Zwischenfazit nach der Gruppenphase

Zwei Wochen EM: Eine große Party mit einer erwartbaren Schwachstelle

Tolle Stimmunf in den Städten und Stadien. Deutschland ist im Fußball-Fieber
Archivfotos: ON/Hans Hubertus Braune/Rene Kunze

28.06.2024 / REGION - Halbzeit bei "unserer" Heim-EM. Zwei Wochen Fußball liegen hinter uns, die Vorrunde ist beendet, die K.O.-Phase steht vor der Tür. Bislang ist die EM ein voller Erfolg. Die Stimmung ist großartig, die Spiele größtenteils mitreisend. Probleme bereitet nur die Organisation - und da vor allem die Deutsche Bahn.



Das Turnier war erst wenige Tage alt, da geriet die Deutsche Bahn schon das erste Mal in die Negativschlagzeilen. Hunderte Österreich-Fans schafften es zum ersten Gruppenspiel ihrer Mannschaft in Düsseldorf gegen Frankreich nicht rechtzeitig ins Stadion, weil die Bahn an einem gesperrten Streckenabschnitt bei Passau keinen Schienenersatzverkehr organisiert bekam.

Die Deutsche Bahn als große Schwachstelle

Solche Geschichten gab es häufiger zu hören in den ersten beiden Turnierwochen. Verspätungen, Ausfälle und überfüllte Züge zu und von den Stadien gehören genauso wie feiernde Fans und spannende Spiele zur Tagesordnung bei dieser EM. Während sich die Deutschen mit einem gewissen Galgenhumor an das Chaos bei der Bahn gewöhnt haben, sind vor allem die ausländischen Gäste entsetzt über die Zustände und Rückständigkeit im öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Inzwischen hat die Bahn sogar selbst erhebliche Mängel während des Turniers eingeräumt und sich bei den Fans entschuldigt. Sie ist der große Schwachpunkt der ersten beiden Turnierwochen - und Besserung ist nicht in Sicht.

Das lässt sich aber verschmerzen, denn ansonsten ist die EM genau die große Party, die sich alle im Vorfeld erhofft hatten. Die Atmosphäre in den Städten und Stadien ist fantastisch, die Fans feiern zu großen Teilen friedlich miteinander. Die Polizei vermeldete bislang nur vermeintlich kleinere Zwischenfälle, was bei hunderttausenden, oft alkoholisierten, Anhängern nicht selbstverständlich ist.

Fans sorgen für eine ungewohnte Leichtigkeit

Und so sorgten die von links nach rechts hüpfenden Niederländer, die lautstarken Albaner oder die Kilt-tragenden und Biergärten-leertrinkenden Schotten für eine ungewohnte Leichtigkeit in sonst so schweren Zeiten. Oder wie es die niederländische Tageszeitung "De Twentsche Courant Tubantia" ausdrückte: "Während wir uns in Europa über alles und jeden streiten, ist die EM erst einmal ein Sommer der Liebe, wie die Deutschen so schön sagen." Damit brachte sie die Stimmung im Land ziemlich genau auf den Punkt.

Aber nicht nur außerhalb, sondern auch auf dem Platz macht diese EM bislang einfach nur Spaß. Lässt man mal die dürftigen Auftritte der Gruppe C mit England, Dänemark, Slowenien und Serbien außen vor, sind die Spiele meist spannend und torreich. Daran haben vor allem auch kleinere Nationen wie Georgien, Rumänien oder Albanien ihren Anteil, die teilweise mitreisenden Fußball boten.

DFB-Team macht endlich wieder Spaß

Und die deutsche Mannschaft? Die präsentiert sich rechtzeitig zur Heim-EM endlich mal wieder sympathisch und nahbar. Vor allem kann sie aber auch sportlich nach langer Zeit mal wieder überzeugen. Der 5:1 Sieg gegen Schottland lieferte den Startschuss für die große Party, jetzt hoffen alle, dass die Euphorie die Mannschaft von Julian Nagelsmann noch die ein oder andere Runde weiterträgt.

36 der 51 Spiele sind schon vorbei, acht Mannschaften mussten bereits den Heimweg antreten. Mit jedem Spiel werden nun mehr Mannschaften und Fans das Land verlassen. Die ganz große Party geht also langsam zu Ende. Viele Fans dürften sich aber mit einem Lächeln auf dem Gesicht an ihre Zeit in Deutschland zurückerinnern - trotz der Deutschen Bahn. Was will man als Gastgeber mehr? (fh) +++

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