Teil 3 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- Die legendären "Drei Linden"
Fotos: Carina Jirsch
12.09.2024 / FULDA -
Es gibt lange Arbeitstage, an deren Abend man sich danach sehnt, sich in seiner Lieblingsgastronomie ganz gemütlich etwas Leckeres zwischen die Kiemen zu schieben - sei es ein schönes Schnitzel oder einfach nur ein saisonaler Salat - aber schmecken muss es. Doch: Viele gastronomische Existenzen liegen seit Corona in Trümmern. Das "Gastrosterben" ist real. 2023 hat jede zehnte (!) Gastronomie in Deutschland dicht gemacht.
Vor allem seit der Corona-Pandemie ist dieses Phänomen in Erscheinung getreten und steht laut Experten gerade mal am Anfang. Es gibt allerdings auch Hoffnung, denn nicht jede Gastro ist im Abwärtstrend. OSTHESSEN|NEWS präsentiert Beispiele aus unserer Region. Heute: das Stadtgasthaus "Drei Linden" am Neuenberg (Fulda).
"Die Mischung aus alt und neu machts"
"In dieser Branche darf man sich nicht allein auf Tradition und Gemütlichkeit verlassen. Man muss mit kontinuierlichen kleinen Modernisierungen stets am Ball bleiben, Ideen entwickeln, investieren und diese umsetzen. Verpasst man diesen Zug einmal, ist es unmöglich, wieder aufzuholen", unterstrich der Chef O|N gegenüber. Nach der Übernahme bedeutete das für ihn, die Küche auf den neuesten Stand zu bringen und jährlich mehrere Gästezimmer zu modernisieren, bis schließlich alle 25 Zimmer renoviert waren. Die Metzgerei wurde verkleinert und mit der Rezeption im vorderen Bereich zusammengelegt. Das ehemalige "Wohnzimmer" verwandelte sich in einen neuen, größeren Gastraum, der modernisiert wurde, ohne seinen Charme zu verlieren. "Die richtige Mischung aus Alt und Neu ist entscheidend." Diesem Grundsatz blieb Anton Henning immer treu. Corona als Gastro locker weggesteckt
Für Henning Fulda stellte die Pandemie aus gastronomischer Sicht kein großes Hindernis dar. "Zu jenem Zeitpunkt war unsere neue Küche einsatzbereit, und wir waren alle heiß darauf, zu starten. Es fühlte sich an wie beim Pokern: Man hält ein starkes Blatt in den Händen und denkt, nichts kann schiefgehen. Doch plötzlich wird der Spieltisch umgeworfen." Trotzdem hielt man zusammen. "Da die Räumlichkeiten nicht genutzt werden konnten, haben wir viel auf Bestellung zubereitet und draußen Veranstaltungen wie 'Reise um die Welt' organisiert." In mitgebrachten Thermobehältern wurden vielfältige kleine Speisen aus aller Welt serviert, um den Menschen das Gefühl einer echten Weltreise zu vermitteln. "Zudem hatten wir schon immer eine loyale Stammkundschaft mit regelmäßigen Stammtischen, die uns auch in dieser Zeit unterstützt hat. Sie schätzen eben auch unseren guten Service - da bringt unsere Oberkellnerin Astrid Seuring immer neue Ideen mit ein", berichtet der Metzgermeister. Nicht verwunderlich, dass direkt nach Corona schnell wieder Normalität einkehrte. Ein Gasthaus. Ein Hotel. Eine Leidenschaft.
Aber fassen wir doch kurz die drei Spektren zusammen. Im Biergarten finden über 120 Gäste Platz, während im Gasthaus selbst etwa 140 Gäste bewirtet werden können. Wichtig ist, dass entweder der Biergarten oder der Innenbereich geöffnet ist, niemals jedoch beide gleichzeitig. Da ist er etwas eigen. Und dennoch wird es nie langweilig am Neuenberg. "Wir haben regelmäßige Aktionen wie Grillabende oder unser Beeftasting vom Kopf bis zum Fuß, wo viele junge aber auch ältere Gäste kommen." Das Hotel hat 25 frisch renovierte Zimmer - 40 Gäste bekommen hier ihr Frühstück an den Tisch gebracht und werden von Gastmutter Karin Henning mit Obstsalat samt Smoothie oder mit Wurstspezialitäten der Familie versorgt. Diese kommen aus der eigenen Metzgerei von Vater Stefan Henning. Schwartenmagen, Leberwurst und Blutwurst - ihre "Heilige Dreifaltigkeit".Doch wie schafft man es, den Spagat zwischen diesen drei Spektren zu meistern? "Man muss flexibel auf die Wünsche der Gäste eingehen und dabei kreativ bleiben. Wir erhalten die Tradition und bereichern sie mit neuen Elementen. Zudem habe ich ein großartiges Team, in dem die Chemie stimmt. So kann man befreit kochen und bleibt dabei immer gut drauf. Außerdem steht mir meine Ehefrau zur Seite, die selbst eine Metzgerei führt und uns mit vielen Produkten versorgt. Wir ergänzen uns ideal und sie hat viel Verständnis für unsere Arbeit. Wenn man dann noch sieht, wie gut die eigenen Gerichte ankommen, dann überträgt sich dieses Gefühl auch auf das Kochen. Und dann, ja dann macht Gastronomie einfach nur Spaß."
"Gastrosterben? Nicht bei uns!" - weitere Artikel
Teil 7 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!" - "Rhönblick" ist gesellschaftlicher Treffpunkt
Teil 6 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- "Zur Krone" ist ein Stehaufmännchen
Teil 5 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!" - "Fuldaer Haus" als Ort der Menschlichkeit
Teil 4 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- Heute: Das Restaurant "Zum alten Forsthaus"
Teil 2 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!" - "Zum Goldenen Stern" setzt auf ein Miteinander
Teil 1 der OSTHESSEN|NEWS-Serie
"Gastrosterben? Nicht bei uns!"- "Zum Grünen Baum" zeigt wie es geht