AfD-Jugend tagt in der Hessenhalle

Ausnahmezustand in der Stadt: Demonstrationen haben massive Auswirkungen

Bereits drei Tage vor der geplanten AfD-Versammlung in Gießen ist die Polizei präsent
Fotos: Hans-Hubertus Braune

28.11.2025 / GIESSEN - Hessens Innenminister Professor Dr. Roman Poseck (CDU) spricht im Vorfeld vom größten Polizeieinsatz in Deutschland am kommenden Samstag in Gießen. Eine mittlere vierstellige Zahl an Einsatzkräften aus 15 Bundesländern werde mit Polizeihubschrauber, Drohnen, Wasserwerfern und Pferdestaffeln vor Ort sein.



Bislang sind 20 Gegenveranstaltungen zur geplanten Neugründung der Jugendorganisation der Alternative für Deutschland (AfD) angemeldet. Diskussionen beziehungsweise Eilverfahren gibt es um die zugelassenen Veranstaltungsorte der Gegendemos.

Die Organisatoren möchten gerne in Hör- und Sichtweise des AfD-Treffens demonstrieren. Stadt und Sicherheitsbehörden sehen aufgrund der räumlichen Enge im direkten Umfeld der Hessenhalle erhebliche Bedenken. Aktuell sind verschiedene Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht anhängig. Noch ist unklar, wo letztlich die Gegendemonstrationen laufen werden.

Auf einem privaten Gelände hat sich jedoch der im Zusammenhang mit dem ARD-Sommerinterview mit Alice Weidel in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückte Bus der "Zentrums für Politische Schönheit" direkt an einer der Zufahrten zum Messegelände positioniert. Die Partie "Die Linke" erklärte in einer Pressemitteilung: "Es ist gut und richtig, dass der antifaschistische Protest gegen die AfD und die angemeldete Kundgebung der Linken vor der Hessenhalle in Gießen stattfinden kann", wird Desiree Becker, Landesvorsitzende, entsprechend zitiert. Das sei ein Sieg für die Versammlungsfreiheit und das antifaschistische Engagement. Der Protest gegen die Gründung der neuen AfDJugendorganisation, die laut "Die Linke" menschenfeindliche Ideologie in die junge Generation tragen möchte, müsse in Sicht- und Hörweite stattfinden.

Auswirkungen auf das Geschäftstreiben der Stadt

Vielen Menschen aus Gießen haben bereits Vorsorge getroffen. Einige Händler lassen ihre Geschäfte oder Weihnachtsmarktstände am Samstag geschlossen, andere machen "demonstrativ" auf. Laut "Hessenschau.de" befürchtet der Verein "Business Improvement District Seltersweg", eine Interessensgemeinschaft der ansässigen Händler, einen Millionenverlust durch die Proteste.

Das Stadttheater hat seinen Aufführungen für Samstag abgesagt: "Wir bedauern die Absage, begrüßen aber die überwältigende Anzahl an Gegendemonstranten. Die Entscheidung wurde gemeinsam mit dem Betriebsrat und im Austausch mit der Belegschaft getroffen. Das Theater ist ein Ort für Vielfalt, Internationalität, Offenheit. Für alle. Setzen sich die kulturpolitischen Pläne der AfD durch, sind die Theater, Konzertsäle, Museen, Festivals keine vielstimmigen Orte mehr. Vor diesen Plänen sollten wir uns fürchten, nicht vor den Demonstrationen gegen die Gründung der Jugendorganisation der AfD", heißt es dazu unter anderem auf der Internetseite des Stadttheaters. Das Fußball-Hessenligaspiel des FC Gießen im Waldstadion wurde ebenfalls abgesagt. Dort gab es Bedenken, dass die Fans nicht pünktlich anreisen können.

In den Schulen entfällt am Freitag die Präsenzpflicht. Zwei Turnhallen werden gesperrt und als Behandlungsplätze des Rettungsdienstes vorbereitet. Die Sicherheit steht an erster Stelle. Der Aufwand ist immens. Rund um die Hessenhalle ist das Areal in der Weststadt seit Mittwoch bereits abgeriegelt, die Zufahrtsstraßen gesperrt, Polizeistreifen sind vor Ort. Zahlreiche Überwachungskameras und Lichtstrahler wurden entlang des Geländes aufgestellt. Zudem wurden Stacheldrahtzäune aufgestellt.

Oberbürgermeister ruft zu friedlichen und gewaltfreien Demonstrationen auf

Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher hat zu einer "friedlichen und gewaltfreien Demonstration" aufgerufen. "Ich wünsche mir für unsere Stadt, dass dieses Wochenende in den Geschichtsbüchern nicht in Erinnerung bleibt als das Gründungswochenende einer Jugendorganisation der AfD, sondern als der größte politische Aufzug für Freiheit, Demokratie und Toleranz, den unsere Stadt je gesehen hat."

Auch aus Osthessen werden verschiedene Gruppen und Organisationen nach Gießen anreisen. OSTHESSEN|NEWS selbst wird ebenfalls am Freitag und Samstag aus Gießen berichten. Sobald mehr Details zur dynamischen Lage bekannt sind und die Veranstaltungsorte der Gegendemonstrationen endgültig feststehen, aktualisieren wir die Artikel. (Hans-Hubertus Braune) +++

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