Föllsche Originale gesucht

Bye bye, Alltagsmenschen! Barockstadt braucht eigene Kunstfiguren

Bei der Tourist-Information am Bonifatiusplatz
Fotos: Marius Auth

27.10.2023 / KOMMENTAR - Seit Ende März haben 44 Betonfiguren in der Altstadt von Fulda die Passanten zum Lächeln gebracht: Die Alltagsmenschen, bewusst lebensnah dargestellt, ob auf dem Sofa, beim Tanzen oder im Wartezimmer, haben die Altstadt von Löherstraße bis Bonifatiusplatz bereichert. Am Montag werden sie abgebaut - Fulda sollte sich eigene Kunstfiguren leisten.


Die lebensgroßen Skulpturen der Künstlerinnen Christel und Laura Lechner aus dem nordrhein-westfälischen Witten sind viel unterwegs: Als Wanderausstellungs-Exponate beleben sie den öffentlichen Raum vor allem deutscher Städte jeweils drei bis sechs Monate. An zwölf Standorten der Fuldaer Altstadt waren sie beliebtes Fotomotiv und Selfie-Point, am Montag werden sie abgebaut. Die Idee, die Alltagsmenschen in die Barockstadt zu holen, hatte das City Marketing Fulda.



Grobschlächtig, aber charmant, alltäglich, aber besonders: Die Betonfiguren sind echte Charaktere, die in Kleidung und Habitus den 1960er-Jahren entsprungen scheinen. Die Tanzgruppe in der Marktstraße bewegt sich zu den Klängen eines Kofferradios, die Bademode der Duscher auf dem Universitätsplatz stammt aus den Wirtschaftswunderjahren: Nostalgie pur und eine Hommage an die ältere Generation, die das Land aufgebaut hat und es sich, in Beton gegossen, nun in der Fußgängerzone gemütlich gemacht hat.



In Städte mit historischem Stadtkern passen die Alltagsmenschen zwar wie angegossen, wirken aber zu beliebig. Wie schön wären eigene Kunstfiguren, die föllsche Eigenheiten aufgreifen! Rhöner Originale, Szenen aus der Foaset, ein Flurgönder-Esser? Die Stadt Fulda sollte einen Ideenwettbewerb ausschreiben, bei dem sich die Bürger beteiligen können, um eigene Alltagsmenschen zu bekommen. (Marius Auth) +++

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