Festspiel-Matinee

Erste Einblicke lassen Großartiges erahnen

Festspiel-Intendant Joern Hinkel.
Fotos: Christopher Göbel

19.06.2023 / BAD HERSFELD - In der nahezu vollbesetzten Bad Hersfelder Stiftsruine hatte die Hersfelder Zeitung am Sonntag zur alljährlichen Festspiel-Matinee eingeladen. Mitwirkende des Theater-Festivals gaben erste Einblicke in die diesjährigen Produktionen oder plauderten mit Verlagsleiter Markus Pfromm, Redaktionsleiter Kai A. Struthoff und Intendant Joern Hinkel aus dem Festspiel-Nähkästchen.



Eröffnet wurde die Matinee mit dem Song "Weil sie ach so heilig sind" aus dem diesjährigen Musical "Jesus Christ Superstar" von Andrew Lloyd Webber. "Wir möchten Ihnen schon vor Beginn der Festspielsaison einen Vorgeschmack geben", so Pfromm. "Es ist spannend, die kreativen Prozesse zu begleiten", fügte Intendant Hinkel hinzu. Und Bürgermeisterin Anke Hofmann hob die Vorzüge der Festspielstadt hervor, die auch den Festspielbesuchern zugute kommen.

Erster Schritt in Richtung Opern-Inszenierung?

Mit "Die Rache der Fledermaus" wird die erste Operette bei den Bad Hersfelder Festspielen auf dem Programm stehen. "Es ist die gleiche Geschichte wie in der 'Fledermaus', aber neu arrangiert und von Stefan Huber inszeniert", sagte Hinkel. Mit der Operette möchte er den ersten Schritt in Richtung Musiktheater gehen. Aber: "Eine Oper können wir nur in Kooperation mit anderen Theatern stemmen". Hinkel ging im Interview auch auf den Eichhof als Spielstätte ein. "Ich liebe den Eichhof und bin sehr froh, dass wir ihn doch auch in diesem Jahr wieder bespielen." "Nein zum Geld" lautet der Titel der Komödie im kleinen Freilichttheater.

Den Beginn des zweiten Aktes von William Shakespeares "König Lear" spielten Charlotte Schwab, Max Herbrechter, Günter Alt, Phillip Henry Brehl, David Moorbach, Bettina Hauenschild, Anna Graenzer und Beatrix Doderer. In der Inszenierung von Tina Lanik ist der Klassiker das Eröffnungsstück der diesjährigen Saison. "Es ist egal, ob man einen Mann oder eine Frau spielt. Es kommt auf die Gefühle und den Text an", so Schwab, die den König verkörpert. Sie hatte den bekannten TV-Schauspieler Max Herbrechter gefragt, ob er den Grafen Gloucester in Bad Hersfeld spielen würde. "Ich habe Lust, wieder mal Theater zu spielen". In seiner sechsten Bad Hersfelder Spielzeit ist Günter Alt dabei, der den Grafen Kent spielt. "Es ist ein Geschenk, hier spielen zu dürfen", so Alt.

Lustiger und musikalischer wurde es bei einer Szene aus dem Familienstück "Das kleine Gespenst". Oliver Urbanski, der sich geradezu darum gerissen hat, das Buch von Otfried Preussler in der Stiftsruine auf die Bühne zu bringen, hat auch die Musik dazu geschrieben. Und es sei verraten: Im "Kleinen Gespenst" wird viel gesungen. "Das Stück passt in diese schön-schaurige Ruine", so Urbanski.

Anstoßen mit Haselnuss-Schnaps

Von "hinter der Bühne" waren Christine Bossert, die Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros, Masken-Chefin Ute Mai und die junge, leitende Bühnenschreinerin Sina Mäusgeier zum Gespräch auf die Bühne gekommen. Sie erzählten ein bisschen davon, was die Zuschauer letztendlich nur als Ergebnis auf der Bühne sehen. Auch Dominic Mäcke, die "Nachteule" war gekommen. Es wird allerdings seine letzte Spielzeit in Bad Hersfeld sein. Mit einem Gläschen des berühmten Haselnuss-Schnapses, der bei den "Nachteulen" so manche Kehle herunterrinnt, stießen die Akteure der Matinee auf die Festspiele an.

Stefan Huber übernimmt neben der "Fledermaus" auch die Regie von "Jesus Christ Superstar", das komplett auf Deutsch gespielt und gesungen wird. Stimmgewaltig und noch mit Klavierbegleitung boten Sidonie Smith (Maria Magdalena), Andreas Bongart (Jesus) und Tim Al-Windawe (Judas) sowie das Ensemble einen klangstarken Vorschau auf das Musical, das auf der biblischen Passionsgeschichte beruht und in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert. "Ich bin in einem katholischen Elternhaus in Limburg aufgewachsen, aber inzwischen aus der Kirche ausgetreten", so Bongart im Gespräch. "Kirche und Christentum sind für mich nicht dasselbe", so der Jesus-Darsteller. Doch auch schon bei den Proben seien Szenen wie die Kreuzigung "bewegend".

Noch knapp zwei Wochen, dann beginnt die Bad Hersfelder Festspielsaison. OSTHESSEN|NEWS wird von den Stücken, dem Rahmenprogramm und mit Geschichten rund um das sommerliche Theater berichten. Das komplette Programm der Saison 2023 findet sich auf der Website der Bad Hersfelder Festspiele. (Christopher Göbel) +++

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