Jahrespressegespräch beim RP

Geplante Haldenabdeckungen von K+S DAS bestimmende Thema

Der Kasseler Regierungspräsident Mark Weinmeister fühlt sich in der Region bekanntermaßen äußerst wohl.
Archivfoto: O|N/Hans-Hubertus Braune

29.03.2023 / KASSEL - Es ist gute Tradition, dass der Kasseler Regierungspräsident (RP) alljährlich im Frühjahr zu einer Pressekonferenz einlädt, um über aktuelle Themen zu diskutieren. So auch am Dienstagnachmittag: RP Mark Weinmeister (CDU) sowie die Leiterinnen und Leiter der verschiedenen Abteilungen sprachen mit den Journalisten unter anderem über Windkraft, den neuen Regionalplan und über die geplanten Haldenabdeckungen des Unternehmens K+S, was ja gerade für den Standort Neuhof-Ellers von Bedeutung ist und derzeit heftig diskutiert wird (O|N berichtete mehrfach ausführlich).



Weinmeister amtiert seit 1. Februar 2022 als Regierungspräsident und hatte die Nachfolge von Hermann-Josef Klüber aus Fulda angetreten. Das Regierungspräsidium Kassel beschäftigt aktuell gut 1.825 Mitarbeiter, die Behörde sei weiter am Wachsen, mit immer neuen Aufgaben. "Es gibt da ein sehr breit gefächertes berufliches Portfolio für Menschen, die wir brauchen", so Weinmeister, dessen Vize Dr. Alexander F. Wachter die "ganz große Welle der planmäßigen Abgänge" in zehn Jahren erwartet. Denn den Schwerpunkt bildeten derzeit die Mitte 40- bis Mitte 50-Jährigen.

Wirkungsgrad von 95 Prozent

Trotz der allesamt wichtigen Themen spielten die geplanten Haldenabdeckungen des Unternehmens K+S die zeitlich größte Rolle bei der Pressekonferenz. Es ging sowohl um die Halde in Neuhof-Ellers als auch um jene in Hattorf/Wintershall. Während bei den letztgenannten eine sogenannte Haldentopabdeckung beziehungsweise eine Haldenflankenabdeckung angewandt werden sollen und in Hattorf die Baumaßnahmen schon begonnen haben, ist für Neuhof eine Dickschichtabdeckung geplant. Wie die zuständige Abteilungsleiterin Umweltschutz, Birgit Krumminga, sagte, "beabsichtigt K+S über einer Dichtschicht mit darüber liegender Drainage die Aufbringung einer mindestens zehn Meter mächtigen Bode-/Bauschuttschicht, die bis zu 200 Meter in das Haldenvorfeld hineinreicht". Dies mache einen großen Bedarf von gut 67 Hektar Aufstandsfläche und etwa 19 Hektar Infrastrukturstreifen notwendig. Den Wirkungsgrad dieses Dickschichtverfahrens bezifferte sie mit über 95 Prozent, bei der Haldenflankenabdeckung im sogenannten Dünnschichtverfahren - bestehend aus mineralischen Abfällen - mit etwa 80 Prozent.

Das für Neuhof von K+S angedachte Verfahren setze die Verlegung einer Landessstraße und einer Gasleitung voraus sowie die Verlegung einer weiteren Gas-, einer Hochspannungs- sowie der Salzwasserleitung zum Werk Werra (im bergrechtlichen Verfahren) und ferner die Verlegung eines benachbarten Abfallentsorgungsbetriebs und die Errichtung/Verlegung weiterer Anlagen. Die Umsetzungsdauer skizzierte sie hier mit etwa 100 Jahren, für Hattorf/ Wintershall mit etwa 60 Jahren.

Ausblick 

Die Zulassungsfähigkeit weder der Dünnschicht- noch der Dickschichtabdeckung seien bislang an Großhalden in Hessen abschließend geprüft worden, so Krumminga. An offenen Fragen, die in der Zulassungsverfahren zu klären seien, nannte sie unter anderem 
 - Verhalten der Dichtungsschicht aufgrund der Verformungen und der Materialeigenschaften 
 - Auswirkungen der Materialqualität (auf Wasser, Staub und Boden)
 - sowie für NEUHOF: Alternativenbetrachtung im Rahmen der raumordnerischen Zielabweichungsentscheidung.

Deutlich wurde bei dem Gespräch, dass der Umweltverträglichkeitsprüfung eine hohe Bedeutung zukommt. Bei festgestellten zu großen Auswirkungen auf die Umwelt müssten Alternativen benannt werden, die besser seien. Mark Weinmeister zufolge geht man davon aus, dass im Sommer 2024 seitens K+S offiziell der Antrag auf Haldenabdeckung gestellt wird. In Neuhof gebe es ja gerade, so Weinmeister, eine "Riesendiskussion"; unter anderem auch darum, welche Materialien in die Dickschicht aufgebracht würden. "Und 100 Jahre, das ist irgendwie ein gar nicht vorstellbarer Zeitraum". 

Freiflächen-Photovoltaik begehrt

Zum Thema Fotovoltaik sagte der RP, dass sich da eine "gewisse Goldgräberstimmung" breit mache, die Nachfrage nach Flächen sei exorbitant gestiegen und reiche bis zu 100 Hektar. Bei Anfragen zu Freiflächenfotovoltaik seit 2017 liege der Landkreis Kassel mit knapp 600 Hektar klar an der Spitze, der Kreis Hersfeld-Rotenburg kommt auf etwa 250 Hektar und der Kreis Fulda auf gut 240 Hektar. Diese Zahlen wurden, ebenso wie Fakten zum neuen Regionalplan, präsentiert von Dezernatsleiter Markus Schäfer. 

Und wie Abteilungsleiterin Birgit Krumminga ausführte, gibt es aktuell 45 laufende Genehmigungsverfahren für 144 Windenergieanlagen (WEA). Angekündigte Verfahren sind es 49 für 201 WEA, anhängige Klageverfahren 35. Im Bereich des RP Kassel wurden vor und nach dem Jahr 2000 606 WEA genehmigt (darunter 41 in 2002 nach 24 in 2021), im Bereich des RP Gießen 550 und RP Darmstadt 220. (Bertram Lenz) +++

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