Was macht eigentlich … (19)

Ex-Tegut-Chef Wolfgang Gutberlet startet Web-Seminar für Führungskräfte

Ex-Tegut-Chef Wolfgang Gutberlet im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.
Foto: Suria Reiche

05.10.2020 / REGION - Wolfgang Gutberlet, Sohn des Tegut-Gründers Theo Gutberlet und langjähriger Leiter des Unternehmens, wurde auch für spezielle Kammermusik-Konzerte bekannt, bei denen jedoch keine musikbegeisterten Menschen saßen. Diese Konzerte, die einmal im Monat stattfanden, wurden für reifende Wurst und Schinken gegeben. Dass er damit dennoch etwas Gutes für die Menschen getan hat, berichtete er uns, als wir den 76-Jährigen auf dem Lindengut bei Dipperz besuchten, wo er seit 1983 lebt.



"Kommen Sie einfach durchs Tor", spricht Wolfgang Gutberlet durch die Sprechanlage des Tors auf dem Lindengut und vor dem Besucher erstreckt sich ein großer Hof, auf dem nicht nur das Wohn- und Arbeitshaus Gutberlets steht. Auch das Bio-Hotel Lindengut und eine Landwirtschaft sind hier zu finden. Ersteres wird von Gutberlets Frau geleitet, wie auch die Landwirtschaft. Um Forschung und Bildung kümmert sich der 76-Jährige. "Ich bin mein ganzes Leben lang gerannt, habe immer etwas unternommen", sagt Gutberlet. Warum sollte er sich jetzt also zur Ruhe setzen und die Füße hochlegen?

Vor allem, weil Gutberlet eine Mission hat: Nicht nur die Qualität der Lebensmittel, die in Gutberlets Tegut-Märkten verkauft wurden, lag dem gebürtigen Fuldaer am Herzen. Und zwar so sehr, dass er die Wurst- und Fleischwaren einmal im Monat, immer sonntags, von einem kleinen Kammerorchester hat bespielen lassen, damit die Produkte in der besonderen Luft des höchsten Rhöndorfes Frankenheim gut reifen konnten. "Den Unterschied hat man tatsächlich geschmeckt", sagt er.

Doch da hört Gutberlets Mission nicht auf, für die er auch nach dem Erreichen des Rentenalters arbeitet. Das Wohl der Menschen ist ihm wichtig, vor allem das der Kunden, die im jetzt noch provisorischen Hofladen freitagnachmittags einkaufen sowie das der circa 70 Mitwirkenden in den verschiedenen Bereichen von Landwirtschaf bis Gastronomie und von Forschung bis Bildung. Dazu gehört auch, dass Gutberlet jeden Donnerstag den "GedankenGut"-Podcast sendet. Auch hat er mehrere Bücher geschrieben und ist noch dabei. Nachdem das "Werdebuch 1" über Selbsterkenntnis erschien, ist jetzt das "Werdebuch 2" über Gemeinschaftsbildung in Arbeit. Darüber hinaus bietet er seine Erfahrungen in Menschenkenntnis und Führung zusammen mit Frau Dr. Wingenfeld in einem Webinar an.

Es handelt sich dabei um ein Web-Seminar, das erstmals bereits am 14. Oktober startet und sich an Führungskräfte und junge Menschen richtet. "Menschen würdig führen" lautet der Titel des Seminars, das sich in sechs Sitzungen und Einzelgespräche aufteilt. "Wie führst du? Und wer führt dich eigentlich? Die Gewohnheit, ein System … oder du dich selbst – am Sinn der Aufgabe orientiert?" steht auf den Flyern zur Erklärung geschrieben und Gutberlet sagt dazu: "Zu führen ist eine große Verantwortung. Gute Chefs ermöglichen und leiten die Entwicklung der Menschenmehr als dass sie führen."

In dem Seminar will Gutberlet, der mehr als 36 Jahre lang selbst Vorstandsvorsitzender des Tegut-Unternehmens war, mit den Teilnehmern am Menschenbild arbeiten. "Damit Menschen lernen, würdig zu führen." Denn das ist etwas, das Gutberlet nach wie vor am Herzen liegt, auch, wenn seine Unternehmen jetzt viel kleiner sind. "Das Leben ist im Fluss und es muss im Fluss bleiben", sagt er, wenn er gefragt wird, ob es ihm schwergefallen sei, die Geschäfte aus der Hand zu geben.

Auch, wenn er mit seinen 76 Jahren noch lange nicht ruht, rennen wie früher, tut Wolfgang Gutberlet nicht mehr. "Nur schnell gehen", sagt er und lacht. (Suria Reiche) +++

Was macht eigentlich... - weitere Artikel

↓↓ alle 25 Artikel anzeigen ↓↓

X