Am heutigen Dienstag ist Demo
K+S-Projekt: Das sagen Politiker aus der Region dazu
Foto: O|N - Archiv / Carina Jirsch
14.03.2023 / NEUHOF -
Das Projekt "Dickschichtabdeckung der Rückstandshalde des Werkes Neuhof-Ellers" des Unternehmens K+S sorgt für kommunalpolitische und gesellschaftliche Diskussionen weit über die Gemeindegrenzen hinaus. Für den Dienstag ist ab 18 Uhr ein Demonstrationszug vom Parkplatz der Schloss-Schule Neuhof mit anschließender Kundgebung am Gemeindezentrum geplant. Veranstalter ist die Bürgerinitiative "UMWELT NEUHOF". OSTHESSEN|NEWS hat bei Politikern aus der Region nachgefragt, wie sie das Projekt bewerten.
Ein konstruktiver Dialog zwischen allen Beteiligten ist hier von besonderem Wert und von großer Bedeutung, dem darf sich keiner verweigern. Vor einem Genehmigungsverfahren müssen alle Alternativen auf den Tisch und auch alternative Lösungen seriös geprüft werden. Und im Verfahren müssen selbstverständlich auch Alternativen geprüft werden. Dazu sind die Verantwortlichen schon jetzt im Austausch. Mein Ansatz ist, mich nach Kräften für eine gute, tragfähige Lösung einzusetzen. Dazu bin ich bereits seit längerem mit zahlreichen Bürgern, dem Regierungspräsidenten, Landrat, Neuhofs Bürgermeister, dem Unternehmen sowie weiteren Akteuren im direkten Austausch.
In der Debatte um die dringend notwendige Reduzierung der salzhaltigen Haldenabwässer fehlt es mir eindeutig an einem ergebnisoffenen Dialog. Mein Eindruck ist, dass Alternativen zu einer Abdeckung im sogenannten Dickschichtverfahren per se nicht weiterverfolgt werden. Das Dialogforum von K+S gleicht mehr einem Monologforum, bei dem es dann auch nicht verwunderlich ist, wenn dem einen oder anderen Teilnehmer der Geduldsfaden reißt.
So wie sich mir aktuell die Sachlage darstellt, ist eine Dickschichtabdeckung des Kalibergs weder die beste Variante für Mensch und Natur, noch genehmigungsfähig.
Aus diesem Grund werde ich mich persönlich dafür einsetzen, um die Dickschichtabdeckung und damit die Belastung der Menschen in der Region zu verhindern. Ich werde in den kommenden Wochen und Monaten viele Gespräch führen, aber auch weitere Informationen sammeln und diese dann öffentlich zur Verfügung stellen."
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Verantwortung für die Rückstandshalde bei dem Unternehmen liegt, das viele Jahre wirtschaftlich profitieren konnte und ausdrücklich nicht bei der Allgemeinheit. Inhaltlich unterstütze ich Forderungen der Gemeindevertretung Neuhof zum Vorhaben von K+S vollumfänglich. Ziel muss es sein, die salzhaltigen Haldenwässer, die durch Niederschlag entstehen, zu reduzieren. Dazu gibt es, neben der Haldenabdeckung im Dickschichtverfahren, aber viele Alternativen. Bisher hat K+S aber nur die Dickschichtabdeckung für die Halde in Neuhof vertieft geprüft. Das halte ich für falsch.
Alle Alternativen müssen in gleichem Umfang und in gleicher technischer Tiefe geprüft werden. Eine einseitige Fokussierung auf die Dickschichtabdeckung halte auch rechtlich nicht für sachgerecht.
Konkret sind folgende Bausteine auch in Kombination zu prüfen:
• Versatz von Abraum Untertage, insbesondere für den noch pulverförmigen Abraum, der in den nächsten Jahren entstehen soll,
• Verwertung vorhandener Rohstoffe (z.B. des Kainit) aus der Rückstandhalde und die
• Haldenabdeckung im Dünnschichtverfahren
Ich setze mich aktiv dafür ein, dass die Alternativen in Form eines Raumordnungsverfahrens geprüft werden. Ein Raumordnungsverfahren eröffnet die Chance, alle Bausteine und Alternativen in das Verfahren mit einzubeziehen. Im Verfahren müssen die Folgen für die Menschen und Umwelt in unserer Region berücksichtigt werden. Bisher kamen die berechtigten Interessen der betroffenen Menschen und die Transparenz in den Planungen von K+S zu kurz".
