O|N-Serie über jüdische Feiertage (5)
Jom Kippur – der Tag, an dem Gott uns verzeiht
Alle Fotos: Martin Engel
26.09.2023 / FULDA - Der Monat Tischrei ist der erste Monat des Jahres 5784 nach dem jüdischen Kalender (= September 2023), und er ist voller Festtage. Es beginnt mit Rosch Haschana (16./17.09., Neujahr), dann folgt Jom Kippur (24./25. 09., Tag der Sühne), den Abschluss bildet Sukkot (ab dem 29.09., Laubhüttenfest). Diese drei Feste hängen zusammen, sie zeigen wie in einem Muster die Schattierungen jüdischen Lebens.
Sejudat Mafseket – die Trennungsmahlzeit
Bei Sonnenuntergang am 24. September um 19:02 Uhr beginnt Jom Kippur. Zuvor speisen alle gemeinsam. Bevor das Mahl beginnt, erfolgt die rituelle Waschung der Hände. Nicht einfach unter fließendem Wasser, nein, man füllt einen Krug mit Wasser und übergießt dreimal jede Hand. Dazu spricht man den Segensspruch: "Baruch ata Ado-naj, Elohenu Melech Ha’Olam, ascher kideschanu bemizwotaw, weziwanu al netilat jadajim – gesegnet seist Du, Gott, unser Herr, König der Welt, der uns durch seine Gebote geheiligt und uns auf das Waschen der Hände verpflichtet hat." Mein Tischnachbar Ingo Rothkegel macht mich darauf aufmerksam, dass man dieses Gebet selbstverständlich nicht in einem Waschraum spricht – das gehört sich nicht. Man spricht es mit noch nassen Händen, wenn man den Waschraum verlassen hat.Ein durch Gebete geprägter Tag
Der Tagesablauf an Jom Kippur ist durch fünf Gottesdienste geprägt. Jeder jüdische Feiertag beginnt am Vorabend mit dem Sonnenuntergang und endet tags darauf beim Sonnenuntergang. Das erste Gebet ist das Kol Nidre, am nächsten Morgen folgen das Schacharit-Gebet und das Mussaf-Gebet, den Abschluss bilden das Minche-Gebet und das Ne’ila-Gebet. Mit dem Blasen des Schofar-Horns wird dieser Feiertag beendet. An Jom Kippur werden die Bücher, die an Rosch Haschana geöffnet wurden, wieder geschlossen. Wer ins Buch des Lebens eingetragen wurde, kann sich mit Gott versöhnen – deshalb wünscht man sich an diesem Tag "Gmar Chatima tova!" – gutes Eintragen.Roman Melamed erklärt der Gemeinde die Bedeutung des Jom Kippur – wie immer auf Deutsch und auf Russisch. Alle Festtage des jüdischen Glaubens bezögen sich nicht unbedingt auf Ereignisse, sondern auf Einstellungen. Jeder Festtag sei deshalb einer bestimmten Einstellung bzw. Geisteshaltung gewidmet, Jom Kippur sei der Tag des Verzeihens.
Ne’ila – die Schließung
Das Abschlussgebet von Jom Kippur ist das "Ne’ila" (= Schließung). Es besiegelt das zu Rosch Haschana geschriebene göttliche Urteil. Man sagt, der Himmel sei für dieses Gebet besonders empfänglich. Das Gebet ist die letzte Möglichkeit, zur inneren Einkehr zu kommen. Mit dem Ende der Jom-Kippur-Feier tragen wir diese Einkehr in uns und mit nachhause – wir haben uns selbst und Gott versprochen, es im neuen Jahr besser zu machen als im alten. Drei Wege führen in ein Jahr, in dem der Erfolg "eingeschrieben und versiegelt" ist und sich der Wunsch von Rosch Haschana erfüllt: "Tschuwa" (= Einkehr im Sinne von Rückkehr zu sich selbst), "Tefilla" (= Gebet im Sinne von Bindung an Gott) und "Zedaka" (= Wohltätigkeit). Ihnen allen "Schana Towa" – ein gutes neues Jahr! (Jutta Hamberger)+++
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