Die Ruine klingt und schwingt wieder
Wiederaufnahme "Wie im Himmel" berührt Zuschauer mit Musik und Charakter
Archivbilder: O|N / Christopher Göbel
27.07.2025 / BAD HERSFELD -
Der erfolgreiche Komponist Daniel Daréus liebte einst die Musik, das kann man gut und gerne sagen. Auch wenn er glaubt, einen Menschen zu lieben nicht fähig zu sein, für die Musik schlug - und schlägt - sein Herz durchaus. So sehr, dass er sie zu seinem Beruf machte. Er wird gefeiert, von Paparazzi verfolgt, seine Konzerte sind über acht Jahre im Voraus ausverkauft - bis all das über ihm zusammenbricht. Herzinfarkt. Mit diesem großen Knall beginnt am vergangenen Freitagabend die letzte Premiere der Bad Hersfelder Festspiele 2025: Joern Hinkels Wiederaufnahme von "Wie im Himmel".
Laut und dann ganz leise wird es um Daniel Daréus (gespielt von Henry Arnold), als er mitten auf seinem persönlichen Olymp zusammenbricht. Erfolgreicher könnte der Dirigent kaum sein, aber auch kaum weiter entfernt von dem, was ihn einst antrieb. Er kehrt der weiten Welt, den Konzerthäuser und seinem Erfolg kurzerhand den Rücken. Kauft die alte Schule in seinem Heimatdorf Lysaker. Dieses hatte er einst verlassen. Mit einem Herzen voller Schwermut und auch dem einen oder anderen Kindheitstrauma.
Herrlich schrullig und sympathisch
Sie sind nur zwei der unterschiedlichen Gesichter des Kirchenchores von Lysaker. Einer Vereinigung von Menschen, die es lieben, gemeinsam zu singen. Geleitet werden sie dabei in Ermangelung eines Kantors von der unsicheren, schrulligen Siv (Anna Graenzer). Der Ausdruck des Chores: Unkoordiniert. Die sängerische Leistung: Nun ja. Doch da sind ein paar ganz besondere Stimmen unter ihnen. Wie die Lenas (wunderbare Pop-Stimme mit sehr viel Ausdruck und Gänsehaut-Feeling von Helena Charlotte Sigal) und Gabriella (berührend, durchdringend schön von Sandy Mölling gesungen) und vor allem ganz viel Liebe und Persönlichkeit.Der Chor begibt sich mit Daniel - der sich nach kurzem Zögern die Stelle des Kantors schnappt - auf die Suche nach seinem Klang, jeder einzelne nach seinem ganz individuellen Ton. Und Daniel entdeckt, dass er immer noch die Musik, aber nicht mehr nur diese lieben kann. Überhaupt spielt neben der zur Musik auch die Liebe zum Menschen eine große Rolle in "Wie im Himmel". Da ist die, die schon immer still und heimlich da war zwischen Olga (sympathisch und äußerst unterhaltsam gespielt von Brigitte Grothum) und Erik (Walter Kreye). Die, die im Argen liegt und noch nie richtig gelebt worden zu sein scheint, zwischen Pfarrer Stig (Jürgen Hartmann) seiner Frau Inger (mitreißend in ihrer Entwicklung gespielt von Bettina Hauenschild) und irgendwie auch Gott. Und da ist auch die, die so brutal nur schwerlich den Namen Liebe verdient, zwischen Conny (Matthias Znidarec) und der zarten Gabriella (Sandy Mölling).
Das, was wirklich zählt
Je mehr die Sänger und auch Daniel ihren Ton, ihren Klang, (wieder-)finden, desto mehr eskalieren auch alte Konflikte und lösen sich. Desto echter wird die Nähe zwischen den Figuren. Sie lernen: Es zählt nicht nur, dass ich alles über dich weiß, es zählt vor allem, dass ich für dich einstehe, wenn du mich brauchst. Der Chor und damit auch die Dorfgemeinschaft entfremdet sich, sieht einander mit anderen Augen und wächst schließlich neu und anders wieder zusammen. All das wird begleitet von berührender Musik, die - mit Ausnahme eines Werks von Anton Bruckner - ausnahmslos von Jörg Gollasch für die Inszenierung komponiert wurde und von den Sängern auf der Bühne in Bad Hersfeld berührend und fein interpretiert wird.
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