Anerkennung und Dankbarkeit

Joern Hinkel hinterlässt Spuren: Freunde und Wegbegleiter verabschieden sich

Joern Hinkel hat die Menschen in seinem Umfeld positiv beeinflusst - nun heißt es Abschied nehmen.
Fotos: Carina Jirsch

24.08.2025 / BAD HERSFELD - Wenn ein Intendant geht, hinterlässt er mehr als leere Räume – er hinterlässt Spuren in den Herzen der Menschen. Joern Hinkel, acht Jahre künstlerischer Leiter der Bad Hersfelder Festspiele, hat nicht nur Theater inszeniert, sondern eine ganze Region geprägt. Mit seiner offenen, empathischen Art hat er die Festspiele weit über die Grenzen Osthessens hinaus zum Strahlen gebracht. Weggefährten und Freunde erinnern sich an besondere Begegnungen, prägende Momente und den Menschen hinter dem Intendanten.


Im Laufe des Jahres haben wir uns von OSTHESSEN|NEWS bei einigen Wegbegleitern von Joern Hinkel umgehört und sie um Abschiedsworte gebeten.

Regisseur Gil Mehmert:
"Es ist schön, dass sich ein Kreis schließt. Jörn hat zwei Jahre nach mir sein Regiestudium aufgenommen. Uns verbindet seit vielen Jahren eine Arbeitsfreundschaft, die ich sehr genieße. Ich freue mich sehr, dass er bei uns ("Die Räuber") mitspielt. Es ist schön, ihn mit bei mir dabei zu haben. Jörn ist jemand, der Verantwortung nicht mit Macht verwechselt. Er hat immer ein offenes Ohr und viel Verständnis – dafür danke ich ihm sehr."


Schauspieler Erol Sander: "Joern habe ich 2014 kennengelernt. Es war von Anfang an mit Joern eine wunderbare Zeit. Er ist ein kreativer Visionär – er hat so viele kulturelle Erfahrungen. Er hat nicht ohne Grund den Hessischen Verdienstorden bekommen. Als ich gehört habe, dass es sein letztes Jahr in Bad Hersfeld ist, stand für mich fest, dass ich dabei bin. Ich kenne Joern sehr gut und ich verneige mich vor seiner Erfahrung. Es ist so eine reiche Erfahrung, die er hat, und er weiß auch, wie man mit Menschen umgeht. Joern ist ein Mensch, der die Leute spielen lässt. Ich fühle mich bei ihm sehr gut aufgehoben. Ich liebe es, mit ihm zu arbeiten. Er ist ein Freund von mir."

Schauspieler und Regisseur Christian Nickel:
"Wir kennen uns schon seit langer Zeit – seit ungefähr 20 Jahren. Ich bin sehr glücklich, mit ihm zusammenzuarbeiten. Im Dunstkreis des Theaters haben wir uns schätzen gelernt. Ich wünsche ihm, dass er sich seine Sorgenfreiheit und Empathie bewahrt. Ich hoffe, dass er eine gute neue Aufgabe findet und es dort ausleben kann. Wir brauchen eben Menschen wie ihn, die Räume schaffen. Seine Lust, von einer besseren Welt zu träumen, sollte er sich behalten."

Regisseurin Melissa King: "Ich sehe es schon bei unserem Stück A Chorus Line in diesem Jahr. Hinkel hat mir gesagt, dass er eine Wiederaufnahme möchte. Am Anfang habe ich gedacht, dass es nicht geht – aber er hat mir den Weg gezeigt. Ich möchte ihm für die tolle Zusammenarbeit und das Vertrauen danken. Joern ist ein ganz besonderer Mensch, der ganz viel zum Spirit der Festspiele beiträgt. Sein Engagement und seine Offenheit wirken grenzenlos und sind etwas ganz Besonderes."

Schauspieler Arne Stephan: "Als wir die Premierenfeier hatten, hat man den Enthusiasmus von Joern gemerkt. Diese Liebe zum Theater und das Interesse an jedem Einzelnen – diese Ansprechbarkeit immer und überall. Auf einer persönlichen und hochwertigen Ebene finde ich das sehr bemerkenswert. Mit wie viel Liebe und Engagement Joern bei der Sache ist, ist schon sehr faszinierend."


