Geplantes K+S-Projekt in Neuhof-Ellers

"Grüne Halde": Naturschutzverbände üben harsche Kritik, Unternehmen kontert

Ein Blick auf die Halde in Neuhof. K+S plant, diese zu begrünen.
Foto: K+S

08.10.2022 / NEUHOF - Das Kaliwerk Neuhof-Ellers des Unternehmens K+S plant die vollständige Abdeckung der Rückstandshalde mit Bauschutt im so genannten "Dickschichtverfahren". Ziel ist, die durch Niederschläge auf die Halde anfallenden Haldenwässer nachhaltig zu reduzieren und damit die Umwelt zu entlasten. Motto: "Die Halde wird grün!" (O|N berichtete bereits ausführlich)


Zu diesem Vorhaben haben vor Kurzem die drei großen hessischen Naturschutzverbände NABU, die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) und der Landesjagdverband Hessen (LJV) gleich lautende Stellungnahmen an das zuständige Regierungspräsidium Kassel verfasst. Tenor: Das Abdeckkonzept von K+S zur Rückstandshalde Neuhof fällt bei den drei genannten anerkannten Naturschutzverbänden vollständig durch.

"Große Umweltbelastung für Mensch und Natur"

Wie es unter anderem heißt, "ist es aus Sicht dieser Naturschutzverbände völlig inakzeptabel, da es für Mensch und Natur im Raum Neuhof zu einer vermeidbaren extrem großen Umweltbelastung führen würde. Neben einer notwendigen, über 100 Hektar großen Waldrodung mit der einhergehenden Landschaftszerstörung im Naherholungsraum von Neuhof, würde durch die beabsichtigte gewaltige Deponierungsmenge von Bauschutt auf der gesamten Bergoberfläche eine über viele Jahrzehnte andauernde Belastung der Neuhofer Bevölkerung mit Lärm und Staub die Folge sein. Lebensräume und Wanderkorridore für Wildtiere würden vernichtet und zerschnitten werden".

Neben der bisherigen Rückstandshalde als so genannte "Ewigkeitslast" würde dann auch noch eine weitere "Ewigkeitslast" in Form einer dauerhaften und viele Meter mächtigen Bauschuttablagerungsfläche hinzukommen. Das Bündnis der drei Naturschutzverbände hält die Planung von K+S für "völlig aus der Zeit gefallen" und vor dem Hintergrund des für jeden spürbaren Klimawandels und der CO2-Bindungsfähigkeit der Wälder als abwegig und nicht hinnehmbar.  

Die drei Naturschutzverbände sprechen sich gemeinsam dafür aus, anstatt des erwähnten "Dickschichtverfahrens" mit großen Mengen an Bauschutt und geringen Teilen an Erdmaterial ausschließlich andere Methoden zu verfolgen, um die Problematik der anfallenden Haldenabwässer zu minimieren und aufzulösen. Genannt wird primär das Verbringen von Rückstandsmaterial nach Untertage (Versatz) für noch neu entstehende und so weit als möglich auch für schon existierende Rückstände, sowie als Abdeckkonzept für die bestehende Rückstandshalde eine Kombination aus dem so genannten Dünnschichtverfahren in Verbindung mit einer Haldenabwassereinleitung nach Untertage.

"Nur eine solche langfristige und in die Zukunft gerichtete Methode ist die einzig sinnvolle Alternative, insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Kaliabbau in Neuhof ohnehin zeitlich begrenzt ist und K+S unabhängig vom Kaliabbau durch diese Planung offenbar primär in das äußerst lukrative Abfallgeschäft einsteigen möchte".

Stellungnahme von K + S

Auf Anfrage von OSTHESSEN|NEWS hat die Pressestelle von K+S in Kassel Stellung zu der zitierten Meinung der drei anerkannten Naturschutzverbände bezogen. So schreibt Marcus Janz, Pressesprecher für die Standorte des Unternehmens: "Die geplante Dickschichtabdeckung der Kalihalde Neuhof-Ellers stellt für den Standort die effektivste und nachhaltigste Lösung dar, um die durch Niederschläge auf die Halde anfallenden salzhaltigen Haldenwässer langfristig nahezu vollständig zu vermeiden und Umwelteinflüsse damit nachhaltig zu minimieren. So werden ,Ewigkeitslasten' und Langzeitfolgen gerade vermieden. Zugleich wird mit der begrünten Dickschichtabdeckung die Rückstandshalde rekultiviert und so die betrieblich genutzte Fläche der Natur zurückgegeben und wieder nutzbar gemacht. Auf dem begrünten Berg entsteht neuer Lebensraum für heimische Fauna und Flora, und die Einbindung von CO2 in die Abdeck- und Vegetationsschicht bietet zudem einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz".

K+S habe sowohl lokale Interessenvertreter als auch die Öffentlichkeit schon sehr frühzeitig über das komplexe Vorhaben informiert, das sich noch in einer frühen Planungsphase zur Erarbeitung der Genehmigungsunterlagen befindet. Die Umweltverbände gingen bei ihrer Kritik von einigen falschen Annahmen aus: So werde die Dickschichtabdeckung sogar zum größten Teil aus Bodenmaterial bestehen, und nur eine deutlich kleinere Menge Bauschutt werde für Funktionsschichten (Drainage) genutzt. Und auch die angesprochene Rodung von Wald werde geringer ausfallen als die von den Umweltverbänden angegebenen mehr als 100 Hektar. Sie erfolge außerdem nur abschnittsweise über mehrere Jahrzehnte bei gleichzeitiger Schaffung neuer Grünflächen, sodass in Summe mehr Grünfläche geschaffen als in Anspruch genommen werde.

Einladung zum Bürgerdialog am 19. Oktober

Abschließend verweist Janz auf den Bürgerdialog am 19. Oktober im Gemeindezentrum Neuhof: Dort bestehe ab 19 Uhr die Möglichkeit für alle Interessierten, sich näher über das Vorhaben zu informieren und mit den Experten des Unternehmens zu den Details ins Gespräch zu kommen. "Dazu sind auch die drei Verbände eingeladen, mit denen K+S auch im weiteren Verlauf des Verfahrens konstruktiv zusammenarbeiten möchte, um Hinweise und Bedenken auf dem Weg zu einer grünen Halde aktiv in die Planungen aufnehmen zu können".

Im Vorfeld seiner erneuten Wahl zum Bürgermeister der Kaligemeinde Neuhof hatte Heiko Stolz im O|N-Gespräch vor Kurzem betont, man werde die geplante Haldenabdeckung sehr kritisch, aber konstruktiv begleiten. Es gelte, bei diesem Thema die richtige Balance zu finden. (bl/pm) +++

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