Teil 17 der OSTHESSEN|NEWS Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!" – japanische Gastlichkeit bei Tomasu-san
Fotos: Melanie B. Weber/ Mathias Schmidt
23.06.2025 / FULDA -
Es gibt lange Arbeitstage, an deren Abend man sich danach sehnt, sich in seiner Lieblingsgastronomie ganz gemütlich etwas Leckeres zwischen die Kiemen zu schieben - sei es ein schönes Schnitzel oder einfach nur ein saisonaler Salat - aber schmecken muss es. Doch: immer mehr gastronomische Existenzen liegen in Trümmern.
Suppenküche im Haus der Hexe?
Wie lange genau das Gebäude in der Löherstraße 19 schon steht, in dem sich die Ramen-Bar Tomasu-san (Japanischer Titel: 麺屋 とーますさん) befindet, ist nicht bekannt. Inhaber Thomas van de Scheck weiß, dass hier "ganz früher mal eine Schreinerei war, danach ein Tattoo-Studio, dann eine Galerie und irgendwann ein Kosmetikstudio." Möglich ist auch, dass hier einst die letzte Hexe Fuldas zu Hause war, deren Familie in der Löherstraße lebte – man weiß es nicht. "Ich mag den Gedanken. Das Gebäude hat auf jeden Fall eine ganz eigene Persönlichkeit. Die Atmosphäre ist besonders", erklärt er.Ausgewählte Gerichte, alle von der Brühe über die Toppings bis hin zur Würze selbst zusammenstellbar – hier isst man nicht einfach, sondern hat bis ins Detail die Wahl. Verarbeitet werden fast ausschließlich frische Lebensmittel, ohne Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker. Das ist nicht nur lecker, sondern auch der Gesundheit zuträglich, ist Thomas van de Scheck überzeugt.
Metal-Star mit Stahl in der Hand – am Schneidbrett
Thomas van de Scheck steht selbst in der Küche. Der Künstler, Fotograf, Regisseur, Musiker und gelernte Lithograf hat in seinem Leben schon viel gemacht, war aber nie richtig angekommen – bis er während der Corona-Jahre die Zeit fand, sich selbst noch einmal zu erden. In der Entschleunigung der Lockdowns konnte er durchatmen und fand in der japanischen Kultur eine Heimat. Wie bei vielen Menschen entstand der Zugang über Anime. Und da liegt auch der Ursprung der Ramen-Bar: "Ich mag die Filme von Studio Ghibli, die sehr tief in die japanische Kultur, in den Volksglauben und die Mythologie gehen. Als ich irgendwann 'Ponyo' geschaut habe und gesehen habe, wie das kleine Mädchen auf diese Nudelsuppe reagiert, hat es mich erwischt– das wollte ich auch essen!" "Wir haben ganz viel ausprobiert. Die Tare, die Grundlage unserer Brühen, sind alle selbst entwickelt. Miso-tare und Shoyu-tare habe ich mit Moe entwickelt, die Shio-tare ist ein geheimes Rezept aus den 1950ern, das ein japanischer Koch ins Internet gestellt hat. Das haben Takuji-san und ich verfeinert. Und dann hat noch ein Sterne-Koch drübergeschaut und uns bis hin zu den Toppings einige sehr, sehr gute Ratschläge gegeben."
Nudelsuppe als Ausdruck eines Lebensgefühls
Anfangs stand Thomas van de Scheck alleine in der Küche, inzwischen wird er von Yukawa Takuji (nach japanischem Vorbild Nachname zuerst, korrekte Schreibweise: 湯川拓治) unterstützt. Verschiedene Angestellte helfen nach Bedarf mit. Heute dabei: Terrisa, die Thomas van de Scheck auch in der Band van:tom:s unterstützt. Aktuell sind die etwas schärfer gewürzten Tantanmen am beliebtesten, aber auch Shoyu-Ramen und Miso-Ramen werden häufig bestellt. Die noch recht neu auf der Karte befindlichen Shio-Ramen etablieren sich gerade. Zwei der Gerichte werden auf Wunsch der Gäste auch als kleine Portion serviert.
Gastronomie als Gesamtkunstwerk
Wie lange die Ramen-Bar Fulda erhalten bleibt? "Ich weiß es nicht. Kann man das Leben planen? Für mich ist das jetzt erstmal mein Mittelpunkt. Japan, das fasziniert mich immer mehr. Ich lerne Japanisch, ich spiele inzwischen Shamisen", sagt Thomas van de Scheck. In seiner Freizeit – die in der Gastronomie ohnehin ein rares Gut ist – befasst er sich mit dem Shinto, baut das gesamtkünstlerische van:tom:s weiter aus, probt mit seiner Band. Das Shamisen war am 25. April 2025 beim Metal-Festival FULDAMAGE zum ersten Mal mit auf der Bühne – Thomas van de Scheck und Japan, das ist also erst einmal eine Beziehung, die trägt. Na dann – darauf eine Nudelsuppe bei Tomasu-san. (mbw) +++
"Gastrosterben? Nicht bei uns!" - weitere Artikel
Teil 16 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!" - Im "Fuldaer Hof" trifft Tradition auf Leidenschaft
Teil 15 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!" - Rhöner Ausflugsziel "Hähnchen Paula"
Teil 14 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!" Weidstücker Hof lockt nicht nur mit gutem Essen
Teil 13 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- Die Walks lassen "Zum Goldenen Stern" funkeln
Teil 12 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!" - Der Florenberg ist der Gipfel für Genießer
Teil 11 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- "Marisa Luft" Ort der süßen Versuchung
Teil 10 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- Zuhause bei Freunden im "Landhaus Kehl"
Teil 9 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- "From farm to table" beim "Gasthaus Reinhard"
Teil 8 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- "Berghof" bietet mehr als regionales Essen!
Teil 7 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!" - "Rhönblick" ist gesellschaftlicher Treffpunkt
Teil 6 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- "Zur Krone" ist ein Stehaufmännchen
Teil 5 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!" - "Fuldaer Haus" als Ort der Menschlichkeit
Teil 4 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- Heute: Das Restaurant "Zum alten Forsthaus"
Teil 3 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- Die legendären "Drei Linden"
Teil 2 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!" - "Zum Goldenen Stern" setzt auf ein Miteinander
Teil 1 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- "Zum Grünen Baum" zeigt wie es geht