Gegen Geschlechter-Klischees im Sport
Bäume, Wurzeln und ganz viel Fahrtwind - Mountainbiken können auch Frauen
Fotos: Privat
26.08.2023 / HOFBIEBER -
Helm auf, ein fester Tritt in die Pedale - und schon geht es los. Svenja Scheller ist langjähriges aktives Mitglied und Trainerin im Mountainbikeverein MTB Bieberstein-Langenbieber. Regelmäßig geht es auf ihrem Mountainbike über Stock und Stein. Die 50-Jährige beweist: Dieser Sport ist für alle Geschlechter.
Scheller kam vor über zehn Jahren zum Mountainbikesport. Ausschlaggebend dafür waren ihre Kinder, obgleich sie sich bereits vor dem Mountainbiken gerne auf ein Rad schwang. Doch als diese ihren Weg zum MTB-Verein fanden, blieb auch Mama Scheller. Als Mutter wurde sie von den Trainerinnen und Trainern bei den Einheiten der Kinder eingewiesen, wodurch sie ihre Kenntnisse stets erweiterte.
Nach einiger Zeit übernahm sie deshalb eine Trainingsgruppe. Währenddessen wurden auch ihre Kinder immer erfolgreicher in dem Sport, sodass Scheller feststellte: "Entweder ich mache hier richtig mit, oder ich komme bald nicht mehr hinterher!", sagt sie im Interview mit OSTHESSEN|NEWS. Denn auch ihr Mann ist aktiv im Verein, Familienausflüge durch den Wald boten sich also öfter an.
Scheller fuhr deutschen Vize-Meistertitel ein
Zusammen mit ihrem Mann Tobias übernahm die Hofbieberin schließlich eine weitere Gruppe und trainiert auch im Bikepark. "Ich habe mich immer mehr getraut und meine Ängste und Hemmung abbauen können". Zwar fährt sie Rennen nicht in der Mountainbikedisziplin Down Hill, jedoch ist Scheller in einer anderen durchaus erfolgreich. 2017 wurde sie deutsche Vize-Meisterin im Bergzeitfahren.Die 50-Jährige ist mit Leib und Seele Mountainbikerin, auch zu Hause lässt der Trainingsdrang nicht nach. Hier fährt sie mithilfe eines Programms virtuelle Rennen und bereitet sich auf reale Strecken vor. Selbst die Begeisterung für den Sport klingt bei ihr nicht ab: "Mountainbike Fahren ist total interessant. Man kann einfach überall hin und ist nicht an asphaltierte Straßen gebunden", erklärt sie.
Mountainbike und Rhön passen gut zusammen
Direkt vor der Haustür gibt es ausgezeichnete Trainings- und Fahrbedingungen, sagt sie: "Die Rhön ist für uns klasse. Man ist mitten in der Natur, es gibt Unebenheiten wie Wurzel- oder Steinpassagen, da muss man richtig aufpassen. Aber das macht den Sport ja so aus".Sie selbst habe den sportlichen Ansporn durch männliche Mitfahrer gebraucht und genossen, trotzdem versteht sie die Zurückhaltung vieler Fahrerinnen. Scheller kann von keinen offensichtlichen Hürden im Mountainbikesport für Frauen berichten, "meine Familie steht natürlich zu hundert Prozent hinter mir", sagt sie. Vielmehr überraschte sie die Gesellschaft mit dem zeitlichen Aufwand, den sie in das Training steckte.
Positive Veränderungen motivieren
"Viele glaubten nicht, dass ich das schaffe, Sport, Familie und Haus unter einen Hut zu bringen". Doch der Mountainbikerin gelang es, alles ohne Einbußen miteinander zu verbinden. "Ich bin früh morgens aufgestanden und habe trainiert, während die Kinder schliefen. Wenn sie aufwachten, war ich da, um mit dem Familienalltag zu beginnen". Sie wollte sich nicht davon abhalten lassen, im Sport zu bestehen.Der Radsport hat sich aus ihrer Sicht verändert. Es gebe nun mehr Frauen, auch in ihrem Verein. Riskantere Disziplinen wie Down Hill würden aber eher durch die neue Generation der Mountainbiker gefahren, dort jedoch von Frauen und Männern gleichermaßen. "Ich hoffe, dass ich den Sport noch lange gut ausüben kann und es mir weiterhin so viel Spaß macht, wie das jetzt der Fall ist", erläutert sie.
Als Trainerin bemerkt sie die sportlichen Ambitionen ihrer Vereinsmitglieder: "Die, die wirklich große Erfolge im Mountainbiken einfahren wollen, ziehen es auch durch". Für die neue Generation an Fahrerinnen wünscht sie sich, dass diese sich nicht von der Männerdomäne einschüchtern lassen. "Frauen müssen sich mehr erarbeiten, um mithalten zu können. Aber es ist machbar", motiviert Scheller. (Julia Mondry) +++
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