Sechsjähriger in der Ache ertrunken

Mordanklage gegen Leons Vater - Überfall und Raub vorgetäuscht?

Die Eltern mit dem kleinen Leon, der vor zwei Jahren im August ertrank
Foto: Leon & Friends e.V. / privat

26.04.2024 / ST. JOHANN - Es gibt Neues im Fall des sechsjährigen Leon, der im August 2022 tot in der Ache in Tirol gefunden worden war. Jetzt erhebt die österreichische Staatsanwaltschaft Anklage gegen Flori­an A. (39), den Vater des kleinen Leon, der damals ertrunken war.



Der Fall des geistig behinderten kleinen Jungen hatte vor zwei Jahren in Osthessen für Entsetzen und Erschütterung gesorgt, auch, weil der jetzt angeklagte Vater, der mit seiner Frau und den beiden Kindern in Österreich lebte, ursprünglich aus der Gemeinde Eichenzell-Rothemann (Landkreis Fulda) stammt. 

Der Vater hatte damals bei der Polizei angegeben, in dieser Nacht mit dem unter Schlafstörungen leidenden Jungen am Fluss spazieren gegangen zu sein. Er selbst sei überfallen und von einem Unbekannten niedergeschlagen worden und habe bewusstlos mit einer Kopfwunde auf dem Weg am Ufer gelegen, wo sich auch der leere Kinderwagen des Jungen fand. Seitdem befindet sich der Mann in Untersuchungshaft. Die Anklage geht davon aus, dass der Vater aus Überforderung und Mitleid auf­grund der Behinderung sei­nes Sohnes das Kind in den Hochwasser führenden Fluss gestoßen und danach einen Überfall auf sich selbst vorge­täuscht habe.

Die Verteidiger von Florian A. hatten Ende Februar auf einer Pressekonferenz in Innsbruck vergeblich versucht, den Vater mithilfe eines neuen Gutachtens zu entlasten und vier Beweisanträge an die Staatsanwaltschaft gestellt, die sich hauptsächlich auf die Auswertungen des Handys ihres Mandanten bezogen.

Laut aktuellen Informationen der Bildzeitung habe Hans­jörg Mayr von der Staatsan­waltschaft Innsbruck nach Auswertung von DNA-Spuren, Bildern von Überwachungskameras am Stadtpark von St. Johann und Funkzellen-Daten am Donnerstag mitgeteilt, dass die Anklage nach den Ergebnissen des Ermitt­lungsverfahrens davon aus­gehe, dass Florian A. versucht habe, einen Raub­überfall vorzutäuschen. Das könne nur damit erklärt werden, dass er damit seine eigene Tat ver­schleiern wollte und selbst für den Tod seines Sohnes verant­wortlich sei.

Florian A. soll sich selbst eine im Kin­derwagen mitgebrachte Fla­sche auf den Hinter­kopf geschlagen haben, sie dann auf dem Asphaltboden zer­schlagen und sich dort hinge­legt haben, bis er von einem Passanten entdeckt worden war.

Nach Version des Vaters habe er gegen vier Uhr morgens mit einer Hand den Buggy mit dem Kind geschoben und in der an­deren Hand einen Schirm ge­halten, als er plötzlich einen "Blitzschlag im Kopf" verspürt habe. Als er zu sich gekommen sei, sei Leon verschwunden gewesen. Das Kind war erst Stunden später tot auf einer Sandbank etwa 1.500 Meter entfernt entdeckt worden.

Wann die Verhandlung vor dem Innsbrucker Ge­schworenengericht stattfinden wird, steht derzeit noch nicht fest. (ci)+++

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