Was macht eigentlich ... (20)

Erika Glückler, die ehemalige Leiterin des Bürgerbüros, spielt Tennis

Seit gut vier Jahren ist die gelernte Verwaltungsfachangestellte und -wirtin im Ruhestand.
Fotos: Suria Reiche

19.10.2020 / FULDA - "Frau Glückler kann es schon richten", hieß es bei der Stadt Fulda öfter mal. Stolz möchte die ehemalige Leiterin des Fuldaer Bürgerbüros auf diesen Ruf, der ihr viele Jahre lang vorauseilte, aber nicht sein. "Ich war bürgerorientiert, das ist alles", sagt die fast 70-Jährige. Seit gut vier Jahren ist die gelernte Verwaltungsfachangestellte und -wirtin im Ruhestand.



"Glück bedeutet, den Alltag ordentlich hinzubekommen", zitiert Erika Glückler. Wo sie den Spruch aufgeschnappt hat, weiß sie nicht mehr genau. Aber er trifft zu, da ist sie sich sicher. Heute mehr, denn je. "Ich brauche die große Bühne nicht mehr. Heute, wo ich im Ruhestand bin, sind mir andere Dinge wichtiger. Familie und Freunde zum Beispiel", sagt sie. Und Zeit. Zeit für Dinge, die sie glücklich machen. Zum Beispiel das Tennisspielen. "Früher, als ich noch gearbeitet habe, bin ich immer hierher gehetzt. Heute nehme ich mir bewusst Zeit dafür, komme manchmal sogar vier Mal in der Woche her", sagt sie und lehnt sich zurück, "ich bin danach immer sehr entspannt." Arbeit ist nicht alles, sagt sie dann.


"Zeit für Dinge, die mich glücklich machen"


Bei der Stadt Fulda hat Glückler zwei Ausbildungen gemacht, zur Verwaltungsfachangestellten und dann zur Verwaltungsfachwirtin, bevor sie im Sozialamt für Asylsuchende zuständig war, im Frauenbüro und im Personalamt gearbeitet hat. In den letzten 16 Jahren ihres Berufslebens war sie dann Chefin des Bürgerbüros. Bei ihrem Abschied in den Ruhestand vor etwa vier Jahren, lobte Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld sie in den höchsten Tönen für ihre Arbeit und ihren Charakter: "Mit ihrer Empathie und dem großen Erfahrungsschatz, den Sie in den unterschiedlichen Arbeitswelten erworben haben, waren Sie die perfekte Besetzung für diesen Posten. Auch in schwierigen Situationen haben Sie einen kühlen Kopf bewahrt und eine Lösung für sämtliche Probleme gefunden."

"Es ist normal, sich um die Probleme der Bürger zu kümmern"


Dass sie stolz darauf ist, will Glückler nicht sagen. "Es ist normal, sich um die Probleme der Bürger zu kümmern. Ich habe immer sehr bürgerorientiert gehandelt", wiegelt sie ab und gibt dann das Lob an die Stadt zurück, bei der sie eine fundierte Ausbildung erhalten habe, die geradezu politische Neugier, Interesse an Wirtschaft und Gesellschaft geweckt habe. Als Glückler 2016 mit 65 + 5 – wie es heißt – in Ruhestand ging, da lernte sie aber eine noch viel wichtigere Sache: das Loslassen. Das Loslassen von Kindern und auch Enkeln, die nun Flügel bekommen. Aber vor allem das Loslassen der Arbeit.

Zuerst klappt das noch nicht so richtig, in dem Jahr, das auf den Ruhestand folgte,  arbeitete sie weiterhin als Standesbeamtin und übernahm vorwiegend die Eheschließungen an den Wochenenden. Anfang der 2.000er übernahm sie übrigens die erste eingetragene Lebenspartnerschaft in Fulda. Zudem war Glückler auch während ihres Ruhestandes noch als Dozentin für Methodenkompetenz tätig. Aber irgendwann ist es genug: "Man muss begreifen, dass junge Leute eine andere Sprache sprechen und ihnen den Vortritt lassen", findet die 69-Jährige, die von sich selbst sagt, nun endlich zur Ruhe zu kommen, innezuhalten und zu schauen, was wichtig ist. Und das ist nicht immer nur die Arbeit.

"Aber auch im Ruhestand muss man noch an sich arbeiten.  "Stillstand ist Rückschritt", sagt sie und freut sich auf das, was noch kommt. Vor allem darauf, mit Menschen zu tun zu haben, von denen sie noch lernen kann. "Ich ernähre mich heute gut und ausgewogen, koche selbst und bereite mich aufs Alter vor." Auch, wenn das noch in weiter Ferne ist,  wie einem klar wird, wenn man Glückler auf dem Tennisplatz sieht.  (Suria Reiche) +++

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