Ein absolutes Lolls-Unikat

Heiße Maronen, warmes Herz: Andre Lotz gehört zum Lullusfest wie kein Zweiter

Andre Lotz an seiner legendären Maronenlok – seit fast 20 Jahren fester Bestandteil des Lullusfestes.
Fotos: Marvin Myketin

18.10.2025 / BAD HERSFELD - Wer übers Lullusfest schlendert, kommt an einem Ruf nicht vorbei: "Maronis! Frische Maronis!" - und schon zieht der Duft von heißen Kastanien durch die Gassen. Dahinter steht ein Mann, der längst zur lebenden Legende des ältesten Volksfestes Deutschlands geworden ist: Andre Lotz, 65 Jahre alt, Maronen-Verkäufer mit Leib, Seele und einer ordentlichen Portion Lollsfieber. Seit fast zwei Jahrzehnten gehört er zum Bild des Festplatzes. Und wer ihn einmal erlebt hat, vergisst ihn nicht.



"Ich bin schon knapp 20 Jahre hier dabei", erzählt Lotz und lacht, während er die nächste Portion Maronen aus seiner Lok holt - jener Lok, die sein Vater in den 70er Jahren selbst gebaut hat. "Unsere Lok ist einmalig. Mein Vater hat sie damals komplett eigenhändig konstruiert. Das ist ein absolutes Unikat." Sein ganzer Stolz, seine Bühne - und ein Stück gelebte Geschichte.

Feste in der heutigen Zeit: "enorm wichtig"

"Das Lullusfest gehört für mich definitiv fest zum Programm", sagt Lotz mit einem Blick über den Platz. "Hier wird Tradition gelebt - und das ist bundesweit etwas ganz Besonderes." Er meint das ernst, ohne Pathos, aber mit Überzeugung. "Viele kleine Veranstaltungen gehen verloren. Umso wichtiger ist es, dass das hier so weitergeht. Gerade in der heutigen Zeit ist das enorm wichtig."

Wer ihm zuhört, merkt schnell: Dieser Mann hat nicht nur Maronen im Kopf, sondern auch ein Herz für das, was Feste ausmacht - das Miteinander. "Man muss zusammenkommen und alle mit derselben Einstellung feiern. Man braucht diesen Abstand zum Alltag", sagt er. Und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: "Konsumieren gehört natürlich dazu - aber einfach vorbeikommen, das ist das Entscheidende."

Schausteller seit 50 Jahren

Lotz weiß, wovon er spricht. Seit 1974 ist er Schausteller. Direkt nach der Schule hat er angefangen, damals noch mit seinem Vater. Heute tourt er mit seiner Maronenlok durchs ganze Land. "Ich bin das ganze Jahr über unterwegs, gerade erst bin ich aus Gelnhausen gekommen. Im März fängt die Saison an und läuft dann durch." Das Geschäft laufe wie immer gut, erzählt er. "Die Begeisterung, dass auch bei schlechtem Wetter so viele Menschen kommen, spricht für sich."

Und diese Begeisterung bekommt Lotz jedes Jahr aufs Neue zu spüren. "Es kommen immer wieder Stammkunden. Ich habe hier langjährige Kontakte pflegen dürfen - Menschen, die damals mit ihren Eltern kamen und heute ihre eigenen Kinder mitbringen." Seine Stimme wird dabei ein Stück weicher. "Das ist das Schönste überhaupt."

Lotz lebt die Lolls-Gemeinschaft

Doch so sehr er Lolls liebt, selbstverständlich ist seine Teilnahme nie. "Ich bewerbe mich jedes Jahr aufs Neue und hoffe, dass ich wiederkommen darf", sagt Lotz. Vielleicht ist es gerade diese Bescheidenheit, die ihn bei den Hersfeldern so beliebt macht. "Die Hersfelder sind sehr nett - wenn man sie mal an der Hand hat", sagt er augenzwinkernd.

Für ihn ist das Lullusfest ein Gemeinschaftswerk, bei dem jeder mit anpackt. "Mit dem Team der Stadt läuft die Zusammenarbeit immer super. Alle arbeiten hier Hand in Hand - das ist in Bad Hersfeld ganz besonders. Wenn ich ein Problem habe, ist die Stadt sofort zur Stelle. Die Menschen hier machen mehr als ihren Job."

Dann schaut Lotz wieder auf seine Lok, die dampft und zischt, als wolle sie selbst sagen: Lolls ohne Andre? Undenkbar.
Er lächelt. "Nur so kann diese Tradition hier bestehen." Und dann ruft er wieder: "Maronis! Frische Maronis!" - und alles ist, wie es sein muss. (Constantin von Butler) +++

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