Gegen Geschlechter-Klischees im Sport

Keine Angst vor blauen Flecken: Ronja Trabandt ist Eishockey-Goalie

Ronja Trabandt ist Goalie für die Jungen Luchse Lauterbach.
Fotos: Privat

07.09.2023 / LAUTERBACH - Das typische Lächeln eines jeden Eishockeyspielers stellen sich die meisten wohl so vor: charmant, aber mit weniger Zähnen als der Durchschnittsmensch. Den Puck sieht trotz Ultra HD meist nur das geübte Auge, generell erscheint der Sport vor allem Außenstehenden als brutal, vor allem, wenn Hockeyschläger und Fäuste fliegen.



Aber dies gehört der Vergangenheit an. Schoner, Helme und weitere Protektoren zählen zur Standardausrüstung. Generell geht es beim Eishockey sogar fairer zu als bei so manch anderer Kontaktsportart, auch wenn die ein oder andere kleinere Blessur sicher noch dazugehört. Ronja Trabandt steht für die Lauterbacher Luchse als Goalie im Tor und fängt die Schüsse ihrer männlichen Gegner problemlos ab.

Vom Sofa aufs Eis

Für Ronja fing alles mit einem Eishockeyspiel im Fernsehen an. Zusammen mit ihrer jüngeren Schwester packte sie das Hockey-Fieber. Als Lauterbacherin lag die Lösung nahe: Der EC Lauterbach spielt mit seinem Team, den Luchsen, in der Regionalliga Ost. Für die Youngstars geht es aber zunächst in eine sogenannte Laufschule. Mit fünf Jahren schnürte Ronja die Schlittschuhe und lernte, sich sicher auf dem Eis fortzubewegen.

"Das war am Anfang ungewohnt, weil das Schlittschuhfahren für mich neu war. Mittlerweile ist das aber natürlich kein Problem mehr", sagt die 13-Jährige im Interview mit OSTHESSEN|NEWS. Das Fahren lernen die Nachwuchsspielerinnen und -spieler bereits mit Ausrüstung, später kommen Schläger und Puck dazu, damit auch die Koordination sitzt.

Ronja muss sich beweisen - erfolgreich

Die ersten Schritte waren für Ronja schnell gemacht, doch ganz unkompliziert war es für sie nicht: "Die Jungen haben mich am Anfang nicht ganz ernst genommen und wollten lieber unter sich spielen", erklärt die Torhüterin. Mittlerweile, so Ronja weiter, sehen sie, dass sie auch gut spielen kann und haben Respekt. "Je mehr man sich anstrengt, desto mehr wird man gesehen", weiß sie.

Sie versuchte sich vor der Entscheidung für ihre jetzige Position als Abwehrspielerin, als Goalie fühlte sie sich aber am wohlsten. "Viele denken, dass der Torwart am wenigsten läuft. Aber das ist nicht so. Wir spielen meistens die ganze Partie durch und bewegen uns dabei genauso viel, wie die Feldspieler", klärt sie auf.

Klares Ziel: Nationalmannschaft

Auf dem Eis zählen das Reaktionsvermögen und die Beweglichkeit, denn Eishockey ist die schnellste Mannschaftssportart der Welt. Viermal in der Woche trainiert das Team zusammen. Im Mai holten die Jungen Luchse bei einem Turnier in Hamburg den zweiten Platz. 

Bei der Frage, wer ihr großes Vorbild ist, muss Ronja nicht lange überlegen: "Marc-André Fleury, er ist Goalie, so wie ich und spielt in der NHL. Bei ihm kann ich mir sehr viel abschauen und das motiviert mich", sagt sie. Nichtsdestotrotz ist sie überzeugt, dass das Geschlecht im Eishockey keine Rolle spielt: "Jede Frau kann jeden Sport ausüben, das ist bei uns nicht anders".

Was für sie zählt, ist der starke Teamgeist, der für sie den Sport ausmacht. Die Lauterbacherin spielt zudem in der Hessenauswahl, auch bei den Damen durfte sie bereits ins Tor. Ein klares Ziel für sie ist deshalb die Nationalmannschaft: "Ich würde mich sehr freuen, wenn das klappt. Das ist mein großer Traum". (Julia Mondry) +++



Zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Lotta (links) feiert Ronja (rechts) jeden Erfolg.

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