Teil 9 der OSTHESSEN|NEWS-Serie

"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- "From farm to table" beim "Gasthaus Reinhard"

Die Familie hält zusammen: Das "Gasthaus Reinhard".
Fotos: Christian Schmitt

27.01.2025 / GROßENLÜDER - Es gibt lange Arbeitstage, an deren Abend man sich danach sehnt, sich in seiner Lieblingsgastronomie ganz gemütlich etwas Leckeres zwischen die Kiemen zu schieben - sei es ein schönes Schnitzel oder einfach nur ein saisonaler Salat - aber schmecken muss es. Doch: Viele gastronomische Existenzen liegen seit Corona in Trümmern. Das "Gastrosterben" ist real. 2023 hat jede zehnte (!) Gastronomie in Deutschland dicht gemacht.



Vor allem seit der Corona-Pandemie ist dieses Phänomen in Erscheinung getreten und steht laut Experten gerade mal am Anfang. Es gibt allerdings auch Hoffnung, denn nicht jede Gastro ist im Abwärtstrend. OSTHESSEN|NEWS präsentiert Beispiele aus unserer Region. Heute: das Gasthaus "Reinhard" in Großenlüder-Kleinlüder (Kreis Fulda).

Seit fünf Generationen hält die Familie Reinhard hier in Kleinlüder an der Vogelsbergstraße die Tore für ihre Gäste offen. Das Besondere bei diesem traditionsreichen Familienbetrieb: Der Mix aus Gaststätte und Landwirtschaft. "Diese Konstellation findet man heute kaum noch", erklärt Jens Reinhard, Chef des Gasthauses. Der 50-Jährige, der im Übrigen beim Goldenen Karpfen in Fulda das Kochen lernte, ist selbst auf diesem Bauernhof aufgewachsen und sieht in seinem Nebenerwerb einen entscheidenden Vorteil. "Damit können wir zusätzlich unsere eigenen Produkte vermarkten und verarbeiten. Denn es ist mir äußerst wichtig zu wissen, was wir essen." Vieles, was später auf den Tellern landet, kommt vom eigenen Hof oder von bekannten Höfen aus der Region. "From farm to table" heißt das Konzept, oder besser gesagt die Philosophie, welche viel Anklang findet.

"Wir haben gemerkt, was wir uns über die Jahre hier aufgebaut haben"

Corona hat aber auch nicht vor Kleinlüder haltgemacht. Kurz vor dem Ausbruch der Pandemie übernahm Jens Reinhard im Januar 2020 den Betrieb seiner Eltern und strotzte nur so vor lauter Tatendrang. Doch dann kam alles anders als gedacht. "Als dann der Lockdown kam, war es auch mental schwierig, sich daran zu gewöhnen. Allerdings wollten wir uns nicht aufgeben und auch nicht unsere Gäste im Stich lassen. Also haben wir viel zum Mitnehmen gekocht." Denn trotz der Pandemie kam die Stammkundschaft immer wieder zurück. "In dieser für uns alle schwierigen Zeit haben wir wieder gemerkt, was wir uns über die Jahre hier aufgebaut haben. Die Wertschätzung, die wir gespürt haben, war enorm."

Mit Herz und Tradition: Gastfreundschaft, die verbindet

Wertschätzung dafür, was über Jahre hinweg hier angeboten wird: "Familiäre Atmosphäre, leckeres Essen und das bei moderaten Preisen", erklärt der Gastrochef im Gespräch mit O|N. Inzwischen sind sie die einzige Wirtschaft im Ortsteil und damit Anlaufpunkt für alle, die Geselligkeit suchen. Auch nach Corona blieb die Kundschaft den Reinhards treu. Denn wie so oft im Leben kommt es auf die kleinen Dinge an - wie zum Beispiel die Garnierung, die mit Liebe angerichtet wird: "Das fängt mit einem Smiley an, den wir auf jeden Teller anrichten, quasi unser kleines Markenzeichen. Denn die Gäste strahlen, so anstrengend der Alltag auch sein mag, wenn sie das sehen und fühlen sich wiederum wertgeschätzt. Ein Lächeln auf dem Teller, ein Lächeln im Gesicht."

Das schafft die Familie Reinhard aber auch nur, weil jeder mit anpackt. Egal ob Mutter, Vater, Schwester, Schwager, Schwiegersöhne oder Söhne, ob in der Landwirtschaft oder in der Gastro - Teamwork ist essenziell. Auch Mini-Sobber unterstützen die Familie. "Obgleich der Personalmangel auch hier, wohlgemerkt schon vor Corona, einschlug, haben wir das Glück, unsere eigenen Leute zu haben." Etwa 100 (mit Biergarten im Sommer 140) Gäste werden hier mit unterschiedlichen Gerichten (auch vegetarisch) verwöhnt. "Darunter befinden sowohl saisonale Gerichte, als auch die Dauerbrenner wie Steaks, Schnitzel, Rouladen oder auch Bäckchen." Die ein oder andere Hausmacher-Spezialität wird ebenfalls serviert. Hier ist Wohlfühlen eine Herzensangelegenheit! (Mathias Schmidt) +++

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