Gegen Geschlechter-Klischees im Sport

Warum der Sport auch bei Genderfragen Hoffnung machen kann

Sport fördert den Zusammenhalt - egal welches Geschlecht.
Symbolfoto: Pixabay

10.09.2023 / KOMMENTAR - In den vergangenen Wochen stellte OSTHESSEN|NEWS in der Serie "Gegen Geschlechter-Klischees im Sport" Personen aus der Region vor, die einen für ihr Geschlecht als "untypisch" deklarierten Sport ausüben. Schnee von gestern ist ein solches Denken nämlich noch nicht – leider. Der Sport bietet mit die besten Möglichkeiten, solche veralteten und abwertenden Klischees endlich aus der Welt zu schaffen.



Die Serie befasste sich lediglich mit einigen Exempeln der Region. Ob im Fußball, Tanzen oder Eishockey, die vorgestellten Persönlichkeiten beweisen, dass man nach positiven Beispielen nicht lange suchen muss. Die meisten Gesprächspartner berichteten ausführlich von ihren Erfahrungen – und vor allem gerne.

Reaktionen der Vereine zeigen, worauf es beim Sport ankommt 

Gerade auf regionaler Ebene sind solche Sportlerinnen und Sportler entscheidend. Sie sind die Gesichter, an denen sich die nachkommende Generation orientieren wird. Vorbilder motivieren, machen Mut und animieren zur Nachahmung. Eventuell sind sie der letzte Funke, der zu einem Gang in den Verein bewegt. 

Gleichzeitig gab es nahezu niemanden, der zu Beginn seiner oder ihrer sportlichen Karriere im Verein auf Zurückweisung gestoßen war. Das ist das positive Fazit. Es hat sich viel gebessert: So herrschen viel Toleranz und Akzeptanz für "Exoten" in den Sportgemeinschaften. Veraltete Denkmuster scheinen hier überwunden, frischer Wind ist gerne willkommen.

Weiterentwicklung der Gesellschaft ist essenzielles Kriterium 

Dennoch gibt es vor allem einen Akteur, der als größtes Hindernis wahrgenommen wird: die Gesellschaft. Sie bestimmt weiterhin das Bild, das wir von bestimmten Personengruppen haben. Selbst der Sport wird von der oberflächlichen Kategorisierung nicht ausgenommen. "Das ist doch nichts für Mädchen!” oder "Ein echter Mann macht doch so etwas nicht!" gehören noch immer zum Alltag und machen den Einstieg in bestimmte Sportarten für viele, vor allem aber junge Menschen unnötig schwer. 

Ja, es gibt biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau. Das bestreitet niemand. Doch Unterschiede sind nicht unüberwindbar und schließen bestimmte Tätigkeiten oder Bewegungen erst recht nicht aus. Das Geschlecht disqualifiziert nicht, jeder und jede kann Wege finden, einen Sport erfolgreich und mit Leidenschaft auszuüben.

Sport sollte der Gesellschaft den Spiegel vorhalten 

Letztendlich geht es im Hobbysportlerbereich allen um dasselbe. Egal für wen, egal für welche Sportart man sich begeistert, Bewegung tut gut, und zwar physisch wie mental. Sport kann bereichernd sein, Kontakte knüpfen, Freundschaften entstehen lassen, ein Lebensgefühl sein. Bei all diesen Dingen ist er idealerweise aber vor allem eins: neutral und unvoreingenommen.
 
Diese Eigenschaft wird am Sport geschätzt, Fairness wird großgeschrieben. Ein Ausschluss bestimmter Geschlechter ist jedoch die Definition der Ungerechtigkeit und gehört nach unzähligen Debatten bis auf höchster Ebene sowie ersten wichtigen Schritten in die richtige Richtung endgültig der Vergangenheit an. 

Zeit für neue Denkmuster 

Deswegen wage ich einen Appell: Lasst uns exkludierende Traditionen und Geschlechterzuweisungen endlich hinter uns bringen. Mädchen in Kontaktsportarten und Jungen mit Interessen in künstlerischen Bereichen dürfen nicht vorgeführt, ausgelacht und ausgeschlossen werden, weder aktiv noch passiv. 
 
Mehr Mut beim Ausprobieren und mehr Skepsis gegenüber alteingesessenen Geschlechterrollen beginnen bei jedem und jeder Einzelnen von uns. Die Frage "Warum denn nicht?", steht dabei im Vordergrund. Der Sport bietet uns pioniergleich die Plattform, uns und die Gesellschaft zu verändern. Nutzen wir diese Chance. (Julia Mondry) +++

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