Teil 22 der OSTHESSEN|NEWS-Serie

"Gastrosterben? Nicht bei uns!" - G´scheite Küche im gemütlichen Braustübchen

Solch ein gemütliches Gasthaus gibt es nur noch selten: Wer die Tür zum Braustübchen in der Brauhausstraße in Schlitz (Vogelsbergkreis) öffnet, dem wird sofort warm ums Herz.
Fotos: Moritz Rös

16.12.2025 / SCHLITZ - Es gibt lange Arbeitstage, an deren Abend man sich danach sehnt, sich in seiner Lieblingsgastronomie ganz gemütlich etwas Leckeres zwischen die Kiemen zu schieben - sei es ein schönes Schnitzel oder einfach nur ein saisonaler Salat - aber schmecken muss es. Doch: immer mehr gastronomische Existenzen liegen in Trümmern.



Personalmangel oder die Energiekrise samt Inflation. Das "Gastrosterben" ist real. Es gibt allerdings auch Hoffnung, denn nicht jede Gastro ist im Abwärtstrend. OSTHESSEN|NEWS präsentiert Beispiele aus unserer Region. Heute: Das Braustübchen in Schlitz.

Solch ein gemütliches Gasthaus gibt es nur noch selten: Wer die Tür zum Braustübchen in der Brauhausstraße in Schlitz (Vogelsbergkreis) öffnet, dem wird sofort warm ums Herz. Die rustikale Theke, das Flair, der wunderschöne Holzofen und der passend eingerichtete Raum versetzen den Gast in eine Zeit zurück, wo die Wirtshäuser kommunikative Dreh- und Angelpunkte waren
.

Hier im Braustübchen gibt es sogar ein Klavier. "Wenn sich ein Gast ans Klavier setzt und spielt, dann ist das immer eine wunderbare Stimmung", sagt Tim Dittrich.

Seit vier Jahren betreibt er das Braustübchen. Seine Ehefrau Sabrina unterstützt, sobald die Kinder zu Hause versorgt sind. Der Fuldaer hat sich in Schlitz verliebt, wie er selbst sagt. Wie in der Gastroszene üblich, ist auch Dittrich schon viel herumgekommen. In Hohmanns Brauhaus und dem Esperanto in Fulda hat er gelernt. Im Schwarzen Hahn und dem Alt Elsass sowie weiteren Betrieben gejobbt und so die unterschiedlichen Stile und Arbeitsweisen kennengelernt. Das Braustübchen gehört aber schon seit 13 Jahren zu seinem Leben. "Egal was ich hauptberuflich gemacht habe, den Job hier habe ich immer beibehalten und habe versucht, mal mehr, mal weniger zu arbeiten. Man hat die ganzen Stammgäste gekannt und irgendwann stand ein Wechsel im Raum", sagt Dittrich. Sein Vorgänger wollte das Braustübchen abgeben, aus gesundheitlichen Gründen ging es dann schneller. Das war während der Coronavirus-Pandemie-Zeit.

Am Wochenende in zwei Schichten

Mittlerweile umfasst sein Team 13 Leute. Im Braustübchen gibt es 63 Sitzplätze. Gerade an den Wochenenden brummt der Laden. Die Gäste kommen in zwei Schichten, so groß ist die Nachfrage. "Wir fragen dann auch ganz direkt, wollt ihr essen und wieder gehen oder wollt ihr gemütlich sitzen und den Abend genießen, weil dann bieten wir es an, kommt ein bisschen später, dann habt ihr Open End. Seit zwei Jahren machen wir das jetzt so, es ist eine perfekte Lösung", sagt der gelernte Hotelfachmann.

Die gutbürgerliche Küche mit traditionellen deutschen Gerichten kommt bestens an. Ob Schnitzel in verschiedenen Varianten, Lende, Ofenpfanne, Rumpsteak oder jetzt im Winter Krautwürstchen und "G´scheite Frikadellen" - hier im Braustübchen finden die Gäste die gute, alte Küche. Rouladen nach Omas Art und Schäufelchen sowie Kutscherbraten sind weitere Gaumenfreuden. "Frau Romankowitz, sie war ja ursprünglich hier 20 Jahre, hat mir sogar ihr Kochbuch geschenkt", erzählt der sympathische Wirt. Dittrich hat sich die Zubereitung in der Küche selbst angeeignet. Und beschäftigt natürlich auch einen Koch. Sie legen besonders viel Wert auf Qualität und heimische Produkte. Alles wird selbst zubereitet. Das Braustübchen passt wunderbar in die Entwicklung von Schlitz. Die Nachtwächter-Führungen, die Neuausrichtung der Destillerie und der Umbau des ehemaligen Brauerei-Areals machen das Burgenstädtchen bei Touristen und Tagungsgästen noch beliebter.

Dittrich ist in Schlitz bestens angekommen. Neben dem Braustübchen betreibt er auch die Eventlocation Airport am Marktplatz und vermietet Zimmer über dem Braustübchen und in einem Landhaus. Wie viele andere Gastrobetriebe auch, weiß er um die geänderten Wünsche der Gäste. Während der Woche findet sich ein Plätzchen zum Schlemmen oder einfach einen Schoppen zu trinken. Jetzt in der Vorweihnachtszeit kommen zwar die Feiern dazu, doch nach dem Jahreswechsel ist es dann ein paar Wochen deutlich ruhiger. Auch dafür hat er sich etwas einfallen lassen: "Derzeit bekommen unsere Gäste einen Gutschein über fünf Euro, welches sie bis März 2026 bei uns einlösen können", sagt Dittrich.

Vom Braustübchen zum Brauhaus

Trotz aller Beliebtheit und dem gemütlichen Ambiente will sich Dittrich mit seiner Familie weiter entwickeln und freut sich auf die kommenden Aufgaben. Im nächsten Jahr übernehmen sie das Brauhaus, welches gerade neben dem Hahnekiez gebaut wird. Dort haben sie dann wesentlich mehr Platz, Gäste und Mitarbeiter können das Gasthaus mit großem Biergarten dann auch barrierefrei erreichen. An der feinen Art und Weise der Küche und der ebenso beliebten Schlitzer Getränkeauswahl wird sich aber nichts ändern. Ob sie auch das Klavier mitnehmen? (Hans-Hubertus Braune) +++

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