie beide erzählten. In einer ersten Leseprobe zeigten die Schauspielerinnen und Schauspieler bereits, was das Publikum ab dem 21. Juni erwarten darf. Die Spannung darauf, was Schachermaier und sein Ensemble bis dahin aus dem Brecht-Weill-Stoff erschaffen werden, steigt von Tag zu Tag.

Viel Musik in dieser Festspielsaison

Joern Hinkel wies noch darauf hin, dass alle Festspielstücke dieser Saison viel mit Musik zu tun hätten. In "Wie im Himmel" spielt der Chor eine Hauptrolle, "A Chorus Line" sei ohnehin ein Musical und auch in "Das kleine Gespenst" werde viel gesungen. Die "Dreigroschenoper-Band" wird in Bad Hersfeld nicht im Orchestergraben sitzen, sondern auf der Bühne spielen und somit Teil der Inszenierung sein.

"Wir haben rund 70 Prozent der Tickets bereits verkauft", so Hinkel. Karten für die Bad Hersfelder Festspiele gibt es im Internet (https://www.bad-hersfelder-festspiele.de), in der Ticket-Zentrale Am Markt in Bad Hersfeld, Telefon 06621/640200, sowie in Online-Ticketstores. (Christopher Göbel) +++

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