50 Jahre Hochschule Fulda

"Keine Liebe auf den ersten Blick, jetzt aber eine innige Liebe, die stetig wächst"

Prof. Dr. Karim Khakzar und Ministerpräsident Boris Rhein feierten am Mittwoch ein halbes Jahrhundert Hochschule Fulda.
Fotos: Carina Jirsch

13.06.2024 / FULDA - Das Highlight des Jubiläums! Der schöne Campus der Hochschule Fulda war am Mittwoch der Mittelpunkt eines Festaktes, der 50 Jahre Hochschulgeschichte zelebrierte. Ein halbes Jahrhundert Lehre, Forschung, Transfer und Hochschulleben - ein Riesenerfolg mit viel Pionierarbeit, Exzellenz in Forschung und Lehre sowie ein starkes Wachstum.



Zum offiziellen Festakt im modernen Mensagebäude auf dem Campus begrüßte Hochschulpräsident Prof. Dr. Karim Khakzar rund 800 Gäste, darunter Hessens Ministerpräsident Boris Rhein, den hessischen Wissenschaftsminister Timon Gremmels, Staatssekretär Christoph Degen, Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld sowie die Vorsitzende des Hochschulrats und Präsidentin der TH Köln, Prof. Dr. Sylvia Heuchemer.

"Eine Entwicklung, mit ihren Höhen und Tiefen, aber vor allem schönen Erlebnissen"

Der Präsident der Hochschule Fulda blickte auf die stolze Entwicklung der Bildungseinrichtung zurück, die sich innerhalb eines halben Jahrhunderts "von einer auf die Lehre beschränkten Fachhochschule (FH) der 1970er Jahre zu einer der forschungsstärksten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Deutschland" entwickelt hat. "Es ist eine Entwicklung, mit ihren Höhen und Tiefen, aber vor allem schönen Erlebnissen." Die Anfänge im Gründungsjahr 1974 waren eher bescheiden: An der damaligen FH waren gerade einmal 750 Studierende eingeschrieben. Heute sind es knapp 9.000 junge Menschen, die an acht Fachbereichen in rund 60 Studiengängen an der Hochschule Fulda studieren. Gleichzeitig ist die Zahl der Beschäftigten von weniger als 100 auf mehr als 850 angestiegen. Damit hat sich die Hochschule Fulda auch zu einer wichtigen Arbeitgeberin in der Region entwickelt. "Wir haben uns mit unserer Forschungsstärke, Engagement und unserem attraktiven Campus eine hohe Reputation erarbeitet."

Khakzar betonte, dass die Hochschule Fulda auf ihrem Weg zu einer festen Größe in der deutschen Bildungslandschaft immer wieder beachtliche Pionierarbeit geleistet habe: "Ein auf die sehr unterschiedlichen Bedürfnisse der Studierenden ausgerichtetes, vielfältiges Studienangebot, die Akademisierung von Gesundheitsfachberufen, das eigenständige Promotionsrecht, die Mitgliedschaft in einer EU-geförderten Europäischen Hochschulallianz und der erfolgreiche Einsatz für Chancengerechtigkeit und Gleichstellung sind nur einige Beispiele, die zeigen, dass Fulda eine ganz besondere Hochschule hat. Das ist ein Verdienst von sehr vielen Menschen." Dabei galt der Dank vor allem auch der hessischen Landesregierung für ihre "kontinuierliche Unterstützung". 

Rhein betont "wissenschaftliche Exzellenz und innovatives Potenzial"

Für Ministerpräsident Rhein war seine "Rückkehr" zur Hochschule ein Grund zur Freude. "Es gibt mir ein gutes Gefühl, wieder hier zu sein. Daher zu aller erst: Herzlichen Glückwunsch an die Hochschule! 1974 war ein spannendes Jahr, ein politisch turbulentes Jahr. Sportlich gesehen dafür umso besser mit dem gewonnenen WM Titel - wer weiß, vielleicht ist das ja ein positives Omen für die EM im eigenen Land. 1974 war aber auch ein Beginn einer echten hessischen Erfolgsgeschichte. Die einer jetzt führenden Schulen in angewandter Wissenschaft in Deutschland und eines entscheidenden Standorts für die Region. Ich kann immer guten Gewissens sagen: Hier ist das Geld gut angelegt." Dabei betonte er allerdings: So eine Erfolgsgeschichte schreibt natürlich nicht nur eine Person. Es sind Menschen wie Sie, Herr Khakzar, die jahrelang ihr Engagement für diese Hochschule unter Beweis stellen. Sie sind mit ihrer sympathischen und enormen Beharrlichkeit der wesentliche Treiber gewesen für die erfolgreiche Entwicklung der Hochschule gewesen." 

Promotionsrecht in 2016 "ein Meilenstein für die Hochschullandschaft in Hessen"

Dabei lenkte Rhein das Augenmerk auf das Thema Promotionsrecht: "Die Einführung 2016 war ein Meilenstein für die Hochschullandschaft in Hessen. Diese Hochschule hat eine ganz besondere Rolle gespielt, denn wir wussten, auch durch Engagement von Khakzar, haben wir eine Versicherung, dass es hier gelingen kann. Als damaliger Wissenschaftsminister durfte ich der Hochschule Fulda als erster deutschen Hochschule für Angewandte Wissenschaften das eigenständige Promotionsrecht verleihen.  Es unterstreicht nicht nur die wissenschaftliche Exzellenz und das innovative Potenzial dieser großartigen Institution, sondern stärkt auch die Region als attraktiven Bildungs- und Forschungsstandort." Acht Jahre später könne man festhalten, dass diese Rechtsanpassung ein Gewinn für alle sei: für die Hochschulen, für die Studentinnen und Studenten und für das Land, betonte er und fügte hinzu: "Die Hochschule meistert einen Spagat zwischen Internationalität, Weltoffenheit und Verwurzelung in der Region. Sie alle können stolz darauf sein, wie sich Ihre Bildungsinstitution entwickelt hat."

