Wahl-Endspurt im Bürgerhaus

Duell zwischen Rothmund und Köhler: Kandidaten geben sich keine Blöße

Bürgermeister Johannes Rothmund (CDU), Moderator Tobias Farnung und Herausforderer Lutz Köhler (parteilos, von links) beim Forum der Fuldaer Zeitung am Dienstagabend in Rothemann
Alle Fotos: Martin Engel

26.11.2025 / EICHENZELL - Wer wird Rathauschef in der Power-Gemeinde Eichenzell im Landkreis Fulda und darf somit (wieder) ins Schlösschen einziehen? Diese Frage wird am 7. Dezember dieses Jahres von den Bürgern entschieden. Zur Wahl stehen Amtsinhaber Johannes Rothmund (CDU) und der parteilose SPD-Fraktionsvorsitzende Lutz Köhler.



Beide Herren kennen sich nicht nur aus dem Gemeindeparlament, sondern auch vom Wahlkampf in den Jahren 2019/2020. Damals - bei der Wahl im Februar 2020 - setzte sich Rothmund knapp mit 88 Stimmen Vorsprung durch.

Wie die Wahl in diesem Winter ausgehen wird, erscheint offen. Wohl auch deshalb war das Interesse am Wahlforum der Fuldaer Zeitung am Dienstagabend im Bürgerhaus des Ortsteils Rothemann groß. Die 300 Tickets waren laut dem stellvertretenden Chefredakteur Thomas Schafranek schnell vergriffen. Eine ausverkaufte politische Veranstaltung ist schon mal ein gutes Zeichen.

Wer allerdings einen offenen Schlagabtausch und ein wenig Feuer in dem Duell erwartet hatte, dürfte nach ziemlich genau zwei Stunden enttäuscht nach Hause gegangenen sein. Beide Kandidaten präsentierten sich wortgewaltig und in die Sachthemen gut eingearbeitet. Sie untermauerten ihre Standpunkte, gaben teils dem Kontrahenten recht und ließen keinen Platz für Angriffspunkte. Bei einem Fußballspiel würde man eher von einem müden Kick sprechen.

Aber: Die Themen sind vielfältig und von großer finanzieller Tragweite. Die weltweiten Krisen schlagen auch in den Kommunen durch. Wobei Eichenzell mit seinen knapp 12.000 Einwohnern, nicht zuletzt durch die großen Gewerbegebiete an der A7, im Speckgürtel von Fulda vergleichsweise gut dasteht.

"Wir können ganz stolz sein"

Amtsinhaber Rothmund warb entsprechend dafür, dass Eichenzell ruhig "ganz stolz" auf sich sein könne. In Berlin und Wiesbaden würde wesentlich positiver auf Eichenzell geschaut, als dies die Kommune selbst tun würde. Auf die Frage von Moderator Tobias Farnung, welche Schulnote er seiner Amtszeit geben würde, antwortete Rothmund: "Ich benote mich nicht selbst, finde aber, dass wir zumindest mit einem 'gut' durch die Zeit gekommen sind." Die Gemeinde habe viele Projekte angestoßen. Es sind die weithin aktuellen Themen wie Straßensanierung, Kinderbetreuung, Ausbau und Neubau von Kindertagesstätten, Sanierung von Kläranlagen, Neubaugebiete und spezifisch für Eichenzell der Aufbau eines Rechenzentrums.

Herausforderer Lutz Köhler möchte eine gewisse Ruhe in das politische Eichenzell hineinbringen. Alle Akteure müssten mitgenommen werden. Er forderte mehr Transparenz in den Sachthemen. Der FZ-Chefredakteur hatte zu Beginn des Duells den Kandidaten ein paar persönliche Dinge entlocken können. Der 56-jährie Lutz Köhler lebt seit 22 Jahren in Eichenzell, ist verheiratet, hat zwei Töchter, liest und reist gerne. Er ist Fan von Eintracht Frankfurt.

