Der umfassende Polizeireport

Steine, Flaschen und Pyrotechnik - Einsatzkräfte setzen sich zur Wehr

Am Samstag herrschte Ausnahmezustand im Gießener Stadtgebiet. Zehntausende Demonstranten hatten sich auf die Straßen begeben, um gegen die Gründung der neuen AfD-Jugendorganisation. Am späten Abend zieht die Polizei Bilanz.
Archivbilder: O|N

30.11.2025 / GIESSEN - Am Samstag herrschte Ausnahmezustand im Gießener Stadtgebiet. Zehntausende hatten sich auf die Straßen begeben, um gegen die Gründung der neuen AfD-Jugendorganisation zu protestieren. Am späten Abend zieht die Polizei Bilanz: "Das Einsatzkonzept ging bisher auf", heißt es in der Mitteilung.



Die Zahl der Demonstrierenden schätzt die Polizei auf 25.000 Personen. Beamte waren über den gesamten Samstag hinweg im Einsatz, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten und einen möglichst störungsfreien Ablauf der verschiedenen Versammlungs- und Protestformen sicherzustellen. Dabei sei die Ausübung von Grundrechten geschützt und eingeschritten worden, insofern Gefahren entstanden oder Rechtsverstöße vorlagen.

"Über den gesamten Tag hinweg verliefen die angezeigten Versammlungen zum allergrößten Teil friedlich. Dennoch kam es auch zu Blockadeaktionen und Angriffen auf Einsatzkräfte. Zudem versuchten immer wieder einzelne Personen, beziehungsweise Personengruppen, Absperrungen zu durchbrechen, um vor allem in den Bereich der Messehallen zu gelangen", heißt es weiter.

Einsatzkräfte der Polizei mit Steinen, Flaschen und Pyrotechnik beworfen

Zu ersten Blockadeaktionen kam es demnach bereits gegen 06:30 Uhr auf Landes- und Bundesstraßen sowie Autobahnen rund um Gießen. Gegen 08:00 Uhr verließen rund 500 Teilnehmende in der Gießener Innenstadt zwei angezeigte Demonstrationen und blockierten die Konrad-Adenauer-Brücke. An mehreren Einsatzorten wurden Einsatzkräfte der Polizei mit Steinen, Flaschen und pyrotechnischen Gegenständen beworfen. Die Beamtinnen und Beamten setzten sich zur Wehr, wobei sie auch Pfefferspray und Polizeistöcke eingesetzt wurden.

Wasserwerfer eingesetzt - Bereich geräumt

Ab etwa 08:30 Uhr blockierten rund 2.000 Personen die B 49 nahe Bergwerkswald. Die Versammlungsteilnehmenden wurden zunächst mit Lautsprecherdurchsagen aufgefordert, die Straße freizumachen. Da die Angesprochenen den wiederholten Aufforderungen nicht nachkamen, setzte die Polizei unter anderem Wasserwerfer ein, um den Bereich zu räumen.

AfD-Bundestagsabgeordneter angegriffen

Im Gebiet von Lahnau-Atzbach wurden durch bisher unbekannte Personen mehrere Fahrzeuge beschädigt. Hierzu wurden Ermittlungen aufgenommen und Strafverfahren eingeleitet. Ein weiteres Ermittlungsverfahren wurde wegen eines Angriffes auf einen Politiker der AfD eingeleitet. Der Mann, bei dem es sich um einen Abgeordneten des Deutschen Bundestages handelt, soll gegen 08.30 Uhr "tätlich angegriffen und verletzt" worden sein. Der Tatverdächtige wurde unmittelbar festgenommen. Die Ermittlungen zu den Hintergründen dauern an.

Mit erheblicher Gewalt: Demonstrierende versuchen Absperrung zu überwinden

Außerhalb der angezeigten Proteste versuchten zum Nachmittag hin einzelne Personen und Personengruppen, teilweise unter Anwendung erheblicher Gewalt, Polizeiabsperrungen zu durchbrechen; so im Bereich des Westufers, unterhalb der Konrad-Adenauer-Brücke sowie im Bereich der Schlachthofstraße, wo mehrere Personen versuchten, die Absperrungen in Richtung Messehalle zu überwinden. Diese Personen wurden teilweise unter Anwendung unmittelbaren Zwangs zurückgedrängt. Auch Wasserwerfer kamen zum Einsatz.

"Im Verlauf des Einsatztages wurden insgesamt zehn Einsatzkräfte leicht verletzt. Über mögliche verletzte Versammlungsteilnehmende liegen der Polizei aktuell keine gesicherten Informationen vor", teilen die Sicherheitskräfte mit.

Die Gesamtzahl der über den Tag hinweg eingesetzten Einsatzkräfte aus Hessen sowie aus anderen Bundesländern erreichte in der Spitze einen mittleren bis oberen vierstelligen Bereich. Die Zusammenarbeit mit den weiteren beteiligten Behörden sei durchgängig professionell und konstruktiv gewesen.

Somit zieht die polizeiliche Einsatzleitung ein erstes positives Resümee. Das Einsatzkonzept ging bisher auf. Die Polizei hofft in den kommenden Nachtstunden auf einen friedlichen Verlauf und appelliert an alle Versammlungsteilnehmenden, ihre Meinung gewaltfrei kundzutun und bestehende Absperrungen zu beachten. (mmb/pm) +++

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