Kommentar von Christian P. Stadtfeld

Wichtiger Meilenstein für die Kaligemeinde, aber noch kein Ziel in Sicht

Das Problem für die Entsorgung der salzhaltigen Abwässer des Kalibergs in Neuhof ist noch lange nicht gelöst.
Archivfoto: O|N/Jonas Wenzel

06.05.2023 / NEUHOF - Gut, richtig und eine Entscheidung der Vernunft! Die seit Monaten scharf öffentlich kritisierte Dickschichtabdeckung, mit heftigem Widerstand von Jung und Alt, ist völlig überraschend vom Tisch. Das wurde bei der Gemeindevertretersitzung am Donnerstag, den 4. Mai 2023 in Neuhof offiziell verkündet. Damit wird dieser Tag als Meilenstein dieses Mammut-Projekts in die Geschichte von Neuhof eingehen, aber das Problem für die Entsorgung der salzhaltigen Abwässer des Kalibergs ist damit noch lange nicht gelöst. Heißt: Es braucht eine oder mehrerer tragfähige und nachhaltige Lösungen, die jetzt im Konsens aller Beteiligten intensiv geprüft werden müssen.



Fakt ist aber: Diese neue Entwicklung ist eine extrem große Errungenschaft für die Bürger der Kaligemeinde Neuhof. Sie ist aber auch eine sehr kluge Entscheidung des Düngemittelherstellers K+S. Vor allem aber ist sie wichtig für Neuhof, den Landkreis Fulda und die osthessische Region. Und sie dürfte dafür gesorgt haben, dass in manchen Haushalten die Sektkorken geknallt haben.

Alle Generationen haben mit Demonstrationen und zahlreichen Aktionen gegen die Pläne von K+S, den Monte Kali mit einer mächtigen Dickschicht abzudecken, mobil gemacht, umfassend informiert, teilweise emotional, aber in der großen Mehrheit nie unter der Gürtellinie. Sie haben sich eingesetzt für ihre Heimat Neuhof, die auch in Zukunft liebenswert und lebenswert bleiben sollte. Und der engagierte Einsatz der Bürger, die sich besonders in der BI Umwelt Neuhof professionell organisiert haben, hat sich schließlich gelohnt. Dieser Einsatz verdient höchsten Respekt und Anerkennung.

Einstimmige Ablehnung kam auch aus der Politik, allen voran fraktionsübergreifend von der Neuhofer Gemeindevertretung mit Bürgermeister Heiko Stolz an der Spitze und auch Landrat Bernd Woide hat sich deutlich positioniert. So ein Gegenvotum erlebt man ebenfalls selten.

K+S hat, wie noch nie zuvor in der über 100-jährigen Geschichte des Werkes Neuhof-Ellers, einen heftigen Tornado aus Kritik und Widerstand erlebt. Das Image der Verantwortlichen hat sich rapide ins Negative entwickelt, obwohl Kali + Salz eigentlich als 'Partner der Region' und Vorzeige-Arbeitgeber bekannt und beliebt ist. Der Bergbau, die Kumpel und K+S sorgen über Jahrzehnte für Wohlstand in der Region. Man darf aber auch nicht vergessen: K+S hat auch gutes Geld mit dem Kaligeschäft verdient und hohe Gewinne eingefahren. Also steht das Unternehmen auch in der Verantwortung für eine Zeit nach dem aktiven Bergbaubetrieb, nicht nur unter wirtschaftlichen, sondern auch unter ökologischen und sozialen Aspekten. Das ist K+S der Region schuldig.

Man scheint jetzt erkannt zu haben, dass die ursprünglichen Pläne des Unternehmens nicht gegen den Willen der Menschen in der Region umgesetzt werden können. Das plötzliche Einlenken des Konzerns, das Dickschichtverfahren, das als Ultima Ratio galt, jetzt ad acta zu legen, ist richtig und damit ist der Weg frei für einen Neustart - dann hoffentlich zum Wohle der gesamten Region. Das Ziel ist aber noch in weiter Ferne. (Christian P. Stadtfeld) +++

Die Bürger haben sich eingesetzt für ihre Heimat Neuhof, die auch in Zukunft liebenswert und lebenswert bleiben sollte.
Archivfoto: O|N/Carina Jirsch
OSTHESSEN|NEWS-Chefredakteur Christian P. Stadtfeld: \"Das Ziel ist aber noch in weiter Ferne.\"
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

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