Kritik zu "A Chorus Line"
Tränen, Schweiß und große Träume: Hier zeigt Theater sein wahres Gesicht
Fotos: Moritz Rös
13.07.2025 / BAD HERSFELD -
Wenn der letzte Spot erlischt und Stille einkehrt, dann bleibt vor allem eines zurück: Gänsehaut. Die Bad Hersfelder Inszenierung von A Chorus Line ist mehr als nur ein Musical – sie ist ein kraftvolles Bekenntnis zu Kunst, Ehrlichkeit und dem ewigen Wunsch, gesehen zu werden. Die gefeierte Produktion von Regisseurin und Choreografin Melissa King kehrt nach dem Riesenerfolg des Vorjahres zurück in die Stiftsruine – mit neuem Schwung, frischem Ensemble und einer berührenden Intensität, die lange nachwirkt.
Die Story ist schnell erzählt: Ein Choreograf sucht Tänzer für ein neues Musical. Doch wer eine simple Talentshow erwartet, wird von Beginn an eines Besseren belehrt. Stattdessen bittet der Choreograf die Bewerber, persönliche Geschichten zu erzählen – aus Kindheit und Karriere, von Zweifeln, Rückschlägen und Träumen. Es ist ein Casting, das sich in ein schonungsloses Gruppenporträt verwandelt. Kein Glanz, kein Glamour – stattdessen Schmerz, Hoffnung und Ehrlichkeit. Und genau das macht die Aufführung so kraftvoll.
Ein Ensemble im Rampenlicht
Melissa Kings Inszenierung lebt vom Tempo, von der Authentizität der Szenenwechsel – und vor allem von der herausragenden Arbeit des Ensembles. Tänzerisch wird hier ein Niveau erreicht, das aufhorchen lässt: präzise, synchron, emotional aufgeladen. Jeder Schritt wirkt durchdacht, jedes Solo erzählt eine eigene Geschichte. Und obwohl es ein Chor ist, eine Reihe von Bewerbern, bleibt jede Figur individuell, eigenständig und glaubwürdig. Direkt, berührend, greifbar
Arne Stephan als Zach bringt die nötige Autorität auf die Bühne, ohne jemals zur Karikatur zu werden. In der Bad Hersfelder Inszenierung wird sein Hintergrund als ehemaliger Tänzer gezeigt – ein starker Kontrast zur bekannten Filmversion mit Michael Douglas. So erhält die Rolle mehr Tiefe und Verletzlichkeit.Einen besonderen Reiz macht auch die deutsche Sprache aus, in der das gesamte Stück gespielt und gesungen wird. Dadurch bleiben keine Nuancen verborgen. Die Zuschauer verstehen sofort, was die Tänzer bewegt – keine Sprachbarriere trennt das Publikum vom Innenleben der Figuren. Diese Entscheidung macht die Inszenierung direkter, berührender, greifbarer.
Die perfekte Besetzung
Zu den Ensemblemitgliedern gehören unter anderem Josephina Mackensen, Janina Moser, Maikel Leijenhorst, Samantha Turton, Tobias Stemmer, Julia Elena Heinrich und Stephen Dole. Sie fügen sich nahtlos ein und bringen ihre eigenen Farben, Erfahrungen und Stärken mit auf die Bühne. Dass viele der Charaktere gemeinsam mit den Darstellern entwickelt wurden, merkt man: Hier ist nichts aufgesetzt, nichts künstlich – sondern lebendige Bühnenkunst, wie sie intensiver kaum sein kann. Ein Spiegelbild der Gesellschaft
Auch das Bühnenbild von Karin Fritz verdient Applaus. Es schafft mit wenigen Elementen einen offenen Raum, der Projektionen zulässt – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Unterstützt wird das durch die atmosphärischen Videos von Eric Dunlap, die die Szenen zusätzlich emotional aufladen. Die Kostüme von Conny Lüders unterstreichen die jeweilige Persönlichkeit, ohne den Fokus von der Geschichte zu nehmen. Alles wirkt harmonisch und präzise abgestimmt – eine Inszenierung wie ein perfekt funktionierendes Uhrwerk.Was besonders in Erinnerung bleibt, ist die Energie des Ensembles. Jeder einzelne dieser Darstellerinnen und Darsteller legt sein Herz auf die Bühne, mit einer Offenheit und Spielfreude, die unter die Haut geht. Dass die Geschichten auf wahren Erlebnissen beruhen – und sich die Darsteller der Bad Hersfelder Fassung teilweise selbst einbringen konnten –, macht das Ganze noch glaubwürdiger. Es wirkt nie gespielt, sondern ehrlich – wie ein kollektives Bekenntnis zu einem Beruf, der zwar glänzend aussieht, aber oft brutal ist. (Constantin von Butler) +++
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