Teil 6 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- "Zur Krone" ist ein Stehaufmännchen
Fotos: Carina Jirsch
29.10.2024 / FLIEDEN -
Es gibt lange Arbeitstage, an deren Abend man sich danach sehnt, sich in seiner Lieblingsgastronomie ganz gemütlich etwas Leckeres zwischen die Kiemen zu schieben - sei es ein schönes Schnitzel oder einfach nur ein saisonaler Salat - aber schmecken muss es. Doch: Viele gastronomische Existenzen liegen seit Corona in Trümmern. Das "Gastrosterben" ist real. 2023 hat jede zehnte (!) Gastronomie in Deutschland dicht gemacht.
Vor allem seit der Corona-Pandemie ist dieses Phänomen in Erscheinung getreten und steht laut Experten gerade mal am Anfang. Es gibt allerdings auch Hoffnung, denn nicht jede Gastro ist im Abwärtstrend. OSTHESSEN|NEWS präsentiert Beispiele aus unserer Region. Heute: das Gästehaus "Zur Krone" in Magdlos (Flieden).
"Hauptberuflich ist das als Gastwirt nicht zu stemmen"
"Alles kam so unerwartet, plötzlich war alles anders. Glücklicherweise ist das bei uns aber ein Familienunternehmen, in dem jeder mit anpackt. Wir waren gezwungen, unsere Öffnungszeiten von täglich (mit einem Ruhetag) auf donnerstags bis sonntags zu reduzieren. Mithilfe der staatlichen Überbrückungshilfen konnten meine Frau, die Teilzeit arbeitet, und ich in Vollzeit, uns während der Pandemie über Wasser halten", erklärt Becker. Bis heute sind die Öffnungszeiten wie zu Coronazeiten. "Es hat sich vieles verändert, auch in den Jahren zuvor. In einer Gastronomie war früher viel mehr los. Bevor jeder mit seinem Handy ankam, wurde in der Wirtschaft das Gespräch gesucht. Dazu kommen dann die seit Jahren steigenden Nebenkosten an den Staat. Hauptberuflich könnten wir unser Gasthaus nicht stemmen, da wären wir schon wie alle anderen Kneipen in Flieden weg vom Fenster", merkt der Gastwirt an. Klopse, wie sie Oma macht
Und dennoch: Familie Becker gelang es, den Laden am Laufen zu halten und in einen neuen Biergarten zu investieren. "Der ist auf einem tollen Dorfplatz mit schönem Ambiente. Die Gäste sind begeistert, auch von unserem Essen." Das wird seit Jahrzehnten von ein und derselben Chefköchin auf die Teller gezaubert: Mutter Gisela Becker (69). "Bei uns gibt es keinen klassischen Mittagstisch. Das meiste wird vorbestellt. Wir haben eine treue Stammkundschaft, mit der wir ab und an auch mal ein Schoppen zischen. Doch egal wer, alle lieben das Essen meiner Mutter. Sei es Putenschnitzel, Lende oder die Klopse, die weit und breit bekannt sind. Von den Klopsen allein muss sie manchmal monatlich hunderte backen. Zu sehen, wie gut unser Essen ankommt und wie zufrieden die Leute sind, das macht einfach Spaß. Es motiviert uns, mit dem weiterzumachen, mit dem wir groß geworden sind."
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