Johannes Rothmund wird am Mittwoch 51 Jahre alt, lebt mit seiner Frau und den drei Kindern in Langenbieber (Gemeinde Hofbieber, Landkreis Fulda). Er ist seit dem Jahr 2020 Bürgermeister. Campen, wandern, Rad fahren, Wellness und Rockkonzerte sind seine Hobbies.

Beide sind übrigens Rechtsanwälte. Dass Rothmund nicht in der Gemeinde Eichenzell lebe, kritisierte Köhler indirekt, da der Bürgermeister so die Auswirkungen der politischen Entscheidungen nicht selbst spüre. Rothmund entgegnete, dass seine Eltern in Eichenzell wohnen, sie würden ihm "schon Feuer machen". In dieser Frage steckte zumindest mal ein bisschen "Schmackes", so auch das Empfinden der Forum-Besucher.

Oft lange Antworten ohne Punkt und Komma

Ansonsten war das Duell doch eindeutig sachbezogen. Beide Kandidaten lieferten oft lange Antworten, ohne Punkt und Komma, die teils inhaltlich für die Zuhörer schon fordernd waren. Taktisch waren beide entsprechend gut vorbereitet, gaben sich keine Blöße und dem Mitbewerber keine Angriffsflächen. Thematisch bewegten vor allem die Fragen um den Schutz vor Starkregen und Hochwasser sowie die katastrophale Verkehrsbelastung vor allem im Ortsteil Rothemann. Die Blechlawinen sind ein großes Risiko, insbesondere im Bereich des Ortseingangs von Fulda kommend.

Die Situation lasse sich so schnell nicht lösen. Köhler warb dafür, bei den zuständigen Behörden eine bessere Beschilderung durchzubringen. "Wir müssen an dem Thema dranbleiben", sagte Köhler. Im Bereich des Hattenbacher Dreiecks möchte er gerne Warnhinweise installieren lassen, um den Verkehr weiträumig umzuleiten. Im rund 40 Kilometer nördlich von Eichenzell gelegenen Knotenpunkt gabeln sich die A5 und A7. Rothmund berichtete von intensiven Kontakten zur Autobahn GmbH sowie den unterfränkischen Nachbarkommunen Motten und Bad Brückenau. Er hofft zudem auf den Bau der Anschlussstelle Döllbach. "Der Zuständigkeitswahnsinn in Deutschland hilft uns nicht unbedingt weiter", ergänzte der Bürgermeister.

Den Starkregenschutz sieht Köhler als sein Steckenpferd und auf einem guten Weg. "Mir geht es um die kleinen Dinge, welche wir leicht ändern können", sagte der Herausforderer. Rothmund nannte unter anderem die drei Regenrückhaltebecken an den Talbrücken Welkers und Thalaubach. Auch bei den Themen Smart City und medizinische Versorgung erläuterten die beiden Kandidaten gebetsmühlenartig ihre Standpunkte.

In der anschließenden Fragerunde der Zuhörer ging es um die weiteren wichtigen Themen wie Inklusion, erneut die Verkehrsbelastung. Mehrgenerationshaus, Klimaneutralität, Wärmeplanung und Elektromobilität, dem Waldbestand sowie die Diskussionen um ein Ärztehaus. Die sonstigen Aufreger aus Eichenzell, die in der Kommunalpolkitik immer wieder aufs Tableau gehoben werden, kamen nicht zur Sprache.

Nach gut zwei Stunden war das FZ-Forum beendet. Beide Kandidaten zeigten sich gut informiert und vorbereitet. Am Ausgang verteilten Wahlhelfer von Köhler Schaumküsse: Köhler-Küsse aus Hainburg. Irgendwie passend zu diesem Abend, an dem sich niemand verbal aus dem Fenster lehnen wollte.

Man darf also gespannt sein, welchem Kandidaten die 9.034 wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme geben beziehungsweise per Briefwahl schon gegeben haben. Die Auflösung folgt am 7. Dezember dieses Jahres am Abend. OSTHESSEN|NEWS wird darüber selbstverständlich ausführlich berichten. (Hans-Hubertus Braune) +++

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