Fünf Jahre nach der Horror-Tat
Bundespräsident Steinmeier: "Die Kugeln rissen sie mitten aus dem Leben"

Fotos: Carina Jirsch
20.02.2025 / HANAU -
"Für manche politischen Kräfte ist Hass zum Geschäftsmodell geworden"
Der Anschlag habe gezeigt, dass Hass eine reale Gefahr ist. Dann wird Rhein deutlich: "Fünf Jahre später müssen wir feststellen - er ist es immer noch. Für manche Kräfte ist er sogar zum Geschäftsmodell geworden. Der Ton wird zunehmend rauer". Der Hass gedeihe schleichend, durch Gleichgültigkeit und Schweigen. "Die große Stärke dieses Landes ist doch gerade: Wir können streiten, ohne uns zu hassen. Gedenken allein reicht nicht aus, wenn wir es nicht mit einer Verantwortung verbinden - mit der Verantwortung, uns gemeinsam für unsere Zukunft einzusetzen. Unsere Aufgabe muss Zusammenhalt sein - heute und in Zukunft", appellierte der Landesvater.Zahlreiche Vorwürfe gegen Sicherheitsapparat und Stadt
Es müsse die Aufgabe jedes einzelnen sein, "gegen Rassismus und Rechtsextremismus, gegen Islamismus und gegen jede, ich betone, jede andere Form der Menschenfeindlichkeit einzutreten". Angehörige hatten schon im Vorfeld über Jahre schwere Anschuldigungen gegenüber dem Sicherheitsapparat und der städtischen Verwaltung erhoben. So war der Notruf etwa nur eingeschränkt erreichbar und der Notausgang einer Kneipe verriegelt gewesen, wodurch diese zur Todesfalle wurde - das sei der Stadt bekannt gewesen."Seit fünf Jahren bleibt mir jeder Bissen im Hals stecken"
Applaus brandete auf, als die Mutter des ermordeten Sedat, Emis Gürbüz, sichtlich aufgebracht erklärte: "Dieses Ereignis ist ein Schandfleck in der Geschichte der Stadt Hanau und Deutschlands". Seit fünf Jahren bleibe ihr jeder Bissen im Hals stecken. "Mein Kind verbringt die schönsten Jahre seines Lebens unter der Erde. Sedats Träume wurden auf grausame Weise zerstört", so Gürbüz.Rassistischer Wahlkampf setzt den Hinterbliebenen zu
Harrsche Worte findet auch Çetin Gültekin. Er ist der Bruder eines Opfers. "Die Brandmauer ist wenige Stunden nach dem Gedenken an Auschwitz zusammengefallen. Es tobt ein rassistischer Wahlkampf, angetrieben von der AfD, doch auch andere Parteien machen dabei mit. Menschen werden wegen ihrer Herkunft unter Generalverdacht gestellt, oder gar zum Sündenbock gemacht. Die schrecklichen Anschläge werden instrumentalisiert.""Politiker spalten und schüren Hass"
Serpil Temiz Unvar ist die Mutter eines der Opfer. "Leider sehe und höre ich in letzter Zeit immer häufiger, wie Politiker spalten und Hass schüren. Die Politik bringt Extremismus und Radikalismus hervor und das ist eine große Gefahr für Deutschland", sagte sie. Statt der wichtigen Migrationsdebatte gebe es einen Wettstreit, wer schneller abschiebt. "Wenn Rassismus salonfähig wird, gibt es Menschen, die sich dadurch bestätigt fühlen. Dann kommt es zu Anschlägen", ruft Said Etris Hashemi, der selbst bei dem Anschlag verletzt wurde und durch die Kugeln des Radikalen seinen Bruder verloren hat, in Erinnerung.
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