Gegen Geschlechter-Klischees im Sport

Eleganz und Konzentration finden bei der Dressur zusammen

Heinrich Damian Brähler (Mitte) gewinnt ein Dressurturnier dank konsequentem Training unter Berücksichtigung der Psyche des Pferdes.
Foto: Bettina Schraps

15.08.2023 / HERBSTEIN - Pure Freiheit, Lebensfreude und Unbegrenztheit. Genau diese Eigenschaften verbinden viele Menschen mit Pferden. Längst sind sie zu treuen Wegbegleitern geworden. Mittlerweile gibt es zahlreiche sportliche Disziplinen, die die Vierbeiner einbeziehen. Eine davon ist die Dressur. Nur wenn Reiter und Pferd eine Verbindung haben und genau aufeinander eingestimmt sind, entstehen beeindruckende Choreografien.



Auch wenn das Feld der Reitsportwettkämpfe auf höchster Ebene gemischt ist, gilt der Sport gerade bei Kindern und Jugendlichen noch weitläufig als "Mädchensport". Sommerferien auf dem Reiterhof, das Pferd als bester Freund. Solche Sätze liest man oftmals in Kinderbüchern, auf dessen Titel ein Mädchen ihr Pferd umarmt. Bei der Dressur gehören zu den besten deutschen Paarungen vor allem Frauen. Doch der Schein trügt, denn auch Männer werden von diesem Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier angesprochen.

Pferde begleiten Herbsteiner von Kindheit an

Heinrich Damian Brähler ist Pferdewirtschaftsmeister aus Herbstein im Vogelsbergkreis. Dort betreibt er sein eigenes Gestüt, trainiert und bildet sowohl Pferd als auch Reiter aus. Selbst nimmt er an Wettkämpfen, unter anderem der Dressur, teil. Bereits früh kam er mit diesen sensiblen Tieren in Kontakt, mit sechs Jahren folgte dann das erste Pony. 

"Das Zusammenarbeiten mit dem Tier ist etwas Besonders. Man hat mit dem Lebewesen zu tun", sagt er im Interview mit OSTHESSEN|NEWS. Deswegen seien Einfühlungsvermögen, Körpergefühl und Rücksicht essenzielle Eigenschaften eines jeden Reiters. Dabei trägt die Individualität des Reiters ebenso zum Erfolg des Gespanns bei, wie die des Pferdes. "Man weiß anfangs nicht, was auf einen zu kommt. Man muss schauen, was das Pferd kann und will", weiß der langjährige Reiter.

Mit seinem Gestüt hat er sich einen Traum erfüllt: "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht". Für ihn haben die großen Tiere bis heute nichts an Faszination eingebüßt, doch das gehe nicht jedem so: "Es gibt immer weniger Menschen, die regelmäßig mit Tieren und vor allem Pferden in Kontakt kommen", merkt Brähler an. Dadurch verlieren viele die Verbindung und das Gespür für den Umgang mit den Tieren.

Feingefühl ist beim Reiten unverzichtbar

Man müsse sich bewusst sein, dass sie reagieren, wie es ihnen ihre Natur vorgibt. Ein wesentlicher Teil dessen ist, dass Pferde scheu sind. So müssen sich vor allem Kinder bei den ersten Kontakten im Klaren sein, dass sie Rücksicht auf die Tiere nehmen müssen. Schnelle Bewegungen oder laute Geräusche stressen die Tiere und sorgen für Unsicherheit.

Zwar sieht Brähler, dass relativ wenige Jungen beim Reiten dabei sind, jedoch lehnt er die Stigmatisierung ab: "Früher war Reiten ein reiner Männersport. Heute bleiben Jungen eher dabei, wenn es gleich um das Sportliche und den Wettkampf geht. Auch auf und mit dem Pferd". 

Der Pferdewirtschaftsmeister ritt bereits zu einigen Siegen im Grand Prix, der schwersten Prüfung im Dressursport. Seine Liebe zu den Pferden hat er nicht verloren und genießt weiterhin die Tage auf seinem Gestüt. (Julia Mondry) +++

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