"Wir sind alle sehr erschrocken"

Kleiner Leon stirbt nach brutalem Überfall auf Papa Florian A. aus Rothemann

Ein Bild aus der Vergangenheit: Es zeigt das Familienglück von Florian und Sandra A. - nun ist es zerstört. Nach dem brutalen Überfall auf den Familienvater ist der Junge, der mit einem Gendefekt auf die Welt kam, auf tragische Weise gestorben.
Quelle: Leon & Friends e.V. / privat

01.09.2022 / SANKT JOHANN (TIROL) - Ein furchtbares Verbrechen schockiert Österreich und Deutschland! Florian A. (37), ein junger Familienvater, wird am Sonntagmorgen auf offener Straße brutal überfallen und bewusstlos geschlagen. Sein geistig behinderter Sohn Leon (6) stirbt. Das Drama spielte sich im idyllischen St. Johann (Tirol) ab. Die Marktgemeinde mit 9.800 Einwohnern unweit von Kitzbühel ist als Tourismus-Magnet bekannt. Nach dem hinterhältigen Raubüberfall sind nicht nur die Menschen dort geschockt und betroffen - auch aus Osthessen blicken viele bestürzt und voller Trauer nach Tirol.



Florian A. stammt ursprünglich aus Eichenzell-Rothemann im Kreis Fulda, hat seine Jugend hier verbracht und am Marianum in Fulda das Abitur abgelegt. Später zog es ihn zu den Gebirgsjägern der Bundeswehr nach Berchtesgaden, dann nach Österreich in die Nähe von Kitzbühel, wo er als selbständiger Fitness- und Personal-Trainer tätig ist. A. lebt dort mit seiner Ehefrau Sandra und den beiden Kindern Leon (†) und Marie. "Flo ist ein feiner Kerl, er war bestens in Rothemann verankert und hat auch hier Fußball gespielt, von der Jugend bis in den Seniorenbereich. Was jetzt passiert ist: einfach schrecklich", wird unserer Redaktion aus dem Heimatort Rothemann berichtet.

Was ist am Sonntag, den 28. August in St. Johann passiert?

Im offiziellen Polizeibericht heißt es: "Nach derzeitigem Ermittlungsstand dürfte der 37-jährige Mann gegen 04:00 Uhr mit seinem 6-jährigen Sohn in einem Kinderbuggy im Bereich der sogenannten Redford-Promenade zu Fuß unterwegs gewesen sein." Dort ging er frühmorgens häufiger spazieren, weil der kleine Junge aufgrund seiner Erkrankung unter Schlafstörungen litt, wie sich später herausstellte. "Im Bereich des Hauptschulsteges bei der Kitzbühler Ache dürfte sich dann von hinten ein bislang unbekannter Täter angenähert, und dem Mann einen gezielten und wuchtigen Schlag mit einer Flasche auf den Hinterkopf versetzt haben, worauf das Opfer zu Boden sackte und bewusstlos liegenblieb. In Folge dürfte der Täter die Geldtasche und das Mobiltelefon des Mannes an sich genommen und die Flucht in unbekannte Richtung ergriffen haben."

Der Familienvater wurde – nach wie vor bewusstlos - gegen 05:20 Uhr von einem Passanten gefunden. Dieser alarmierte sofort die Rettung. Als Florian A. zu sich kam, fragte er sofort nach seinem Sohn. Daraufhin startete eine groß angelegte Suchaktion mit tragischem Ausgang. Feuerwehr, mehrere Polizeistreifen, Diensthunde - alle suchten nach Leon.

Gegen 6:20 Uhr dann die schreckliche Nachricht: der kleine Junge wurde in der Kitzbühler Ache gefunden und tot geborgen, 600 Meter flussabwärts vom Tatort entfernt. "Das Kind dürfte selbständig aus dem Kinderwagen gestiegen und unbeabsichtigt in die Ache gestürzt sein", heißt es weiter im Polizeibericht. Mittlerweile sind die Ermittlungen weiter. "Bei dem Bub wurden bei der Obduktion keine Spuren äußerlicher Gewalt festgestellt, die Todesursache war Ertrinken", erklärte Oberst Katja Tersch, Chef-Ermittlerin des LKA Tirol in BILD. "Der Bub war von Wasser fasziniert, es zog ihn an. Aber an dieser Stelle trennte nur eine Böschung den Weg vom Wasser."

Florian A. befindet sich nach dem Überfall weiterhin im Krankenhaus. "Über seinen gesundheitlichen Zustand liegen mir keine neuen Informationen vor", sagt Oberst Manfred Dummer, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Landespolizeiinspektion Tirol am Mittwoch auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS. Eine Vernehmung sei bisher noch nicht möglich gewesen.

Über die Ereignisse sind auch die Sport-Kameraden vom TSV Rothemann betroffen. Henry Müller aus dem TSV-Vorstands-Team hat von dem tragischen Unglück aus den Medien erfahren und ist über die Tragik, die der Familie widerfahren ist, schockiert. "Wir sind alle sehr erschrocken", sagt er gegenüber O|N über sich und seine Vereinskollegen. Kontakt hatten sie zuletzt während der Spendenaktion, die der TSV vor rund drei Jahren für den behinderten Leon initiiert hatte.

Leon litt an dem äußerst seltenen Syngap-Syndrom. Dabei handelt es sich um einen angeborener Gendefekt. Dieser beeinträchtigt und verlangsamt die motorische und geistige Entwicklung von Kindern. Auch epileptische Anfälle, Schlafstörungen und autistische Züge gehören zum Krankheitsbild. Papa Florian und Mama Sandra machten im Netz bei "Leon & Friends e.V." öffentlich auf das Schicksal von Leon, die Krankheit, Forschungsergebnisse und Therapien aufmerksam. Damit leisten sie wertvolle Aufklärung.

Es ist ein furchtbares Drama, das traurig und wütend macht. Die Ermittlungen der Polizei laufen weiter auf Hochtouren. Bleibt zu hoffen, dass es bald neue Erkenntnisse gibt und der Täter gefasst und für die schreckliche Tat bestraft wird. (ci) +++

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