Gegen Geschlechter-Klischees im Sport
Tanzen ist für Jedermann - "TSG Künzell ist meine Familie"
Foto: MovementPhotos
01.08.2023 / FULDA -
Fünf, sechs, sieben, acht – beim Tanzen kommt vieles zusammen: Koordination, Ausdauer, Teamgeist. Denn Tanzen ist ein Sport und viel mehr als sich einfach zur Musik zu bewegen. Doch auch hier gibt es geschlechterspezifische Vorurteile, und zwar gegen Männer. "Alle Tänzer sind schwul", lautet das abwertende Klischee. Die Tanzsportgemeinschaft Künzell zeigt bereits seit Jahren hochklassige Shows und konnte im Mai einige EM-Podestplätze erreichen. René Mollenhauer, selbst mehrfacher Deutscher Meister sowie Deutscher Vizemeister, ist Tänzer und Trainer bei der TSG und erzählt von seinen Erfahrungen.
René Mollenhauer kennt den Tanzsport schon lange. Mit 18 Jahren fing er an und folgt seiner Leidenschaft nun bereits seit 25 Jahren. Er schöpft aus vielen Erfahrungen, Rückschlägen und Erfolgen und ist noch immer mit ebenso viel Herzblut dabei wie am Anfang.
Seine ersten Tanzschuhe schnürte er im Karnevalsverein, doch nur zwei Jahre später suchte er bereits eine neue Herausforderung: "Ich wollte die Chance nutzen, mich weiterzuentwickeln", erinnert er sich im Interview mit OSTHESSEN|NEWS. So kam es zum Wechsel zur TSG nach Künzell, der er seither treu geblieben ist und sich mittlerweile auch als Jugendtrainer um den tänzerischen Nachwuchs kümmert.
Familiäres Umfeld als Markenzeichen der Gruppe
Was ihn besonders am Tanz begeistert, lässt sich aus seiner Sicht schnell beantworten: "Es ist eine Leidenschaft, bei der man sich unterschiedlich ausrücken kann", sagt Mollenhauer. Er schöpfe seine Stärke vor allem aus der Gemeinschaft, die er in seinem Verein besonders wertschätzt: "Der Sport und gerade die TSG sind wie eine Familie". Auch wenn es in seiner Karriere "immer wieder Hürden und auch Zweifel" gegeben habe, habe er sich davon nie verunsichern lassen, auch dank seiner Tanzkolleginnen und -kollegen.
Mit Vorurteilen sei er, wie wahrscheinlich die meisten Tänzer, auch schon konfrontiert worden. "Tanz wird immer wieder abgetan", berichtet der 43-Jährige. "Das ist kein Sport für Männer" oder "Willst du nicht doch etwas anderes machen?" waren nur zwei der Sätze, mit denen er über die Jahre konfrontiert wurde. Dennoch, konstatiert der Tänzer, sei es heute besser als noch zu seinen Anfangszeiten. Doch egal welche Aussage, ob gezielte Beleidigung oder unterschwelliges Klischee: Mollenhauer nimmt solche Situationen "immer ganz locker" und lässt sich dadurch keinesfalls von seiner Leidenschaft abbringen.
Mollenhauer stand schon vor Filmkamera
Durch die TSG sei er nach Hamburg gekommen und absolvierte dort eine Musicalausbildung. So erhielt er die Möglichkeit, fünf Jahre auf AIDA-Kreuzfahrtschiffen zum Ensemble zu gehören. Zudem brachte das Tanzen eine weitere interessante Wendung: durch eine Bekannte war der Tänzer Teil eines Flashmobs, der für einen Film von Michael "Bully" Herbig gedreht wurde. "Das war großartig und hat unglaublich viel Spaß gemacht!", erinnert sich Mollenhauer und lacht. Ohne das Tanzen wäre ihm eine solche Erfahrung verwehrt geblieben. Schließlich verbringen die Tänzerinnen und Tänzer viel Zeit zusammen. Aktuell trainiert die Gruppe unter der Woche täglich um die drei Stunden, am Wochenende kann es auch schon mal länger werden. Dafür wird bei der Show am 23. und 24. September aber auch alles sitzen.
Mehr Mut zur Leidenschaft
Für die Zukunft der Tänzer wünscht er sich, "dass mehr Jungen mitmachen, sich mehr trauen". Sein Appell an alle, die bisher noch zweifeln und Angst vor den Vorurteilen haben: "Hört nicht auf das, was andere sagen. Macht das, wonach euch ist und ihr Spaß daran habt. Probiert es einfach aus!". Mollenhauer dient als positives Beispiel, was man als Tänzer mit Spaß, Engagement und Durchhaltevermögen erreichen kann: "Es ist noch immer dieselbe Leidenschaft wie am Anfang und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern!". (Julia Mondry) +++
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