Was macht eigentlich … (12)

Herbert Regulski? Nach dem Bäcker-Leben klingelt der Wecker nicht mehr nachts

Herbert und Renate Regulski genießen ihren wohlverdienten Ruhestand in der Rhön
Fotos (2): Suria Reiche

10.08.2020 / REGION - Herbert Regulski und seine Frau Renate haben Geschichte geschrieben. Und zwar als Pioniere in der Bio-Bäckerei. Mehr als 33 Jahre lang haben sie ihr Leben dem verschrieben, was bei bewussten Essern auf den Frühstückstisch kommt. Der beliebte "Bobbes" – ein süßes Gebäckstück – war in all der Zeit ein echter Dauerbrenner aus dem Hause Regulski. Anfang des Jahres haben die beiden das Rezept für den "Bobbes" und weitere Backwaren an antonius übergeben und sich zur Ruhe gesetzt. Aber gebacken wird immer noch.



Es ist nicht leicht, das Ehepaar Regulski in seinem Haus in der Rhön zu finden. Hat man es geschafft, erwartet einen jedoch eine Oase der Ruhe und Gelassenheit. Inmitten von grünen Wiesen, Bäumen und Hängen leben die beiden und genießen ihren Ruhestand. Mehr als 30 Jahre ihres Lebens haben sie ihre Philosophie in die Welt hinausgetragen. Und die lautet: Qualität statt Masse. Und das aus Überzeugung. "Wir sind sehr stolz auf unser Lebenswerk", sagen die 67-Jährigen.

Die Geschichte der beiden hat im Jahr 1987 begonnen. Damals waren Bio-Produkte und Backwaren noch längst nicht so sehr auf dem Vormarsch wie heute. Herbert Regulski, der genauso wie Renate eigentlich vom Niederrhein stammt, hat aber schon damals gewusst, wie wichtig eine vollwertige und gesunde Ernährung für den Menschen ist. Er kaufte einen gebrauchten fünf Quadratmeter großen Ofen und fing an zu backen. Der erste Laden, der seine Backwaren vertrieb, war der einstige Bio-Laden "Hallimasch" am Gemüsemarkt. Später zählten viele Supermärkte, Reformhäuser und sogar eigene Bäckereien zu den Orten, an denen man Backwaren von Regulski bekam. Und sie waren und sind gefragt.

"Die Kunden, die zum Beispiel in unseren Laden im Zitronenmannsgässchen kommen, waren schon immer sehr fachkundig", erinnert sich Renate Regulski. Das Lädchen in einer Seitenstraße der Marktstraße ist das einzige, das auch noch erhalten geblieben ist, nachdem die beiden in Rente gegangen sind und ihre Rezepte sowie ihr Wissen an antonius weitergegeben haben. Der Laden in der Petersberger Straße – übrigens ihr erster – ist heute geschlossen. Genau wie der einstige Laden in der oberen Bahnhofstraße, den wahrscheinlich nur noch die wenigsten kennen. Von dort aus sind die Regulskis ins Zitronenmannsgässchen gezogen und bis zum Eintritt in die Rente geblieben.

"Ein bisschen Wehmut war schon dabei, als wir all unsere Rezepte an antonius weitergegeben haben", sagt Herbert Regulski heute. Aber es sei schön, dass er sein Handwerk und die Liebe zu Schrot und Co. weitergeben konnte. Denn leicht war die Suche nach einem Nachfolger in der Tat nicht. Umso glücklicher sind die Regulskis darüber, dass sie ihr kulinarisches Erbe an antonius übergeben konnten. "Dort bewahrt man unsere Rezepte und Arbeitsweisen." Die lautete in all den Jahren: Schneller ist nicht gleich besser. Und die Rohstoffe müssen stimmen. Zucker hatte in Regulskis Backwaren nur selten etwas zu suchen: "Wir haben mit Agavendicksaft gesüßt. Und Fruchtzucker, der geht nicht sofort ins Blut und ist dadurch gesünder. Wir haben nie geguckt, was günstig ist. Sondern nur, was gut ist." Und ein gutes Produkt bekomme man nur, wenn man sich bei der Arbeit wohlfühle.

Und dazu gehörte in Regulskis Arbeitsleben auch, dass der Wecker in sechs Nächten der Woche um halb eins klingelte. "Aber ich bin gern aufgestanden. Ich habe das, was ich gemacht habe, aus Überzeugung getan." Und deswegen bleibt auch jetzt im Ruhestand der Ofen im Hause Regulski nicht kalt. Erst kürzlich wurde darin ein Rosinenbrot gebacken. Und ein Sauerteig hat immer Platz im Kühlschrank. Aber heute ist es kein Muss mehr und die Regulskis haben Zeit zum Lesen, für Gartenarbeit und zum Windsurfen. (Suria Reiche) +++

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