"Keine Liebe auf den ersten Blick, inzwischen aber eine innige Liebe, die stetig wächst"

Fuldas Oberbürgermeister Wingenfeld unterstrich in seinem Grußwort die starke regionale Verankerung der Hochschule und die positiven Effekte für Fulda und Osthessen: "Seit 50 Jahren ist die Hochschule Fulda aus unserer Stadt, aus unserer Region, nicht mehr wegzudenken. Sie hat echte Pionierarbeit geleistet und das über Jahrzehnte hinweg - bis zum heutigen Tag. Die Studierenden und Lehrenden, die aus dem ganzen Bundesgebiet und aus dem Ausland zu uns kommen, weiten unseren Horizont. Sie machen Fulda internationaler und öffnen Fuldas Blick für die Welt." Die Hochschule Fulda spiele zudem eine wichtige Rolle für den regionalen Arbeitsmarkt, sagte Wingenfeld: "Die hoch qualifizierten Absolventinnen und Absolventen sind interessant als potenzielle Fachkräfte für unsere Unternehmen. Jüngstes Beispiel dafür ist die Kooperation mit der Universität Marburg im Bereich Medizin, durch die wir uns langfristig positive Effekte für die medizinische Versorgung in der Region erwarten." Seine Gratulation schloss der Oberbürgermeister mit den Worten: Die Hochschule Fulda ist stark für Fulda, aber offen für die Welt. Wir freuen uns auf die nächsten Jahre Inspiration und Entwicklung und auf den 100sten Geburtstag!"

"Geschichte wie bei Aschenputtel" - Mut, Stärke und der unbedingte Wille

Als Vorsitzende des Hochschulrats lobte Prof. Dr. Sylvia Heuchemer die Entwicklung der Bildungseinrichtung und verglich die Geschichte mit Aschenputtel. So seien Mut, Stärke und der unbedingte Wille Garant für den Erfolg gewesen. "50 Jahre Hochschule Fulda - ein halbes Jahrhundert, in dem sich die Hochschule zu einer modernen Hochschule entwickelte, die in vielen Bereichen als Pionierin gilt und die immer wieder eindrucksvoll zeigt, dass sich Anwendungsorientierung und wissenschaftliche Exzellenz, regionale Verankerung und internationale Ausrichtung, Vielfalt und Qualität nicht ausschließen, sondern vielmehr gegenseitig befruchten." Sie sei eine Hochschule, die es verstehe, ihr Selbstverständnis und ihre strategischen Entwicklungsziele eindrucksvoll in Handeln zu übertragen und für die Hochschulgemeinschaft ebenso wie für Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erkennbar und erfahrbar zu machen, betonte Heuchemer während der Feierstunde, die per Live-Stream auch in die Halle 8 auf dem Campus sowie ins Internet übertragen wurde. Zusammenfassend charakterisierte sie Hochschule Fulda so: "Sie nimmt die großen Herausforderungen unserer Zeit bewusst auf und adressiert diese - in Lehre, Forschung und Transfer."

"Solidarität und friedliches Miteinander ist nicht selbstverständlich"

Für die Studierenden an der Hochschule Fulda sprach Fee Weidmann, Erste Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA). Sie betonte, sie wünsche der Hochschule "Offenheit, Solidarität und Menschlichkeit, die unseren Campus schmücken und unsere Studis durchdringen" und betonte: "Man sagt häufig 'uns geht es vergleichsweise gut'. Man sollte sich aber hier fragen, wer mit uns überhaupt gemeint ist. Man sollte erst dann aufhören, wenn es allen gut geht!" Gleichzeitig appellierte sie an die Bundes- und Landespolitik, die öffentlichen Gelder für Forschung und Bildung zu erhöhen, um von Drittmitteln unabhängig zu werden. Ihre Vision sei eine Hochschule, an der "Demokratie von Menschen für Menschen gemacht und gelebt wird. Ich wünsche mir Neugierde und Begeisterung für Wissen jeglicher Art."

Musikalisch begleitete den Festakt das Projekt-Trio "50 years later" - ein besonderes Intermezzo, denn Kontrabassist Gerhard Klink stand bereits 1974 bei der Gründungsfeier der Fachhochhochschule Fulda im Fuldaer Stadtsaal mit der Hochschulband auf der Bühne. Die damalige Jazzcombo bestand aus Studierenden des ehemaligen Fachbereichs Musik des Pädagogischen Fachinstituts und des Fachbereichs Sozialarbeit der Fachhochschule Gießen, Außenstelle Fulda. Gerhard Klink ist seit 1978 regelmäßig als Lehrbeauftragter im Fachbereich Sozialwesen tätig und damit der Hochschule verbunden geblieben. Einen weiteren Höhepunkt bei der kurzweiligen Umrahmung des Programms sorgte der Sciene Slam mit Prof. Dr. Jörg Kreiker, Vizepräsident für Digitalisierung der Hochschule Fulda. (ms) +++

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