Was macht eigentlich …? (26)

Hartmut Krüpe-Silbersiepe alias "Gideon" in Osthessen als Künstler bekannt

Man kennt ihn in Fulda, nicht nur durch seine langjährige Tätigkeit im Labor des Fuldaer Klinikums: Hartmut Krüpe-Silbersiepe.
Fotos: privat

30.11.2020 / FULDA - Als das Klinikum Fulda im Jahr 1976 seine Pforten in der Pacelliallee öffnete, dauerte es nicht lange, bis Hartmut Krüpe-Silbersiepe seine Stelle am Institut für Laboratoriumsmedizin antrat. Eine Stelle, die er dann mehr als 30 Jahre lang innehatte. Inzwischen lebt der Mann mit dem offenen und freundlichen Wesen in Schwelm. In Erinnerung ist er vielen Osthessen dennoch geblieben, aber nicht zwangsläufig wegen seines Berufs. Der inzwischen fast 80-Jährige hat sich weit über die Mauern des Klinikums einen Namen als Künstler gemacht.



Dass Hartmut Krüpe-Silbersiepe auch ein Künstler werden würde, war in den 80er Jahren eher ein Zufall: "Im Labor des Klinikums, in dem ich arbeitete, fiel mir ein Überschuss an Metall-Stiftchen in die Hände." Wegschmeißen kam für den Kunstinteressierten nicht infrage. Ihm fiel der bekannte Künstler Günther Uecker ein, der mit seinen  Nagelbildern bekannt wurde. Aus der Inspiration wurde eine Tat: Krüpe-Silbersiepe nahm die Metall-Stiftchen und erstellte damit seine eigenen Kunstwerke, was die Fantasie der Betrachter nicht nur anregt, sondern sie auch herausfordert: "Mit den Metall-Stiftchen aus dem Labor, die ich flächig verklebe, entstehen scheinbar dreidimensionale Formen, zusätzliche Kolorierungen verstärken diesen Effekt."

Die Ideen für seine Bilder stammen vielfach aus seinen Erinnerungen, die er vor seinem Ruhestand als Mikrobiologe am Klinikum Fulda und später als freier Berater als Krankenhaushygieniker und Mikrobiologe in seiner neuen Heimat Schwelm sammelte. "Die Formenvielfalt des Mikrokosmos ist enorm, aber den meisten Menschen bleibt sie verborgen", sagt er dazu. Mit diesem Gedanken wandte er sich damals an einen Galeristen in der Petersberger Straße, dem er seine Kunstwerke zeigte. Und siehe da: Der Galerist war tatsächlich begeistert von Krüpe-Silbersiepes Kunst und orderte direkt 20 Exponate für eine Ausstellung.

Er blieb nicht der Einzige, der die Kunst des Mikrobiologen wertschätzte. "Bei der Ausstellung kauften Kunstliebhaber Werke im Wert von zigtausend Mark!", erzählt Krüpe-Silbersiepe, aus dem fortan "Gideon" wurde. Den Künstlernamen bekam er von einer befreundeten Ärztin. Und er passte zu ihm. "Im Alten Testament ist Gideon ein Richter, an dem ich zwei Dinge besonders schätze: Zuversicht und Gottvertrauen." Eigenschaften, die auch ihn in seinem Leben begleiteten, in dem er immer wieder neue Wege einschlug: Geboren in Berlin, fand er 1949 seine erste Heimat in Fulda, hier ging er zur Schule, studierte dann Medizin in Münster und Biologie in Tübingen. Später promovierte er, war drei Jahre lang Lehrer und Erzieher am Oberstufeninternat auf Schloss Bieberstein, bevor er 1977 ans Klinikum Fulda wechselte, wo er 30 Jahre bis zu seiner Verrentung 2006 blieb.

In diesen 30 Jahren entstand seine Leidenschaft für die Kunst, fast zehn Jahre lang war er Vorsitzender des Kunstvereins Fulda. "Irgendwann habe ich ein wenig die Lust verloren, diese Kunstwerke herzustellen", sagt er. Stattdessen zog es ihn in Richtung Lyrik. "Ich habe hunderte Gedichte geschrieben und einige Erzählungen im Selbstverlag veröffentlicht. Drei Bücher habe ich bereits auf die Welt gebracht", sagt er und lacht. Die Arbeit als Mikrobiologe und Krankenhaushygieniker hat ihn dennoch nie losgelassen. Auch nicht, als er 2004 nach Schwelm zog, wo er auch heute noch lebt und neben seinem Rentnerdasein als freier Berater für Krankenhaushygiene und Mikrobiologe arbeitet. Damit aufzuhören, kommt für ihn nicht infrage. "Mit meinen jetzt fast 80 Jahren bin ich doch vermutlich auf dem Höhepunkt meines Wissens und meiner Erfahrungen. Das kann ich doch nicht in die Tonne kehren."

Regelmäßig verschlägt ihn die Arbeit und sein Privatleben auch nach Fulda, seine selbsternannte Heimatstadt, in der auch einer seiner Söhne lebt. "Wenn ich hier bin, freue ich mich immer sehr, wenn Ärzte, die ich noch aus dem Krankenhaus kenne, mich auf der Straße begrüßen", sagt er. (Suria Reiche) +++

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