Jedoch habe ich Zweifel, ob dieses Vorhaben erforderlich ist, um die Vorgaben zur Vermeidung von Haldenabwässern zu erfüllen. Denn es stehen eine Reihe anderer Maßnahmen zur Verfügung, die meines Erachtens noch nicht ausreichend einbezogen wurden.
Angesichts der enormen Auswirkungen auf Infrastruktur, Leben in der Gemeinde Neuhof samt Umfeld, Verlust von Umweltflächen und Aufwuchs von Halde, auch durch Unmengen an teils belastetem Bauschutt, kaum überblickbaren Beeinträchtigungen während der jahrhundertlangen Ablagerungsphase und erst recht danach, kann meines Erachtens von Angemessenheit keine Rede sein. Dies insbesondere mit Blick auf Alternativen.
Von daher mein Appell und mein Einsatz dafür, hier ins Vorverfahren einzusteigen und im Rahmen der Raumordnung alle bisher noch nicht näher verfolgten Lösungsansätze zu prüfen, die gegebenenfalls mit geringeren Belastungen einhergehen könnten".
Fest steht, die salzhaltigen Abwässer müssen weiterhin erheblich reduziert werden. Das Unternehmen K+S muss sich seiner Verantwortung bewusst sein, gemeinsam mit dem Land Hessen sowie mit der Flussgebietsgemeinschaft Weser (FGG-Weser), an der Umsetzung der Maßnahmen zur vollständigen Reduktion von salzhaltigen Haldenwässer zu arbeiten. Der FGG Weser gehören neben Hessen auch Bayern, Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Thüringen an. K+S ist als Verursacher verpflichtet, die Kosten dieser Maßnahmen zu tragen und die Finanzierung durch entsprechende Sicherheitsleistungen auch über einen sehr langen Zeitraum zu sichern.
Ziel einer Haldenabdeckung ist es, die Entstehung salzhaltiger Haldenwässer durch Produktion und Niederschlag stark zu reduzieren, im Idealfall zu verhindern und somit Ewigkeitslasten zu vermeiden. Denn unabhängig, ob weiter Kali abgebaut wird oder nicht, entstehen durch Regen salzige Haldenwässer, und das die nächsten 700 bis 1000 Jahre. Es steht also außer Frage, dass etwas getan werden muss. Es gibt verschiedene Abdeckverfahren, wobei die sogenannte Dickschichtabdeckung als die aktuell Wirkungsvollste im Raum steht. Allerdings ist sie sehr aufwendig, denn der Monte Kali ist riesig.
Wenn eine Dickschichtabdeckung zum Tragen kommen sollte, müssten die Belastungen für Umwelt und Bevölkerung so gering wie möglich sein. Eine Bauzeit von über 100 Jahren ist nicht akzeptabel und über die Qualität das Deckmaterials sollte nochmals nachgedacht werden. Im Rahmen eines Mediationsverfahrens könnten alle beteiligten Akteurinnen und Akteure Gehör finden: Träger öffentlicher Belange, also Kommunen und Landkreis aber auch Naturschutzbehörden und die Bevölkerung. Die Region hat über viele Jahrzehnte sehr stark wirtschaftlich vom Kaliabbau profitiert und wird dies auch weiterhin tun. K+S ist mit seinen 700 Mitarbeitenden und 50 Auszubildenden größter Arbeitgeber der Region. Ich verfolge die täglichen Zuspitzungen mit Sorge und setze mich für einen sachlichen und fachlich fundierten Dialog zwischen allen Beteiligten ein. Wir müssen alle an einem Strang ziehen, denn Wasser ist für uns alle ein hohes Gut, das es zu schützen gilt.
Anmerkung der Redaktion: Auch die beiden Grünen-Landtagsabgeordneten Silvia Brünnel und Markus Hofmann waren angefragt worden. Eine Stellungnahme von Markus Hofmann wurde abgegeben, dann aber mit dem Hinweis auf eine erwartete Äußerung des Hessischen Umweltministeriums zunächst wieder zurückgezogen. Sie wurde am Dienstagmittag nachgeliefert und ist hier veröffentlicht. (Bertram Lenz) +++
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