Schauspielerin Samantha Turton: "Er war immer dabei und hat sich immer vorgestellt. Er meint es ernst, wenn er sagt, dass er für jeden da ist. Er hat sich immer Zeit genommen für jeden. Das ist gerade in der heutigen Zeit etwas total Seltenes geworden. Bei Joern merkt man, dass er das lebt, was er im Herzen trägt. Ein total sympathischer, offener und herzlicher Mensch."


Schauspieler Peter Englert: "Wenn ich an Joern denke, dann denke ich an ein großes Wort: Liebe. Joern ist einer der herzlichsten Menschen, die man in der ganzen Theaterindustrie trifft. Er behandelt alle Menschen gleich und hat alle lieb. Er ist einfach einer der empathischsten und intelligentesten Menschen überhaupt. Wenn Joern sagt, er übernimmt ein Theater, dann folgen ihm 99 Prozent der Menschen. Er ist ein menschlicher Chef. Und zum Abschied – Joern: Eines Tages werde ich dich in Siedler von Catan schlagen."

Elke Hesse, die neue Intendantin der Bad Hersfelder Festspiele: "Mein herzlicher Glückwunsch gilt Joern Hinkel für eine sehr beeindruckende Intendanz. Gerade in unsicheren Zeiten verstand er es auf besondere Weise, das Festspiel-Schiff nicht nur auf Fahrt zu halten, sondern immer wieder neue künstlerische Höhepunkte zu schaffen. Die Ovationen des Gala-Publikums unterstreichen: Joern Hinkel erreichte Nerv und Herz des Publikums."


Joern Hinkels Pressesprecherinnen bei den Bad Hersfelder Festspiele, Moni Liegmann und Ina Rumpf: "Joern hat einen unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen. Und er glaubt daran, dass jeder von uns die Welt ein bisschen besser machen kann. Und deswegen organisiert er noch - trotz seines überbordenden Terminkalenders - musikalische Lesungen zu Themen, die er für gesellschaftlich relevant hält, für einen guten Zweck. Wie gerade neulich im Kapitelsaal zum Thema ‚80 Jahre Ende der nationalistischen Gewaltherrschaft in Deutschland‘."

Landrat Torsten Warnecke: "Macht, Geld, Schandtaten, Freundschaften, die Liebe und das Gute – auf den Brettern, die die Welt bedeuten, in der Stiftsruine zur Aufführung gelangt. Unter der Ägide von Joern Hinkel, der nicht allein als Intendant, Regisseur und Autor in Erinnerung bleiben wird. Meine sind: Sein großer Einsatz für die Bad Hersfelder Festspiele mit Ausstrahlung und Überzeugung sowie Nachdrücklichkeit. Denn das Geld, das die Welt regiert, ist auch für die Bühnenkunst essenziell. Lieber Herr Hinkel, Sie sind für die Zukunft gewappnet. Alles erdenklich Gute mit Lebensfreude, Ideenreichtum und Schaffenskraft. Herzlichen Dank."

Michael Roth, während Hinkels Intendanz Mitglied des deutschen Bundestages: "Joern Hinkel hat mit dem weitverbreiteten Klischee aufgeräumt, Theatermacher seien herrisch, egomanisch und kompliziert. Bad Hersfeld hatte acht Jahre einen Intendanten, der die Festspiele nicht nur leitete, sondern auch lebte. Und zwar an 365 Tagen im Jahr 24/7. Die Stadt hat ihm diese unbedingte Hingabe leider nicht immer gedankt. Ich wünsche ihm von Herzen alles Gute auf seinem neuen Weg. Er wird unserer Stadtgesellschaft fehlen."

O|N-Redakteur Constantin von Butler: "Es gibt Termine, zu denen man als Redakteur mit gemischten Gefühlen fährt – doch liest man auf der Einladung den Namen Joern Hinkel, betritt man den Raum mit einem Lächeln. Seine offene, sympathische und empathische Art macht ihn zu einem Intendanten, dessen Strahlkraft weit über die Festspiele hinausreicht. Vor allem aber ist er ein Mensch – und das ist in unserer Zeit etwas Besonderes. Dein Gedanke, den du vermittelt hast, stärker auf das "Wir-Gefühl" zu achten, hat sich in meinem Kopf fest verankert. Um Leonardo da Vinci zu zitieren: "Wo viel Gefühl ist, da ist auch viel Leid" – und genau dieses Leid würdest du immer wieder für deine Mitmenschen in Kauf nehmen." (Constantin von Butler) +++

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