"Ein enormer Verlust"

Geschäft auf dem Lullusfest steht in Flammen: Schock bei Betreiber sitzt tief

Schausteller Julian Roie blickt fassungslos auf die verkohlten Reste des Familienbetriebs.
Fotos: Marvin Myketin

16.10.2025 / BAD HERSFELD - In der Nacht auf Mittwoch kam es auf dem Lullusfest in Bad Hersfeld zu einem Brand, der viele Besucher tief erschüttert hat. Ein Verkaufsstand der Schaustellerfamilie Roie, bekannt für ihre vegetarischen und veganen Spezialitäten, geriet aus bislang ungeklärter Ursache in Flammen. Verletzt wurde niemand - doch der Schaden ist erheblich, der Schock sitzt tief.

Kurz nach Mitternacht heulten in Bad Hersfeld die Sirenen: Die Feuerwehr rückte zum Lullusfest aus, wo eine der Buden Feuer gefangen hatte. Die Einsatzkräfte konnten eine Ausbreitung der Flammen verhindern und Schlimmeres vermeiden. "Glücklicherweise wurde niemand verletzt", teilte die Polizei mit. Wie genau es zu dem Brand kam, ist derzeit noch Gegenstand der Ermittlungen.

Ausgerechnet einer der wenigen Stände, der für fleischfreie Kost bekannt ist, wurde Opfer der Flammen. Die "Vegetarische Windmühle" ist ein überregional bekannter Stand, der alle zwei Jahre fester Bestandteil des Lullusfests ist.

Schockanruf mitten in der Nacht

Julian Roie, der gemeinsam mit seiner Familie den Stand betreibt, war in der Nacht hautnah dabei. "Um kurz nach zehn war noch alles gut. Wir haben alles geputzt und ausgeschaltet", erzählt er. Gegen 23 Uhr verließen sie den Festplatz. "Ich habe auch rundherum nochmal alles kontrolliert."

Doch gegen 1 Uhr kam der Schockanruf. "Ich bin sofort zum Platz gefahren. Wir haben es direkt brennen sehen", berichtet Roie. Zunächst habe er gehofft, dass nur die Außenverkleidung betroffen sei. "Als wir ankamen, haben wir aber gesehen, dass alles drinnen am Brennen war."

Er blieb bis in die frühen Morgenstunden vor Ort. "Um halb fünf bin ich heimgefahren und habe versucht, mich hinzulegen - um acht Uhr war ich dann wieder am Platz. Die Polizei und Brandermittler waren da. Alles wurde genauestens aufgenommen."

Familie steht unter Schock

Der Brand trifft die Schaustellerfamilie Roie mitten in der Saison. "Der Schock sitzt sehr tief. Meine Mutter kam hier an und ist direkt zusammengebrochen. Das Geschäft war das Baby meiner Eltern - sie hatten es 30 Jahre", sagt Julian Roie sichtlich bewegt.

Trotz des schweren Verlusts zeigt sich die Familie kämpferisch. "Sobald die Freigabe da ist, räumen wir das Geschäft auf und bauen es ab. Wir können ein Ersatzgeschäft stellen. Mein Vater ist auf dem Weg nach Frankfurt und holt es ab", so Roie weiter. Das Angebot bleibe identisch.

Der finanzielle Schaden ist enorm. "Das bedeutet für uns einen enormen Verlust. Wir haben auf das Lullusfest gebaut. So etwas ist einfach schrecklich", fasst Roie die Situation zusammen. Dennoch sieht er Hoffnung: "Zum Glück war die Feuerwehr schnell genug da. Das Geschäft ist reparabel - aber das ist mit sehr viel Aufwand verbunden."

Veranstalter sorgen für Hoffnung

Auch der technische Leiter des Lullusfestes, Helge Moehle Assi, war in der Nacht vor Ort. "Ich wurde direkt von der Leitstelle angerufen", berichtet er. Auf dem Weg habe er die Bürgermeisterin informiert. "Ich habe mir ein Bild von der Lage gemacht und entsprechend Rückmeldung gegeben."

Moehle Assi betont: "Der Brand war sehr schade. Glück im Unglück war, dass es ein Eckstand war - sonst hätte viel mehr passieren können." Der Austausch des betroffenen Stands sei bereits organisiert - und auch das ist eben das Lullusfest: Hier wird kein Schausteller im Stich gelassen.

Ermittlungen laufen weiter

Die Brandursache ist bislang unklar. Polizei und Sachverständige haben die Ermittlungen aufgenommen. Die Familie Roie will ihren Betrieb so schnell wie möglich wiederaufbauen. Trotz aller Umstände steht für sie fest: Aufgeben ist keine Option.

"Wir hoffen, dass auch die kommenden Veranstalter so kooperativ sind, dass wir dort mit einem anderen Geschäft teilnehmen dürfen", sagt Julian Roie - ein Satz, der zeigt: Die Flammen haben zwar vieles zerstört, aber den Mut der Familie Roie nicht gebrochen. (Constantin von Butler) +++